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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0281

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Ausstellungen und Sammlungen.

2:1


muß zu den Altväterlichen gerechnet werden, die wir mählich ganz
in den Hintergrund drängen. Und wenn wir uns in der Aus-
stellung seiner Arbeit Umsehen, wird man keineswegs sagen können,
daß das Beiseitestellen und Vergessenwerden in diesem Falle
schmählichen Undank für einen einst Lerdienstvollen bedeute. Dies-
mal hat die späte Kritik recht. Doepler hat einige Qelbilder,
eine große Anzahl meist landschaftlicher Aquarelle und ornamentale
Entwürfe (Titelblätter, Tischkarten w.) ausgestellt. Die wenigen
Oelbilder sind Stilleben, nett arrangiert und hübsch ausgeführt.
Aber ich kenne doch mehrere dilettierende Damen, die das nicht
viel schlechter machen können. Dabei sind es Stilleben von der
hier beliebten pathetischen Art. Nur ein Berliner bringt es fertig
in ein Bild, das Eß-
waren darstellt, Pathos
hineinzubringen. Es ist
nicht einmal ein aus-
sprechendes, echtes Pa-
thos, sondern das eines
krähenden Tenoristen.

Das Beste, was Doepler
kann, zeigen seine Aqua-
relle. Technisch sind sie
freilich dem nicht zu ver-
gleichen, was andere
können, und in der Ge-
sellschaft deutscher Aqua-
rellisten würde Doepler
keine glückliche Figur
abgeben. Wie alle Ber-
liner der älteren Schule
sieht er die Formen
zeichnerisch und flach, er
giebt im farbigen Bild
kaum etwas anderes als
mit Farbe gefüllte Um-
risse. Aber in dieser
Einschränkung sind doch
viele der Studien von
der Riviera recht erfreu-
lich. Aus seinem eigen-
sten Gebiete, dem des
ornamentalen Entwur-
fes, schneidet Doepler in
dieser Ausstellung am
schlechtesten ab. Hier hat
er die schnell wechselnde
Mode immer getreulich
mitgemacht und den
Uebergang von der deut-
schen Renaissance, die
aber seine Hauptforce
bleibt, zum Rokoko fix
und findig gefunden.

Man lernt daraus, daß
man leicht Beifall findet,
auch ohne je eigene Ge-
danken zu produzieren,
solange man Modisches
hervorbringt, am leich-
testen dann, wenn die
Mode nur ein Nach-
ahmen alter Kunstfor-
men verlangt. Im Stile
der deutschen Renaissance
und des Rokoko nach-
zuahmen, hat Doepler geschickt verstanden, ohne aber dem, was
er den Vorbildern entlehnt hat, irgend etwas Eigenes hinzu-
zufügen. Er schöpft nicht einmal immer aus der ersten Quelle,
manches ist von Menzel und Burger abzuleiten. Da that es
doch not, daß unter den jüngeren Künstlern einer erstand, der
Doepler auf seinem eigensten Gebiet, dem ornamentalen Zeichnen
im Stile der deutschen Renaissance, aus dem Felde geschlagen
hat. Er hat Doepler entthront, und es ist zu hoffen, daß ihm
nun auch die lohnenden Aufträge zufallen. Das ist Josef
Sattler. Uvei)

— Leipzig. Die Räume des Kunstvereincs bergen zur
Zeit eine aus ca. 70 Werken bestehende Kollektiv-Ausstellung von
Mitgliedern der Münchener Künstlergenossenschaft, zu der die
hervorragendsten Namen beigesteuert haben. l^osoi

-or- Basel. Mit dem 17. März ist in der hiesigen Kunst-
halle die schweizerische Turnusausstellnng eröffnet worden. Bei-
läufig 170 Nummern zählend, setzt sie sich aus 130 Qelbildern,
circa 30 Aquarellen, Pastellen und Radierungen und einigen
Skulpturen zusammen und wird in ihrer jetzigen Gestalt zunächst
die Städte Bern, Zürich und Konstanz besuchen. In Winter-
thur wird die Jurp zum zweitenmale zusammentreten und über
die Aufnahme von Bildern in die zweite Turnusreihe entscheiden.
Der Termin zu dieser zweiten Beschickung ist auf den 30. Juni
gesetzt. Gleichzeitig sind die schweizerischen oder in der Schweiz
niedergelassenen Künstler zur Beteiligung an der Konkurrenz für
die Komposition eines Sittenbildes aus der Römerzeit eingeladen.

Zur Prämiierung hat
der schweizerische Kunst-
verein 1500 Franken
ausgesetzt. Aus der
gegenwärtigen Zusam-
mensetzung der Aus-
stellung verdienen fol-
gende Namen herausge-
hobcn zu werden, wobei
wir bereits Bekanntes
übergehen. Im Genre
seien genannt Bür-
nands „Hirtin",
Grobs Allegorie „Wind
und Welle", Hinder-
ung, D e Mi ch e li, Prof.
Ritters „Vesper", Na-
bels „Bauern", von
auswärtigen Beischlag
und Bauernfeind; im
Porträt sind ehrenwerte
Leistungen von den Da-
men Bion und De-
lorme, ferner von
Burkh. Flury, CH.
Flach, koloristisch fein
empfunden diejenigen
von Hans Lendorf,
charakteristisch interessant
die von Stockmann,
flott die Pastellbilder
und Porträtradierungen
von Piguet. Das Gros
der Bilder schlägt ins
Gebiet der Landschaft,
am besten durch die Na-
men Coutau, Gam-
pert, Jsenbart, Leh-
mann,Meper-Basel,
Wagner, Weichber-
ger, von Steiger
vertreten. Sandreuter
glänzt wiederum als
Kolorist, Robinet als
feiner Detailmaler,
Odier als geschickter
Primavista-Künstler.
Benteli, Nägeli,
Pfhffer, Potter u. a.
vertreten mehr die ältere
Richtung, sehr selbst-
ständig zeigt sich D e g e n-
hard in seiner „Glatt-
alp". In den Aquarellen machen sich besonders bemerkbar
Baumgartner, Jane Soldano, Steiner; sein ist Weich-
bergers Pastell „Apriltag". Unter den Skulpturen ist wohl das
Beste Reymonds Bronzestatuette „Beruhigung". Uvrq

7- 8. Berlin. Die Ausstellung Deutscher Aquarel-
listen im Kunstsalon von Amsler L Ruthardt bringt in
ihrer vierten Vorführung schöne Arbeiten ihrer bewährten Mit-
glieder. Einige, die man ungern vermißt, fehlen, so Hans von
Bartels, dafür sind andere der Gesellschaft neu hinzugetreten,
die, wie Dora Hitz, eine erfreuliche Vermehrung der Vereini-
gung ausmachen. Wenn in früheren Jahren Franz Skarbina
als der führende Meister in der Gesellschaft der deutschen Aquarel-
listen bezeichnet werden konnte, so wird sich das diesmal doch
nicht mehr sagen lassen. Nicht deswegen, weil er geringer er-
 
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