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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0473

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276

Personal- und Atelier-Nachrichten.

WarirnsSnger. von Georg Busch.

kunstreicher, formen- und farbengewandter Pinsel ans die Lein-
wand gezaubert hatte. Während sie von den einen überschweng-
lich gelobt, wurden sie von den anderen ebenso abfällig beur-
teilt. Freilich hatte man von Ritter hier schon viel Besseres
gesehen und durfte auch von einem sonst so eminent tüchtigen
Lehrer und Professor der hiesigen Kunstakademie wohl mit Recht
Vollendeteres erwarten, als diese wirklich für einen solch hervor-
ragenden Meister etwas flachen und immerhin ein klein wenig
kunstlosen Werke uns bieten. Daß man, dem gegenüber, bei
dem nach einer Photographie gemalten, recht tüchtigen Bildnis
von Straßberger, sowohl hinsichtlich des Künstlers, als auch
seines Werkes einen weit weniger strengen Maßstab anlegen
wird, bedarf wohl keiner näheren Erläuterung. Einen, besonders
im Oberteile fein durchgesührten, hübsch beleuchteten Akt im
degagierten Pariser Stile brachte uns I. Kling mit seinem
„Modell im Atelier", wobei hauptsächlich die vielen Details treff-
lich wiedergegeben waren. Auch ein weibliches Pastellporträt von
Groh zeigt von tüchtigem, nach Selbständigkeit ringendem Können
des jungen Künstlers, mährend das Kinder-Doppetbildnis von
K. Hoff juu. durchaus nicht auf seiner sonstigen Höhe stand.
Sicherlich weiß der begabte Künstler mit dem weichen, meisterhaft
behandelten Pastell weit besser umzugehen als wie hier mit der
ihn diesmal nicht von der besten Seite zeigenden Oelmalerei. Gleich-
falls nicht ganz auf der früheren Höhe, namentlich in Betreff
der malerischen Feinheit, waren die Gemälde mit venezianischen
resp. Capri-Motiven von dem reichbegabten M. Wielandt,
der sonst gerade auf diesem Gebiete excellierte, während ein
„Elbufer" von M. Roman, von dem wir sonst nur fein-
gestimmte italienische Landschaftsmotive gewohnt sind, recht stim-
mungsvoll und naturwahr wiedergegeben war. Auch das

„Amsterdamer Fischermädchen" von Huisken und ein Damen-
porträt in Pastell von Frl. Tschira präsentierten sich sehr vor-
teilhaft. Die letzte Zeit brachte uns hier auch zwei größere
Separatausstellungen bekannter Meister in deren Ateliers. August
Hörler, einer der ältesten und renommiertesten hiesigen Land-
schaftsmaler, führte uns eine große Zahl seiner früheren und
letzthin erst geschaffenen Werke vor, deren flott und groß durch-
geführte, aber zumeist etwas dekorativ wirkende Motive, den
heimischen Wäldern, dem Alpengebiet mit seinen, von dem Künstler
brillant wiedergegebenen Wasserstürzen und dem künstlerisch un-
erschöpflichen Capri entstammen. Hörter hat sich in geschickter
Weise von der älteren, soliden Manier seiner großen Lehrer
Schirmer und Lessing bis fast zur vollkommenen Freilichtmalerei
der Jetztzeit durchgerungen und nimmt jetzt noch unter den
hiesigen Landschaftern als deren Senior einen ehrenvollen Platz
ein. Auch Professor Edmund Kanoldl, der reichbegabte
Schüler Prellers, von dem die andere Ausstellung herrührt, ge-
nießt in hiesigen Künstlerkreisen wohlverdientes Ansehen. Er-
führt uns einen im Aufträge eines rheinischen Kunstfreundes
zur Dekoration von dessen Schlosse bestimmten Cyklus von sechs
in jeder Hinsicht vortrefflichen und wirklich stilvollen Landschafts-
bildern vor, deren ernst und groß durchgeführter, von allen
figürlichen Beigaben freier Inhalt, dem Wunsche des Bestellers
emäß, patriotische Erinnerungen in uns wachruft. Wir er-
licken vor uns die Burgen und Schlösser, die in der politischen
und Kulturgeschichte unseres Vaterlandes eine hervorragende
Rolle gespielt haben, den Hohenstaufen, Hohenzollern und Hohen-
twiel, Nürnberg, Heidelberg und die Wartburg.

— St. Petersburg. Der in Paris lebende Bildhauer-
Marc. Antokolsky hat den Auftrag erhalten, Porträtbüsten
 
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