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Die I. Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst zu München 1895
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0470
Die I. Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst zu München 189s.
27Z
Worgennebrl. von Gtto 5inding.
Die >. Aufstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Ärmst
zu München 1895.
Christliche Kunstausstellungen Pflege ich mit keinen
allzugroßen Erwartungen zu betreten — findet man da
doch gewöhnlich mehr Christentum als Kunst und nicht
immer Christentum bester Sorte.
Die vor drei Jahren gegründete Gesellschaft für
christliche Kunst hat es sich — ihrem Programm nach —
zur Aufgabe gemacht, gegen die konventionelle und un-
künstlerische Fabrikware, die den Kunstmarkt überflutet,
unsre Kirchen verunziert, zu kämpfen, und will mit
ihrer Ausstellung „eine Kundgebung echter Künstlerschaft
gegenüber einer zur Schablone herabgesunkenen Mache
herbeiführen, einen Protest der wahren Kunst gegen eine
Scheinkunst, Nichtkunst, veranlassen". Die Gesellschaft
will sich ferner keineswegs „den unleugbaren Errungen-
schaften der Kunst unsrer Tage abwenden, sondern durch
weise Nutzbarmachung derselben ein neubelebendes Element
einfügen".
Die Ausstellung, in den Räumen des Kgl. Kunst-
ausstellungsgebäudes geschmackvoll arrangiert, umfaßt
Gemälde, Plastik, Glasmalerei, Architektur und kirch-
liches Kunstgewerbe, zusammen etwa 110 Nummern.
Unter den Gemälden befindet sich wenig Neues, eine kurze
Aufzählung der besten genügt deshalb: Baumeister,
Erinnerungsbild, Dasio, „St. Sebastian", Feld mann,
„Der Jüngling zu Nain" und „Mariä Opferung",
Fellermeyer, „Pieta", Glötzle, „Golgatha", F. A.
v. Kaulbach, „Hl. Cäcilie" (Skizze), Max, „Heilige",
Schmuz-Baudiß, „Am Grabe", Simm, „Madonna"
(dekor. Entwurf), Anton Stockmann, „Vermählung",
E. Zimmermann, „Christus erscheint dem Thomas",
„Anbetung". Neu ist eine liebenswürdige Madonna
mit Hirten, von Defregger. Martin Feuerstein
bewährt in seinen verschiedenen Arbeiten (Christus als
Kinderfreund, Entwurf zur Ausmalung einer Kirchenapsis,
Kartons zu Glasgemälden) ein ungemein sicheres Können,
die Komposition ist äußerst geschmackvoll, Frauen und
Kinder sind von großer Anmut. Hubers großer Glas-
fensterentwurf ist eine treffliche kraftvolle Arbeit, während
Gebh. Fugels, „Himmelfahrt Mariä", trotz hübscher
Einzelheiten zu konventionell in der Komposition und zu
stimmungslos in der Malerei ist. Ganz hervorragende
Arbeiten sind zwei lebensgroße Einzelfiguren der Pro-
pheten Jesaias und Ezechiel von Leo Samberger,
voller Leben und wuchtiger Auffassung. Die Plastik
bringt sehr schöne Arbeiten von Albertshoser (zwei
Apostel), eine schöne größere Holzschnitzerei, „Marien-
27Z
Worgennebrl. von Gtto 5inding.
Die >. Aufstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Ärmst
zu München 1895.
Christliche Kunstausstellungen Pflege ich mit keinen
allzugroßen Erwartungen zu betreten — findet man da
doch gewöhnlich mehr Christentum als Kunst und nicht
immer Christentum bester Sorte.
Die vor drei Jahren gegründete Gesellschaft für
christliche Kunst hat es sich — ihrem Programm nach —
zur Aufgabe gemacht, gegen die konventionelle und un-
künstlerische Fabrikware, die den Kunstmarkt überflutet,
unsre Kirchen verunziert, zu kämpfen, und will mit
ihrer Ausstellung „eine Kundgebung echter Künstlerschaft
gegenüber einer zur Schablone herabgesunkenen Mache
herbeiführen, einen Protest der wahren Kunst gegen eine
Scheinkunst, Nichtkunst, veranlassen". Die Gesellschaft
will sich ferner keineswegs „den unleugbaren Errungen-
schaften der Kunst unsrer Tage abwenden, sondern durch
weise Nutzbarmachung derselben ein neubelebendes Element
einfügen".
Die Ausstellung, in den Räumen des Kgl. Kunst-
ausstellungsgebäudes geschmackvoll arrangiert, umfaßt
Gemälde, Plastik, Glasmalerei, Architektur und kirch-
liches Kunstgewerbe, zusammen etwa 110 Nummern.
Unter den Gemälden befindet sich wenig Neues, eine kurze
Aufzählung der besten genügt deshalb: Baumeister,
Erinnerungsbild, Dasio, „St. Sebastian", Feld mann,
„Der Jüngling zu Nain" und „Mariä Opferung",
Fellermeyer, „Pieta", Glötzle, „Golgatha", F. A.
v. Kaulbach, „Hl. Cäcilie" (Skizze), Max, „Heilige",
Schmuz-Baudiß, „Am Grabe", Simm, „Madonna"
(dekor. Entwurf), Anton Stockmann, „Vermählung",
E. Zimmermann, „Christus erscheint dem Thomas",
„Anbetung". Neu ist eine liebenswürdige Madonna
mit Hirten, von Defregger. Martin Feuerstein
bewährt in seinen verschiedenen Arbeiten (Christus als
Kinderfreund, Entwurf zur Ausmalung einer Kirchenapsis,
Kartons zu Glasgemälden) ein ungemein sicheres Können,
die Komposition ist äußerst geschmackvoll, Frauen und
Kinder sind von großer Anmut. Hubers großer Glas-
fensterentwurf ist eine treffliche kraftvolle Arbeit, während
Gebh. Fugels, „Himmelfahrt Mariä", trotz hübscher
Einzelheiten zu konventionell in der Komposition und zu
stimmungslos in der Malerei ist. Ganz hervorragende
Arbeiten sind zwei lebensgroße Einzelfiguren der Pro-
pheten Jesaias und Ezechiel von Leo Samberger,
voller Leben und wuchtiger Auffassung. Die Plastik
bringt sehr schöne Arbeiten von Albertshoser (zwei
Apostel), eine schöne größere Holzschnitzerei, „Marien-