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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Rée, Paul Johannes: Was ist Kunst?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0306

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X. Jahrgang. Gest 16,

15. Mai 1895

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag gehestet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Grschivistrr. von Johann Viktor Araemer.

Wa§ ist Kunst -

von »r. Paul Johannes RtzL (Nürnberg).

sls im vorigen Jahrhundert die philo-
sophischen Köpfe damit begannen, die
Schönheit in den Kreis ihrer spekulativen
Betrachtungen zu ziehen und den geheim-
nisvollen Gesetzen nachzugehen, die dem
künstlerischen Schaffen zu Grunde liegen,
wies Johann Joachim Winckel-
mann mit energischem Fingerzeige auf
die edle Einfalt und die stille Größe der
griechischen Kunst hin und sagte: „Der
einzige Weg für uns, groß, ja, wenn
möglich, unnachahmlich zu werden, ist die
Nachahmung der Alten". Die Kunst hat
diesen Rat befolgt, ist bei der damals
kräftig ausblühenden Altertumswissenschaft
in die Schule gegangen, hat sich des
ganzen Formenapparares der antiken
Kunst bemächtigt und aus ihren mit Eifer
studierten Werken die Knnstregeln abge-
leitet. Sie ist dabei aber weder groß noch
unnachahmlich geworden, sondern brachte
es nur zu verblaßten Abbildern der an-
tiken Schönheit.

Lange währte es, bis die Kunst, noch
länger bis sich der Kunstgeschmack aus den
Banden der Klassicität befreite; immer
wieder wurde der Maßstab für die Be-
urteilung eines Kunstwerks und für das
eigene künstlerische Schaffen aus der Antike
entlehnt, immer wieder die Idealität eines
Kunstwerkes nach Maßgabe seiner Klassi-
cität gekennzeichnet. Und doch war man
im Laufe der Zeit mit Werken der Kunst
bekannt und vertraut geworden, die, wie
die Schöpfungen eines Dürer, Vel-az-
quez, Rubens und Rembrandt wenig oder gar nichts mit der Formenwelt der Antike gemein hatten
und sich doch mit überzeugender Gewalt als große Offenbarungen der Kunst zu erkennen gaben. Diese Werke

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Die Kunst für Alle X.
 
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