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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Ritter, William: Nikulae Jon Grigoresco
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0174

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von William Ritter.

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Transport von Lebensmitteln, von N. Grizoresco,

alles dies bildet eine Sammlung glorreicher Dokumente
für Rumänien, dessen Soldaten sich wie Löwen schlugen
und den Russen den Sieg sicherten. Für die Menschheit
freilich sind diese Dokumente weniger glorreich. Es geht
aus den Bildern klar hervor, daß der wahre Ruhm der
Volksführer nicht der ist, an den man gemeinhin denkt;
wohl abemder, welcher darin besteht, das Glück und den
Frieden der Wesen zu sichern, deren Beruf im Leben
es nie gewesen ist, einander zu erwürgen.

Das größte Kriegsgemälde Grigorescos, das wir
hier wiedergeben, „Der Angriff auf Smardan", ist das
Eigentum der Primaria (des Stadtrates) zu Bukarest.
Unsere Leser können selbst über die Leidenschaft, aber
auch über die außerordentliche Einfachheit der Komposi-
tion urteilen; es ist dies der Krieg mit den Augen des
Soldaten, aber nicht mit denen des siegreichen Heer-
führers gesehen. Aber man muß auch wissen, daß dieser
Eindruck umso furchtbarer ist, als er eine solche Leiden-
schaft in der Ausführung nach sich gezogen hat, wie sie
nie ein Kriegsmaler gekannt hat. Weder Meissonnier,
noch de Neuville, noch Detaille haben auch nur geahnt,
daß die Schlacht, durch eine einzige Episode gesehen,
eine solche Synthese werden könnte, wenn sie durch eine
solche packende und furchtbare Ausführung dargestellt
wird. Weder Menzel noch von Werner haben je die
Idee gehabt, ihre Kaltblütigkeit als Diplomaten und
höhere Staatsbeamte zu opfern, um den Schrei des
wilden Tieres im Soldaten während des Kämpfgetümmels
zu verstehen. Man sieht da wirklich eine Art Wut;
es ist von einem gemalt, der, indem er es malte, sein
Leben teuer verkauft haben würde. Und das Unerhörte
dabei ist, daß dieses Riesengemälde, auf dem die Per-
sonen in Lebensgröße dargestellt sind, den Eindruck macht,
als wäre es auf dem Schlachtfelde mit Blitzesschnelligkeit
gemalt. Niemand hat eine Ahnung, daß ein solches
Kunstwerk in Bukarest existiert. Ich fordere alle, die
etwas in der Hauptstadt Rumäniens zu thun haben, leb-
haft auf, die Stadt nicht zu verlassen, ohne auf der
Primaria (dem Rathause) die allmächtig wirkende Zauber-
kraft dieses schrecklichen Gemäldes auf sich wirken zu lassen.

Das genügte ihm nicht. Alle Wunder der Dsara

ronmneasca wollte er der Welt^'zeigen, Volksleben,
Tierwelt, einzelne Typen, Landschaftliches, und so kann
man von seiner Thätigkeit wohl sagen, sie habe dem
Lande eine ganze Malerschule ersetzt. Er erinnert an
jene Rumänen vom Jahre 1848, von denen Rosetti
sagte: Ich weiß nicht, ob die Encyclopädisten, jene
Paten der französischen Revolution, universeller waren.
Als sie in ihr
Land zurück-
kehrten,
waren sie ge-
zwungen,
alles zu ma-
chen: Poesie,

Geschichte,

Polemik,

Verwaltung,

Theater, öf-
fentliche Ar-
beiten. Man
that alles mit
einem Ver-
trauen, einer
Energie son-
dergleichen.

Der Glaube,
den diese
Männer an
sich selbst und
an ihre Mis-
sion hatten,
rettete alles!

So hat in der
Kunst Grigo-
resco Glau-
ben in dop-
pelter Weise:
den Glauben
an sich selbst
und den
Glauben an
 
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