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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. verviel. Kunst
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Personal- und Ateliernachrichteil.

2YY

— Berlin. Dem Bildhauer Fr. Kretzschmar-Plauen
m Berlin, von dem polychrome Porträtbüsten auf der großen
Berliner Kunstausstellung, sowie bei Schulte ausgestellt sind,
wurde für seine Bestrebungen auf dem Gebiete der polychromen
Plastik eine staatliche Remuneration zuerteilt. Das Tönungsver-
fahren, welches die Erzeugung einer scheinbaren steinartigen
Stniktur in sich schließt, ist eine eigene Erfindung des Künstlers.

— Paris. Die Ehrenmedaillen des Salons des ek-nnps-
llllysees haben erhalten: E. Hebert für sein Bild „Der Schlaf
des Jesuskindes", der Bildhauer F. A. Bartholdi für die
Gruppe „Die Schweiz, die Leiden Straßburgs während der Be-
lagerung von 1870 lindernd" und der Graphiker Charles
Baude. l^osi

— München. Durch den am 3- Juni infolge eines Un-
glücksfalles plötzlich erfolgten Tod des hierorts lebenden Or.
Konrad Fiedler hat die Kunst einen ebenso opferfreudigen als
verständnisvollen und feinsinnigen Förderer verloren. Ter Ver-
storbene war es, der sich einst des genialen Hans von Marees
annahm, in seinem Besitz befand sich der ganze künstlerische Nach-
laß Marees, der 1891 im Glaspalast zur Ausstellung gelangte
und den sein Besitzer alsdann dem bayrischen Staate zum Ge-
schenk machte, vr. Fiedler gehörte mit zu den Ersten, die für
Böcklins Genie volles Verständnis hatten. Auch als Sammler-
alter Meister und als Besitzer einer auserwählten Galerie war
der Verstorbene in Kunstkreisen sehr geschätzt. ft220s

Berlin. Die großen Rompreise auf den Gebieten
der „Malerei" und der „Architektur" sind jüngst von der Kunst-
akademie zur Verteilung gelangt. Den ersteren errang ein Schüler
des akademischen Meisterateliers für Malerei, der Geschichts- und
Genremaler Ernst Wilhelm Müller aus Schönefeld bei
Leipzig, der seine Studien auf der hiesigen Hochschule für die
bildenden Künste begann und jetzt unter Leitung A. v. Werners
fortsetzt. Seine Arbeiten, die mit den übrigen Konkurrenzarbeiten
öffentlich ausgestellt waren, lassen eine äußerst gute Schule, eine
feine Empfindung erkennen, verraten aber mehr oder minder die
Anlehnung an bekannte Vorbilder. Selbständig ist der junge
Künstler, der erst 28 Jahre alt ist, nur in seinen zahlreichen
Studien vertreten. Den für Architekten bestimmten Preis errang
der Regierungsbaumeister Otto Wilhelm Spalding, am
24. Mai 1863 zu Jahnkow, Kreis Grimmen, geboren, der bei
weitem der geschulteste der sechs Konkurrenten ist und bereits mit
außerordentlich^bedeutenden Arbeiten an die Oeffentlichkeit getreten
ist. Die von Spalding herrührenden Arbeiten zeugen von reicher
Begabung, feiner Erfindung und meisterhaftem Formenverständnis.
Seine Reiseskizzen sind überaus reizvoll und malerisch. — Als
Sieger im Wettbewerbe um den zweiten Michael Beer-Preis ist
unter sechs Bewerbern der Maler Franz Lugan aus Nimkau
in Schlesien hervorgegangen. Er machte seine Studien auf der
Berliner Hochschule und bildete sich sodann auf Studienreisen
insbesondere nach Ungarn, Bosnien, Serbien und Bulgarien
weiter. Seine Arbeiten, die das Leben der slavischen Völker mit
feiner Beobachtung schildern, haben bis jetzt anerkennenswerte
Beachtung gefunden. Gegen die in diesem Jahre getroffenen
Entscheidungen dürsten mißbilligende Stimmen sich kaum erhoben
haben. b>207i

L.-I). München. Nach kurzem Krankenlager verschied
am 8. Juni der Akademieprofesjor Wilhelm von Linden-
schmit, wenige Tage vor vollendetem 66. Lebensjahre. Erst
kürzlich hatte der Künstler im Ausstellungsgebäude am Königs-
platz eine größere Kollektivausstellung seiner und seiner Schüler
Werke veranstaltet und sein hochbedeutendes Können, sowie seine
erfolgreiche Lehrthätigkeit vorgesührt. München verliert in
W. von Lindenschmit einen der bedeutendsten Vertreter der
Historienmalerei im Sinne Pilotys und die Akademie einen vor-
trefflichen Lehrer, dessen zahlreiche Schüler ihm ein dankbares
Andenken bewahren werden. Wir werden in einem ausführlichen
Nekrologe auf das Leben und Wirken des Verstorbenen zurück-
kommen. l42Iks

tr. Düsseldorf. Die Historienmaler Bruno Ehrich
und Wilhelm Döringer malen gegenwärtig Kreuzwegbilder
für die hiesige altehrwürdige St. Lambertuskirche. Das erste
Bild, Christus am Kreuze darstellend, ist vor kurzem eingesetzt
worden. Das Bild ist auf Kupferplattenbeleg gemalt, da diese
Kreuzwegbilder der größeren Haltbarkeit halber nicht direkt aus
die Wände gemalt werden sollen. Die Bilder und Rahmen sind
im Baustil der Bauzeit der Kirche, des 15. Jahrhunderts, und
in kirchlich strengem und edlem Stile gehalten, und dem
Zweck ihrer Bestimmung gemäß als Andachtsbilder gedacht. Die
St. Lambertuskirche wird durch diese Kreuzwegbilder von Ehrich

und Döringer um einen vornehmen künstlerischen Schmuck
reicher.

1,2. Weimar. Die deutsche Kunst hat einen schweren
Verlust erlitten. Albert Brendel, der geschätzte Tiermaler,
ist am 28. Mai d. I. nach kurzer Krankheit ini 68. Lebensjahre
verstorben. Ein hervorragender Vertreter der Tiermalerei, der
besonders Schafe mit der höchsten Naturwahrheit und mit den
feinsten Nüancen ihrer Eigenschaften wiederzugeben vermochte, ist
mit ihm dahingegangen. Groß ist die Zahl der Bilder, in denen
er dieses der Allgemeinheit so nützliche Tier geschildert. Fast
auf allen großen Ausstellungen konnte man seit Jahrzehnten
einen „Brendel" wegen seiner Feinheiten, seines stets warmen,
vermöge eines breiten Vortrages ansprechenden Kolorits bewun-
dern. Nicht wenig trug zur meisterhaften Vollendung der Ge-
mälde das Stimmungsvolle der dargestellten Schafställe, die
meisterhafte, stets hervortretende scharfe Beobachtung und die
gewissenhafte Ausführung bei. Nicht weniger Anerkennenswertes
leistete der Meister in der Wiedergabe des Pferdes, doch nicht in
dem Maße wie in der der Schafe. Am 7. Juni 1827 wurde er
zu Berlin geboren. Auf der Akademie seiner Vaterstadt begann
er seine Kunststudien, die er später eigenartigerweise unter Leitung
des Marinemalers Wilhelm Krause (gestorben 1864) weiter bildete,
um sie schließlich, dem Zuge der damaligen Zeit folgend, in Paris
unter Couture und dem Tiermaler Palizzi zu vollenden. Brendels
Liebe zu den Tieren war so groß, daß er sich vor Paris einen
Papagei kaufte und mit diesem auf der Schulter in die Stadt
einzog. Nachdem er mit seinen Arbeiten bald die Aufmerksamkeit
der Pariser Kunstwelt erregt hatte, baute er sich in der Nähe
von Paris im Park von Fontainebleau ein eigenes Atelier, das
er auch später nach seiner Rückkehr nach Berlin nicht nufgab,
vielmehr in seinem Interesse noch Jahre lang unterhalten ließ,
um dort bei seinen wiederholten Reisen nach Paris arbeiten zu
können. Steffeck, der Pferdemaler gar excellence, ward in Berlin
sein weiterer Meister, der ihn zu den weitgehendsten Studien in
der Berliner Tierarzneischule anregte. Nach seiner demnächst er-
folgten Rückkehr nach Paris wurde er den Lehren Krauses voll-
ständig untreu und wurde Tier-
und Landschaftsmaler, Theodore
Rousseau und Troyon sich zu
Vorbildern nehmend. Der Land-
schaft entsagte Brendel mit der
Zeit zwar immer mehr und mehr,
doch bildete sie auf seinen Bildern
immerhin eine beachtenswerte,
mit vollendeter Meisterschaft durch-
gesührte Zugabe. Seine Arbeiten
sind in allen bedeutenderen
Sammlungen des In- und Aus-
landes vertreten. Die in der
Berliner Nationalgalerie befind-
liche „Heimkehr der Schafe zum
Dorf" dürfte zu seinen hervor-
ragendsten Arbeiten zählen. Im
Jahre 1875 siedelte er definitiv
nach Weimar über, übenrahm
eine Professur an der Kunstschule
daselbst, die sich von 1881 bis
1884 unter sein Direktorat stellte,
und an der er bis zu seinem
Lebensende eine gewissenhafte und
fruchtbare Lehrthätigkeit ausübte.

Er errang zahlreiche Medaillen
und die Mitgliedschaft verschie-
dener Akademien. Sein Andenken
als ein scharf beobachtender und
fein empfindender Meister wird
fortleben. fteosj

tr. Düsseldorf. Am 23.

Mai starb an einer Lungenent-
zündung der Tiermaler Johann
Deiker im 73. Lebensjahre. Er
war wie sein ihm im Tode vor-
angegangener Bruder Karl
Friedrich (gestorben 1892) in
Wetzlar geboren und erhielt wie
dieser seine erste künstlerische Aus- Ein blauer Flügel.
bildllNg Von seinem Vater HeiN- van Fernand Ahnoxsf.
rich Deiker, welcher Zeichenlehrer ^m-rn. Uunstausst. wss de- Vereins

am Gymnasium zu Wetzlar bUd. Aünstler (Ser.) zu München.

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