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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer St. Lukas-Ausstellung 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0180

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Die Düsseldorfer 5t. Lukas-Ausstellung ^8g6. von Iv. von Dettingen.

tZS

gründe durch den Thorbogen in die Stadt herein; müh-
sam halten sich noch ihre Reihen, gegen Frost, Hunger
und Krankheit schützt selbst die stramme Disziplin Napo-
leons sie aber schwerlich aus die Dauer. Voll Grauen,
doch auch mit Zorn oder voll Mitleid, mit Gleichgültig-
keit und mit Neugier, betrachten die deutschen Städter
diese Zeugen eines furchtbaren Strafgerichtes. Hier haben
wir wieder einmal ein Historienbild, das diese neuerdings
so geringschätzig verurteilte Gattung glänzend rechtfertigt.
Was wir sehen, ist kein „Bilderbogen", keine mühsam er-
fundene „Anekdote",
keine Modellmalerei,
sondern es ist die
Darstellung eines er-
greifenden, bedeut-
samen Vorganges, der
vom Künstler bis zur
letzten Figur durch
und durch mit herr-
licher Wärme mit-
empfunden, nacherlebt
wurde; ein Bild, bei
dem die stupende Tech-
nik sich nicht vorlaut
aufdrängt, sondern
wie es sich gehört als
Dienerin der Idee,
der realen sowohl als
der formalen, auf-
tritt. Dasselbe gilt
von dem anderen Bil-
de, „Kevelaer", das
in wesentlich kleineren
Maßen gehalten ist.

Wir schauen aus der
geöffneten Gnaden-
kapelle in den von
Wallfahrern erfüllten
Vorhof des Heilig-
tums; die Sonne
spielt mit zitternden
Flecken über die bunte
Menge und durch das
Gezweige der Bäume
im Hintergrund.

Während vorn an der
Balustrade mit bren-
nenden Kerzen eine
Reihe Betender, das
Gesicht uns zugewendet, kniet, spielt sich hinter ihnen,
aus der Menge der klebrigen hervorgehoben, aber von
ihr kaum bemerkt, eine erschütternde Szene ab: eine ge-
lähmte Frau, von den Ihrigen unterstützt, breitet in
Sehnsucht und Extase die Arme aus, um Heilung von
dem Wunderbilde zu empfangen. Kaum je hat Kampf,
den man gewöhnlich als Männermaler kennen lernt,
eine solche Tiefe und Wahrheit in der Charakteristik
weiblicher Gemüter und Stimmungen entwickelt wie hier.
Möge ihm beschicken sein, die energische Konzentration,

die diese Bilder zeigen, niemals gegen eine oberfläch-
lichere, eilfertige Malerei zu vertauschen, dann bleibt
ihm sein Ehrenplatz gesichert — und er wird ihn gewiß
mit weit mehr Noblesse behaupten, als sein „Sieger"
es thut, nämlich, wieder eine Ueberraschung!, eine Gips-
büste von seiner Hand, in der er einen lorbeergekrönten
Jüngling mit dem Ausdruck grenzenloser Verachtung und
galliger Laune darstellt.

Auch Alexander Frenz debütiert mit einer
Skulptur, der graziösen Bronzestatuette eines Wasserweibes,

das sich als Trägerin
einer Muschelschale
aus den Wellen er-
hebt. Dieser fein-
sinnige Künstler voll
Geist und Phantasie
versucht sich noch
immer in den ver-
schiedensten Techniken,
und es scheint, daß
die delikatesten ihm
zunächst am besten
liegen. Federzeich-
nungen, Aquarelle,
Lithographien -—
alles wirkt pikant und
künstlerisch, sei es nun
ernst gemeint oder
humoristisch; beson-
ders das Ornamen-
tale glückt dabei vor-
trefflich, es ist ori-
ginell und anregend.
Ins Große übertra-
gen, d. h. als Oel-
bild ausgeführt, sucht
aber der Frenzsche
Kunstgedanke noch
seinen sicheren, über-
zeugenden Ausdruck.
Bei seiner „Nacht",
einer allegorischen Ge-
stalt in Lebensgröße,
will trotz mancher
Feinheit kein rechter
Genuß aufkommen. —
Von Rocholl sieht
man ein Kürassier-
scharmützel und eine
Episode ans der Schlacht bei Mars la Tour, beides in
derber Panorama-Manier gemalt; von Gerhard Janssen
eine skizzenhafte Trinkgesellschaft. Willy Spatz stellt
schöne, tiefempfundene Kartons zu seinen melancholischen,
idealistischen Genrebildern aus und dazu zwei ausgeführte
Oelbilder derselben Gattung. Manche finden, daß seine
Farbe viele Feinheiten des Kartons zudeckt; aber das
Hauptgemälde „Nachklänge", eine träumerische Harfen-
spielerin, überrascht doch durch einen vollen, harmonischen
Accord von sympathischer Klangfarbe.

Der Genius des Friedens führk dir beiden Württemberg. Wappentiere,
von Hubert Netzer.

Bei der Konkurrenz prämiierter Entwurf für das König Karl-Mlga-Denkmal in Stuttgart.
 
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