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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Ritter, William: Nikulae Jon Grigoresco
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0173

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Nikulae Jon Grigoresco.

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sollte. Die Beschäftigung dauerte zwei Jahre, nach deren
Verlauf sich der Künstler im Besitze einer ziemlich an-
sehnlichen Summe befand.

Der Aufschub hatte seinen Wunsch, die Hauptstädte
der Kunst zu sehen, nur gesteigert. Mehr als je be-
geistert, verläßt er 1861 Agapia, und, ohne selbst Bukarest
noch einmal aufzusuchen, schifft er sich in Galatz ein, um
über das Eiserne Thor und Budapest die Donau hinaufzu-
fahren. Er besucht Wien und München und sieht zum ersten-
male in diesen beiden Städten Meisterwerke der Malerei.

Er wanderte weiter, nach Paris. Man muß ihn
selbst seine Aufnahmeprüfung zur ffmole ckss Leaux ^.rts
erzählen hören, nachdem er durch eine vorläufige Prüfung
zur Zahl derjenigen zugelassen worden war, die das
Recht haben, das Examen zu machen. Landschaftsmaler
zu werden, war nun seine Absicht. Man gab den
Bewerbern folgende Aufgabe: „Im Vordergründe ein
Hohlweg zwischen großen Bäumen. Dort kämpfen zwei
Schäfer. In der Mitte spiegelt ein See, dessen Ufer
von Tannen begrenzt werden, die Berge des Hinter-
grundes wieder." Die Aufgabe war in einigen Tagen
auszuführen. Grigoresco sagte sich, daß es nützlich sein
müsse, sich Bäume genau nach der Natur zu zeichnen, reiste
nach Fontainebleau und — verließ es drei Jahre lang nicht.
Damals lernte er die Maler von Barbizon kennen, die
er häufig besuchte. Die Hartnäckigkeit Bodmers bei der
Arbeit, der auch im Winter bei der größten Kälte zwei
oder drei Stunden im Freien arbeitete, feuerte ihn zum
Wetteifer an. Seine Arbeiten aus jener Zeit, die jetzt
selten geworden sind, da er sie entweder selbst zerstört
hat oder sie zerstreut sind, —- starkes Untergehölz im
schönen grünen Dickicht, rote Fußwege mit in der Feuchtig-
keit verfaulten Blättern, — können sich den schönsten
Studien der berühmten Meister derselben Periode an die
Seite stellen.

1864 kehrt Grigoresco zum erstenmale in sein

Vaterland zurück. Er reist durch Galizien, mietet in
Lemberg, wo die Bahn damals endete, einen Wagen
und unternimmt eine große Rundfahrt kreuz und quer-
durch jenes „Halbasien" und besonders durch sein Vater-
land Rumänien, dessen berufenster Maler er werden
sollte.

Im Jahre 1867 finden wir ihn wieder in Paris,
wo er von da bis jetzt ein Absteigequartier hat und
soviel wie in Rumänien arbeitet, in welchem Lande er
im allgemeinen den Sommer verbringt. In den Jahren
1873 und 1874 bereist er Italien, Griechenland und
besucht auch Konstantinopel. Im Jahre 1876, beim
Ausbruch des russisch-türkischen Krieges, hört er den
Aufruf Jean Bratianos in Paris. Er folgt der
rumänischen Armee auf den Kriegsschauplatz und wird
offiziell beauftragt, ihre Heldenthaten zu verherrlichen.
Was er während dieses Feldzuges geschaffen, zählt zu
den schönsten Kriegsbildern unserer Zeit. Ich kenne nur
ganz Wenige, die so gut wie er in ihren Werken dem
Haß der wilden Schlächtereien Ausdruck gegeben, die
der hohen Kulturstufe, auf der wir zu stehen behaupten,
unwürdig sind. Als Menschenfeind kommt er von der
Donauebene und von den Feldern bei Plewna zurück.
Von seiner früheren guten Laune ist ihm blos ein
Lächeln, ein Lächeln des Mannes der feinen Gesellschafts-
kreise, geblieben, das nur die vollkommenste Verachtung
der Menschheit im allgemeinen verschleiert. Die Helden-
thaten, die er gesehen, sind zu sehr durch Thaten aus-
geglichen, die bezeugen, daß die Bestialität und Barbarei
im Menschen ewig fortdauern.

Seine wilden Schlachten, wo die Luft mit Feuer
erfüllt scheint und der Schnee mit Blut überströmt ist,
seine Gefangenenzüge in Bulgarien längs der aufge-
weichten Straßen, seine Munitionskarren in den schlam-
migen Schluchten der Donauufer, seine Wachtposten in der
Dämmerung und im fieberhaften Nebel der Niederungen,

Dir Schlacht bri Smardan. von A. I. Grigoresco.
 
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