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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer St. Lukas-Ausstellung 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0179

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Die Düsseldorfer St. Lukas-Ausstellung <896. von lv. von (Dettingen.

I5L

Vorbeimarsch der Gefangenen von Plewna. von N. H. Grigoresco.

in sie gelegt hatte: bunter Schimmer, sonnig-bläulicher
Dunst, massive Wirkung ausgedehnter, reicher Getreide-
felder bezeichnen einen neuen Schritt des Meisters —-
sollte aber das Ziel seines Ganges etwa das Kap des
Virtuosentums sein? Wie ein Wegweiser nach diesem
fatalen Ende'aller vornehmen Kunst mutet uns das
Hauptbild Kampfs an: „Die alte Stadt" — einige
Ziegelhäuser und Bäume an stillem Wasser im Abend-
sonnenschein: die ziemlich große Darstellung ist durchaus
pointilliert und wirkt so grob mosaikartig, daß der er-
strebte goldige Schimmer nur für Kurzsichtige, und selbst
für diese nur aus übernatürlicher Entfernung, in die Er-
scheinung tritt. Als ob es nicht minder auffallende und
daher solidere, feinere Mittel gäbe, so leuchtkräftige Töne
zu erreichen! Man sollte meinen, daß ein Künstler seine
schöne Aufgabe, den Kunstsinn des Laien zu erziehen,
nicht dadurch am besten löst, daß er uns an alle Experimente
nnd Spielereien der Malermode gewöhnt
und sich selbst ihr unterlegen zeigt. Wie echt
und nur sich selbst angehörig steht doch gegen-
über den Internationalen OlofJernberg
da! Oft unliebenswürdig hart, ja bis zur
Unverständlichkeit rauh und eigenwillig ist
sein Vortrag; seine Studien und die Technik
seiner Effekte taugen meist nur für Künstler-
augen, die darauf dressiert sind, das ver-
borgene Wesentliche aus scheinbar wüsten
Farbengebirgen herauszuklauben. Wenn
Jernberg aber zahmer aufgelegt ist und
etwas geduldiger ausführt, entzückt er jeden
Kunstfreund durch ein unvergleichlich reines,
wahres Naturgefühl und eine männlich freu-
dige Poesie. Seine kleineren und größeren
Herbst- und Winterlandschaften vom Nieder-
rhein, auch ein Nachtstück, Kühe, die bei
Laternenlicht in den Stall getrieben werden,
gehören zum Bedeutendsten und Wertvollsten
der Ausstellung.

Wie Jernberg unter den Landschaftern,

so steht unter den Figurenmalern Arthur Kampf da. Nach
längerer Pause zeigt er wieder einmal im großen, was er
kann. Mehrere studienartige Bilder — ein Aepfel lesendes
Mädchen, ein Mädchen, das mit thönernem Geräte durch
eine Thür tritt, der Lampionzug der Düsseldorfer Kinder
am Martinsabend — bekunden Kampfs unvermindert
sichere, solide Technik und schlichte Auffassung; sie wirken
jedoch nur als Folien für seine beiden Hauptbilder: „1812"
und „Kevelaer". „Der Herr hat sie geschlagen Mit
Mann und Roß und Wagen", lautet das Thema des
ersteren. Wir sehen, in lebensgroßen Figuren, einen
Zug maroder Franzosen ins deutsche Quartier einrücken.
Es ist Winter; weicher Schnee bedeckt den Boden und die
Dächer einiger Häuser, die sich an die alte Stadtmauer
und das offene Thor anschließen. Im trüben Lichte des
wolkigen Tages wanken die verwitterten Gestalten, waffen-
lose Soldaten von allen Truppenteilen, aus dem Hinter
 
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