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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Pariser Studientage: kollegialischer Ratgeber für Malerinnen und solche, die es werden wollen
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0201

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pariser Studientage. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

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selbst in ihrem Kunst-, in ihrem öffentlichen und Privat-
leben bietet, mit allen Poren aufsaugen. Vom Februar
bis Anfang Mai wechseln die interessanten kleinen Aus-
stellungen bei George Petit und Durand Rusl,
der Ausstellungen in ,,1'art nouveau" nicht zu vergessen,
um in den Salons ihren Abschluß zu finden.

Glücklicherweise hat sich auch nach dieser Seite das
Berliner Kunstleben im letzten Jahrzehnt gehoben, die
ständigen Ausstellungen von Gurlitt und Schulte, die
wiederkehrenden internationalen Ausstellungen erschließen
fremdes Kunstleben — und eine einzige Münchener Aus-
stellung bietet oft mehr Anregung als alle Ausstellungen
einer Pariser Saison.

Gewiß in keiner Stadt wird so viel gemalt wie in
Paris. Aber die da malen und die da gut malen, sind
meist nicht Franzosen; die Besnards und Raffaellis
sind Ausnahmen; die Sterne der Salons sind meist
Fremde. Der kraftvolle Norden entsendet Zorn, Edel-
felt, Thaulow — das bewegliche Amerika Harrison, Gari
Melchers, Walter Gay — Boldini ist Italiener.

Alle Nationen haben in Paris studiert, doch haben
sie das eigentliche Resultat nieist in ihre Heimat ge-
tragen, wo es oft kräftigere Blüten treibt, als auf dem
verbrauchten Boden Frankreichs. Zorn hat in Stock-
holm eine freie Akademie gegründet —Krsyer unter-
richtet in Kopenhagen — Liebermann und Skarbina
wirken in Berlin.

In einem aber wird Paris nach wie vor unerreicht
als Kunststadt und unerschöpfte Quelle künstlerischer An-
regung bleiben: als Stadt selbst mit ihren Gegensätzen
von offenherzig südlichem Leben und kaltherziger Millionen-
großstadt, von liebenswürdigem Schmutz und raffinierter
Eleganz, von großer historischer Vergangenheit und
sprühender rauschender Gegenwart. Alle Gesellschafts-
typen sind individualisierter wie im Norden, wo das
Aeußere nur bestimmt ist, den Menschen zu verbergen
— und doch ist das Leben und Treiben wieder ab-
geschliffener, ich möchte sagen: momentaner als in noch
südlicheren Städten — im prickelnden Kunstherzen der
Welt hat alles seine „cpug.rt ck'stenre".

Nicht der Schüler gehe nach Paris, um zu lernen,
nur der Künstler, um zu reifen! ll. kA.

I?. ?t. München. In der Mayrschen Hofknnstanstalt
ist unlängst ein großes Glasgemälde, die Anbetung der Hirten
darstellend, für den Bremer Dom vollendet worden, welches durch
seine ungemeine besonders koloristische Schönheit die Aufmerksamkeit
in ungewöhnlichem Grade fesselt. Von reicher spätgotischer Ar-
chitektur eingerahmt, die vorzugsweise graue und weißliche Töne
in großen Massen enthält, wirkt dadurch die von derselben um-
gebene Figurengruppe außerordentlich farbig und weich zugleich.
Dies gilt speziell von den zum Teil überaus lieblichen Köpfen,
unter denen besonders die aufrecht knieende Madonna selber von
hinreißender Schönheit ist, wie auch die sie umgebenden Kinder
und Engel. Vor allem aber überrascht die so reiche als von
milder Glut durchdrungene Färbung der ganzen Gruppe, und es
ist nichts gewisser, als daß seit Jahren in dieser Beziehung Her-
vorragenderes aus den vielen Münchener Glasmaler-Werkstätten
nie hervorgegangen. Das Verdienst davon gehört größtenteils
Herrn Mayr jr. selber, unter dessen Leitung das Bild ausgeführt
worden, wie er denn die Arbeiten der Anstalt überhaupt durch
seinen hervorragenden Farbensinn adelt. So fällt ja auch die
von ihm herrührende große Rosette in der kürzlich eröffneten
protestantischen St. Lukaskirche durch ihren wunderbaren Farben-
reiz sofort auf, der sie vor allen übrigen Glasgemälden dort
auszeichnet. Je seltener es bei uns ist, daß die so außerordentlichen
Vorteile der Glasmalerei nach dieser Seite hin vollständig ausgenutzt
werden, um so eher muß man darauf aufmerksam machen, wo
dies wie hier mit so viel Einsicht und echtem Talent geschieht.

* , * Berlin. Von dem Kaiser Wilhelm-Nationaldenkmal
wird im Atelier des Künstlers, Professor Reinhold Begas
ein Miniatur-Modell gefertigt, das das gesamte Denkmal ein-
schließlich feiner Umgebung in einer Breite von etwa einem Meter
umfassen wird. Diese verkleinerte Nachbildung wird seinerzeit
in einer besonderen Bronzemischnng für Seine Majestät den
Kaiser hergestellt werden, der diese Miniaturausgabe als Geschenk
verwenden wird. Ein derartiges, vorläufig in bronziertem Gips
ausgeführtes Denkmal erhielt zu seinem 70. Geburtstag der
Großherzog von Baden. — Der Sohn des Künstlers Werner, der
bereits etliche Jahre im Atelier des Meisters thätig war, ist als
Meisteratelierschüler der Akademie immatrikuliert worden. Er
wird als solcher auch ferner des Unterrichts des Vaters teilhaftig
werden. Uosz;

tr. Düsseldorf. Unter den Vorbereitungen für die Feier
von Oswald Achenbachs 70. Geburtstag, dem der erste Artikel
dieses Heftes gewidmet ist, konnte die hiesige Künstlerschaft ein
anderes Jubiläum begehen. Professor Emil Hünten feierte
bereits am lg. Januar das gleiche Geburtstagsfest. Vielfache und.
herzliche Ehrungen wurden dem ausgezeichneten Künstler, einem
der hervorragendsten deutschen Schlachtenmaler zu teil. Kaiser
Wilhelm II. verlieh ihm den roten Adlerorden dritter Klasse; die
Kaiserin Friedrich gratulierte Prof. Hünten, der sich der beson-
deren Gunst ihres verewigten hohen Gemahls, des Kaisers Frie-
drich, zu erstellen gehabt hatte, in einem sehr huldvollen Glück-
wunschschreiben und sandte ihm eine Medaille mit ihrem und des
Kaiser Friedrichs Bildnis. Auch der Kultusminister v. Bosse be-
glückwünschte den Jubilar in einem sehr liebenswürdigen Schreiben.
Bei dem Fest im Malkasten wurde Professor Hünten eine künstle-

vi- Kunst für Alle XII.

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