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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Preisausschreiben – Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0144

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(08

Weib nachts bücherschau — Personal- und Atelier-Nachrichten.

kostete 300 M. — unter den Freunden der Botticellischen Kunst
wieder wach werden. Ganz besonders machen wir auf die Ein-
leitung von LiPPmann aufmerksam.

In der alpinen Litteratur geht es in den letzten Jahren
sehr lebendig zu, jedes Jahr beschenkt uns mit prächtig illustrierten
Monographien, unter denen Theodor Wundts Veröffentlichungen
an erster Stelle stehen. Ein neueres zusammenfassendes Werk
über das ganze Gebiet der Alpen fehlte, jetzt haben wir es, und
noch dazu in prächtiger Gestalt: R. v. Lendenfeld, Aus den
Alpen. Illustriert von E. T. Compton und Paul Hey. (Wien,
F. Tempsky, 2 Bde. eleg. geb. 40 M.). Der Verfasser, Professor
der Zoologie an der Universität Czernowitz, hat augenscheinlich
fast durchweg aus eigener Anschauung geschöpft und versteht
die auf mühsamen Pfaden gewonnenen Eindrücke vortrefflich
zu schildern. Seine Sprache ist, dem Gegenstände angemessen,
warm und edel, seine Darstellungsweise wird in gleicher Weise
den Naturfreund wie den Hochtouristen befriedigen, denn der
Autor ist augenscheinlich ein vortrefflicher Bergsteiger, der auch
vor heikelen Aufgaben des modernen Alpinismus nicht zurück-
scheut. Die Illustration lag bei E. T. Compton und Paul Hey
in den besten Händen, wie das Probebild auf S. 110 zeigt. Land-
schafter und Figurist haben sich hier so glücklich zusammen-
gesunden, daß ihr Werk sich als eine einheitliche erfreuliche Leistung
darstellt, die in ihrer sauberen Druckvervielfältigung sich viele
Freunde erwerben wird. Für Bergsteiger und Naturfreunde
werden Lendenselds „Aus den Alpen" ein freudig begrüßtes
Festgeschenk bilden.

Die einzige Neuigkeit, die mit obigem Werke, besonders wenn
es sich darum handelt, einen Hochtouristen zu beschenken, in Kon-
kurrenz treten kann, ist „Das Matterhorn und seine
Geschichte" von Theodor Wundt. (Berlin, Raimund
Milscher, gebd. 20 M.) Seine früheren Werke „Die Be-
steigung des Cimone della Pala", „Wanderungen in
den Dolomiten" und „Wanderungen in den Am-
pezzaner Dolomiten" haben den Bergsteiger Wundt auch als
Litteraten und Photographen in alpinen Kreisen bekannt und
berühmt gemacht. Auf Grund des neuen uns vorliegenden
Werkes kann man nur feststellen, daß sich Wundt in jeder Be-
ziehung vervollkommnet hat. Wer aus eigener Erfahrung weiß,
wie kostbar gerade beim Ersteigen des Malterhorns jede Minute
ist, in welche ernsten Gefahren ein auch nur kurzer Aufenthalt
die Parthie bringen kann, der wird Wundts Leistungen ganz
besonders schätzen. Sein angeborenes photographisches Genie
erschafft Bilder, die den Naturfreund wie den Kletterer in gleicher
Weise befriedigen; in der photographischen Technik ist Wundt jetzt
soweit, daß er mit den Erzeugnissen seiner Kamera jetzt auch die
Kosten der ornamentalen Buchausschmückung bestreitet. Auch die
Schreibweise Wundts ist reizvoller geworden; gern sieht man
daher, daß das Buch sich nicht bloß auf das Matterhorn be-
schränkt, sondern nebenher auch andere interessante Punkte jenes
Paradieses für Bergsteiger behandelt. Wenn eine Dame das Buch
in die Hand bekommen sollte, so wird sie ein nicht gelindes
Gruseln darüber erfassen, daß Wundt eine Besteigung des Matter-
horns mit seiner jungen Frau, der das Buch gewidmet ist, als
„Hochzeitsreise" unternommen hat. 3.

---München- In der am 4. Dezember abgehaltenen
außerordentlichen Generalversammlung der Künstlergenossen-
schaft gelangte ein Antrag zur Annahme, für die nächstjährige
Kunstausstellung den früheren Modus der Jurywahl beizube-
halten, wonach sämtliche Mitglieder wahlberechtigt sind und die
Wahl schriftlich vollzogen wird, während bei den Jahresausstel-
lungen nur die Aussteller der letzten drei Jahre die Jurywahl
bethäligen und zwar in einer Wahlversammlung. Da der Gesamt-
Vorstand in diesem Beschlüsse der Versammlung eine Gefähr-
dung der künstlerischen Gestaltung der Ausstellung erblicken zu
müssen glaubte, erklärte derselbe seinen Rücktritt. — Zu dieser
offiziellen Mitteilung können wir auf Grund privater Infor-
mationen hinzufügen, daß die Generalversammlung von ca. 200
Mitgliedern der Genossenschaft besucht war, von denen für
Beibehaltung des bisherigen Wahlmodus für Aufnahme- und
Preis-Jury stimmten. Die Majorität, für die hauptsächlich Ed-
mund Blume und der Marinemaler Hans Petersen als Sprecher
auftraten, verfügte demnach nur über der abgegebenen
Stimmen. Nachdem der Vorstand sein Mandat niedergelegt hatte,

erklärten in der allmählich sehr stürmisch gewordenen Versamm-
lung sofort ca. 60 Mitglieder ihren Austritt, denen sich andern Tags
30 weitere angeschlossen haben. Diese ca. 90 Künstler, und zwar
sind es die in künstlerisch modernem Sinne schaffenden Mitglieder
der Genossenschaft, haben die Erklärung abgegeben, daß sie die
nächstjährige Ausstellung unter diesen Umständen überhaupt
nicht beschicken werden. Wie man uns ferner als zuver-
lässig berichtet, wird die j,Secession" nebst ihrem Geschäfts-
führer Adolf Paulus eine gemeinsame Ausstellung im
Glaspalast nur im Verein mit dem alten Vorstand der Genossen-
schaft unternehmen. Auf dem gleichen Standpunkt steht die
Regierung. Die Verhältnisse in der Münchener Künstlerschaft
sind somit verwirrter als je, denn es ist außer Frage, daß die
in der letzten Generalversammlung vorbandene Majorität der
Genossenschaft, ganz abgesehen von der Lokalfrage, allein nicht
imstande sein wird eine würdige internationale Kunstausstellung zu
schaffen. Der Kultusminister Landmann hat somit eine schwerere
Aufgabe zu lösen, als sie bei der ersten Secession in der Genossen-
schaft dem damaligen Minister von Müller gestellt war. Die
Münchener Künstlerschast dürfte sich, schon mit Rücksicht auf das
jetzt zu erbauende Künstlerhaus nicht damit zufrieden geben, daß der
jetzigen Majorität der Genossenschaft das gesamte Bernrögen der
Korporation überantwortet werde.

— München. Der bisherige Geschäftsführer der Künstler-
genossenschaft, Otto Jobelmann, ist wegen Unregelmäßigkeiten
in seiner Geschäftsführung entlassen worden.

tr. Düsseldorf. Professor Eduard von Gebhardt hat
ein neues Bild „Christus am Kreuz" vollendet, welches jetzt
bei Ed. Schulte ausgestellt ist. Die Darstellung ist eine von
seiner „Kreuzigung", welche die Hamburger Kunsthalle besitzt,
wesentlich verschiedene; es ist eine ganz andere Komposition mit
weniger Figuren. An einem sehr hohen aus schlanken Fichten-
stämmen roh gezimmerten Kreuze hängt, den Oberkörper weit
vornüber gebeugt, der verschiedene Heiland. Am Fuße des
Kreuzes, dasselbe mit der rechten Hand umfassend, liegt Maria
Magdalena, aufgelöst im Schmerz, in Ohnmacht. Rechts vom
Kreuze steht Johannes, der Lieblingsjünger des Herrn, der die
auch ohnmächtig zusammenbrechende Mutter des Heilands liebe-
voll in seinen Armen hält. Die Oertlichkeit ist ein inrim be-
handeltes deutsches landschaftliches Motiv, wie E. von Gebhardt
solche bekanntermaßen als Milieu seiner Darstellungen aus der
Geschichte Christi mit Vorliebe wählt. Was auch diesem Bilde
seinen Hohen Wert giebt, ist die ergreifende Wahrheit der Schilderung,
verbunden mit der starken Innerlichkeit, der Tiefe der Empfindung,
die sich darin offenbart. In der Stimmung ist das Bild höchst
ausdrucksvoll und fein und zeigt in der Technik E. von Gebhardt
auf der Höhe seiner reifen Meisterschaft. IKMi;

— München. Professor Ludwig Herterich ist als
Nachfolger des verstorbenen Prof. Grünenwald und Lehrer für die
Zeichenklasse an die Stuttgarter Kunstschule berufen worden. Sein
Scheiden bedeutet einen Verlust für die Münchener Kunst, da
Herterich, wie wir erst jüngst wieder betont haben, zu den tüch-
tigsten und feinsten Individualitäten in den Reihen unserer
Künstler zählte. (esses

— Berlin. Das Kuratorium der Ernst Rerchenheim-
Stiftung, welche letztere für junge befähigte Maler aus den
höheren Semestern der Königlichen akademischen Hochschule für die
bildenden Künste zu Berlin, ohne Unterschied der Konfession,
bestimmt ist, hat in seiner Sitzung vom 2. November d. I. zwei
Stipendien von je 600 M. an die Maler Oscar Heller aus
Stauding in Mähren und Curt Gitschmann aus Breslau
verliehen. l«siry

— Prag. Professor Vaclav Brozrk ist von der Pariser

Akademie der Künste zum Mitglied an Stelle Millais erwählt
worden. s«SK8l

— Gestorben: In München am 8. November der Land-
schaftsmaler Diedrich Langko, geboren am 1. Juni 1819
zu Hamburg; in Weimar der Genremaler Professor Berthold
Woltze; in Wien am 29. November der Kunstschriststeller Or.
Albert Jlg, Direktor der Sammlung von Waffen und kunst-
industriellen Gegenständen des Kaiserhauses; in München der
Kupferstecher und Maler Christian Steinicken. lessq

rb. Turin. Hierorts starb, 79 Jahre alt, der bekannte
Kriegsmaler Cerruti-Beauduc, der von 1848/49 an alle
italienischen Einheits- und Freiheitskämpfe im Bilde verewigt
hat. Seine meisten Werke (am bekanntesten sind „Schlacht von
S. Martins", „Schlacht von Goito", „Reiterangriff von Monte-
bello" und „Einnahme von Somma Campagna") befinden sich
im hiesigen Schloß, im Turiner Museum und im Quirinal zu Rom.
 
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