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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Hann, Pauline: Etwas über moderne Wertschätzung mittelalterlicher Kunst
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Pecht, Friedirch: Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0123

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yo

Etwas über moderne Wertschätzung mittelalterlicher Aunst. von j). kann. — Weihnachtsbücherschau.

Elmar und Virlhelm nur Fulko dem Schmied, von Uarl Rickelt.

wir freilich nur die Morgendämmerung, aber der neue
Tag wird folgen. Von einem richtigen Prinzip aus-
gehend, wird sie auch den richtigen Ausdruck für das-

selbe finden. Tie erzählende, philosophierende, belehrende
Malerei liegt besiegt und geschlagen auf dem Grunde.
Aus den Ruinen wird neues Leben sprießen.

Weihnachlsbücherschau.

i.

Dreizehnlinden, von Fr. W. Weber, illustr. v. K.
Rickelt. (Paderborn, Schöningh. gebd. 40 M.) — Mit diesem
schönen Gedicht können wir, dank den ganz vortrefflichen Illu-
strationen Rickelts, als mit einer der wertvollsten Gaben unsere
heurige Weihnachtsschan beginnen. Wenigstens wüßte ich nicht,
daß unsere etwas grobkörnigen Herren Väter in der Periode unserer
Geschichte, die sich mit der Cuffiihrmig des Christentums in unsere
Nation und mit seinen langjährigen Kämpjen gegen unsere so weit
poetischere und unserem Vollscharakier entsprechendere heimische Re-
ligion abspieit, jemals so überzeugend und glaubwürdig geschildert
worden wären. Da bleiben Cornelius und Schnorr, ja selbst Alfred
Rethel weit zurück, wie viel großartiger ihre Cbarakterjchildernngen
in den Nibelungen des ersleren oder den Aachener Bildern des
letzteren auch sein mögen. Nicht wenig trägt zu dem Reiz dieser
Darsiellungen die Meinerschast bei, mit welcher der landschaftliche
Teil behandelt ist. Denn da diese ganze Geschichte eines jungen
Helden in Westfalen spielt, so konnte der Künstler hier die
eigene Heimat mit allem Zauber einer reichen und großartigen
Phantasie verklären, was ihm denn auch so gut gelang, daß man
auf jedem Blatte sofort sieht, wie wir uns in Norddeutschland
und unter dessen hartköpfigen, aber kraftvollen Menschen befinden,
unter denen die Westfalen einen so hervorragenden Platz ein-
nehmen.

E Bormann. Humoristischer Hausschatz. (Leipzig.
Selbstverlag. 2V2M.) — Was unserer naiionalen Dichtung auch
heute noch immer am besten gelingt, ja, wo sie allein gegen früher
sogar entschiedene Fortschritte gemacht hat, das ist der Humor.
Davon giebt uns nun dieser urbehagliche „Laibz'ger" in seinem
Buch ein köstliches Beispiel, das jedermann erquicken muß.
Zweierlei aber hat er vor seinen Mustern aus dem vorigen Jahr-

hundert sogar entschieden voraus: Die streng lokale Färbung,
die ihn so viel glaubwürdiger und verständlicher macht, als die
früheren, denn jeder Dialekt und alles Provinziale wirken an sich
schon komisch. Zur schönsten Belebung seiner erhabenen Gesänge
tragen dann ferner die köstlichen Zeichnungen bei, mit denen
eine nicht geringe Anzahl unserer lustigsten Illustratoren sie so
wirksam ergänzt und verziert hat, daß man oft aus dem Lachen
nicht herauskommt. So gerät man denn bald auf die Meinung,
daß dieses ewig durstigen Sängers Phantasien leicht noch fort-
leben dürsten, wenn alle unsere sentimentalen Poeten von heute
schon längst vergessen sein werden. „Der Schalk wird eben nie
zur Last", sondern befreit uns sicherer als jeder andere, wenigstens
für Augenblicke von der etwa allzuschweren Last des Daseins.

Oberländer-Album. 10. Teil (München, Braun L
Schneider, 5 M-). Unter unseren humoristischen Zeichnern ist
Oberländer auch heute noch der wirksamste, weil er den weitesten
geistigen Horizont hat, wie man das auch aus diesem zehnten
Bande seiner in den „Fliegenden" erschienenen Schnurren leicht
wieder ersehen kann. Er ist eigentlich der Idealist unter unseren
Zerrbilderzeichnern, der durch die reichste Phantasie die kleinen
individuellen Züge und Namrbeobachtungen ersetzt, wie man das
z. B. aus dem schönen Liebesverhältnis des „Wüstcnlöwen und
der Seelöwin" ersehen kann, wo uns so rührend deutlich gemacht
wird, daß selbst die Allmacht der Liebe nicht imstande sei, die
Naiur der Tinge zu ändern! Kann man nun ohne Furcht vor
Widerlegung bebaupten, daß keine Nation sich einer künstlerisch-
litterarischen Publikation von solch unverwüstlicher Dauer, solchem
Reichtum an Inhalt wie Formen, solcher Fortbildungsfähigkeit
und Universaliiät rühmen könne, wie sie die durch die ganze
Welt verbreiteten „Fliegenden Blätter" darstellen, so ist es auch
 
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