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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Kaden, Woldemar: Mit fremden Augen, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0084

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Don Waldemar Kaden. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

Licht; es scheint das sanfte und freudliche Lächeln irgend
eines Geistes, der unversehens erschien, unsre Erde zu
besuchen.

Ich blicke nach dem Meere .... der Mond ist
aufgegangen und durch den fernen Lichtstreifen fahren
hin und wieder die schwarzen Gondeln.

O Mond, o Mond, der du die Schatten vertreibst
und die Mysterien verdichtest ....

Das würde eine lange Anrede an den Mond ge-
worden sein, aber der Glöckner kam, mir zu sagen, daß
zur Nachtzeit es niemand gestattet ist, auf dem Turme
zu verweilen; so kam ich zu mir. Ich schloß mit den
Mysterien ab und stieg hinunter, mitten hinein in die
große Welt, die lustwandelte, oder saß und rauchte, oder
Bier trank und Gefrornes aß vor jenen Cafes, so klein
aber so elegant, am Markusplatz.

(Ein Schluß-Artikel folgt.)

8. N. Berlin. Dem Architekten Bruno Schmitz ist ge-
legentlich der Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals an der
Porta Westfalica der Titel eines „Königlichen Professors" ver-
liehen worden. Es ist dies die dritte Auszeichnung, die der
geniale Architekt in diesem Jahre davonträgt. Er erhielt außer-
dem bei der Enthüllung des von ihm entworfenen Denkmals auf
dem Kyfshäuser das Ehrenkreuz dritter Klasse des Fürsten zu
Schwarzburg-Rudolstadt und den Königlich Preußischen roten
Adler-Orden vierter Klasse. Mit einer seltenen Begabung für
monumentale Kunstwerke bildet Schmitz seine Schöpfungen derartig,
daß sie bei eigenartiger origineller und majestätischer Auffassung
doch frei von jeder Üeberschwänglichkeit bleiben und praktisch aus-
führbar sind. Er schuf in diesem Jahre zahlreiche Bauten für
die Berliner Gewerbeausstellung. Nach seinen Entwürfen wurden
n. a. in diesem Jahre neben den bereits erwähnten Monumental-
denkmälern vollendet: Das Siegesdenkmal des Staates Jndiano-
polis zur Erinnerung an die Secessionskriege, das Denkmal für
die Kaiserin Augusla in Koblenz, das am 18. Oktober enthüllt
wurde, während das Denkmal für den Kaiser Wilhelm I. am
„Deutschen Eck" bei Koblenz, das die Rheinprovinz dem Andenken
des Heldenkaisers errichtet, ein zweites Siegesdenkmal zu Indiana-
polis u. a. hervorragende Monumentalarbeiten in der Ausführung
begriffen sind. Der Akademie der Künste zu Berlin gehört Schmitz
seit dem Jahre 1894 als ordentliches Mitglied an.

A- Fraukfurta.M. JnderkünstlerischenThätigkeitunserer
Stadt nimmt die Glasmalerei eine immer mehr hervorragende
Stellung ein. Neben der älteren Glasmalerei-Anstalt von Linne-
mann ist es neuerdings das Atelier von A. Lüthi, dessen vor-
treffliche Erzeugnisse die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Bor-
kurzem erst waren dort die von Lüthi für die neuerbaute Rochus-
kapelle bei Bingen geschaffenen Glasbilder ausgestellt und soeben
hat derselbe Künstler eine besonders umfangreiche, für die „Halle"
eines Berliner Privathauses bestimmte Komposition vollendet.
Es ist ein architektonisch eingeteiltes Fenster, das sich in seinen
Grundformen an die klassischen Vorbilder der mittelalterlichen
Glasmalerei anschließt, ohne dabei eine durchaus persönliche und
moderne Stilempfindung zu verleugnen. Die Figur einer Edel-
dame zu Pferde, von einem Knappen begleitet, bildet den an-
mutigen Mittelteil des Ganzen, eingerahmt von ornamentalen
Füllungen. Frische Zeichnung und brillante Farbengebung zeichnen
in hohem Maße diese Schöpfung aus. ik83ii

— München. Professor Ludw. Herterich Hierselbst,
Heustraße 10, der seit Jahren als Lehrkraft an der Akademie der
Künste, wie auch in der Malschule des Vereins der Künstlerinnen
thätig ist, hat, wie wir hören, eine eigene Malschule für Damen
gegründet. Wir wollen darauf umsomehr Hinweisen, als Ludwig
Herterich zu den künstlerisch bedeutendsten Mitgliedern der „Se-
cession" gehört und seine Schöpfungen den Ausstellungen dieses
Vereins stets zur ganz besonderen Zierde gereichen. Das jüngste
Bild Herterichs, „Ein Sommer-Abend" betitelt, das auf der
heurigew Secessions - Ausstellung vom bayerischen Staat für die
neue Pinakothek erworben wurde, durfte die „K. f. A." in Heft 20
des vor. I. reproduzieren. I.S844j

5Y

— Berlin. Untenstehend bringen wir eine Nachbildung
der unlängst znr Aufstellung gekommenen, und von uns bereits
im vorigen Heft besprochenen Statue der heiligen Gertraut
von Professor Rudolf Siemering. Die Brvnzegrnppe ist in
Lauchhammer nach dem Wachsausschmelzverfahren gegossen worden.
Für diesen Guß hat man das Modell in nur wenige Stücke zer-
legt, die größer waren als es bisher üblich gewesen ist. So ist
beispielsweise die Hauptfigur nur unter dem Gürtel geteilt und
der untere Teil, bestehend aus Figur und Postament mit der
Lilie und den Mäusen, welche Symbole auf die Gertraut-Sage
Bezug haben, zusammen in einem Stück gegossen worden. Daß
dabei der Bronzeguß, der für die Fortschritte der deutschen

Die hl. Gerlrunk. von Rudolf Siemering.

Bildgießerei sprechendes Zeugnis ablegt, alle Feinheiten der Be-
handlung des Bildwerks wiedergibt, ist dadurch erreicht worden,
daß die gesamte Oberfläche des Wachspräparates vom Künstler
selbst überarbeitet worden ist. lssi8;

Ir. Wien. Professor Heinrich von Angeli hat
vom Kaiser von Rußland den Auftrag erhalten, die Kaiserin
Alexandra zu porträtieren. Ter Künstler weilte zu diesem Zwecke
längere Zeit in Darmstadt, wo ihm die bezüglichen Sitzungen ge-
währt wurden. 1682?;

tz Karlsruhe. Am 15. Oktober verstarb, 70jährig, der
Historienmaler Rudolf Gleichauf, der als letzter Zeuge einer
großen künstlerischen Vergangenheit in die ganz anders geartete
Gegenwart hineinragte. Ein begabter Sohn des kunstreichen
Schwarzwaldes (1826 geboren zu Hüfingen bei Donaueschingen)
vollendete er seine Studien in München, Dresden und Frankfurt
unter Schnorr v. Karolsfeld, Cornelius und Moriz v. Schwind

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