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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Voll, Karl: Internationale Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0315

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Bildnis. Von Susanne Goldschmidt.

Internationale Kunstausstellungen.

von Ol-. Karl voll. Nachdruck verboten.

Professor Werner Schuch in Dresden veröffentlichte vor einigen Monaten einen Artikel über die Schäd-
ig lichkeit der internationalen Kunstausstellungen („Zukunft" vom 21. November 1896) und erregte damit
ein großes, jedoch nicht verdientes Aufsehen; anch hat er in nicht eingeweihten Kreisen heftige Beunruhigungen
erregt, so daß es Wohl ganz angemessen erscheinen wird, wenn seine Ausführungen ein wenig kommentiert werden.

Der Artikel zerfällt in drei Teile: im ersten wird an der Hand von Zahlen der Versuch gemacht,
darzuthun, daß die deutsche Kunst durch die gar zu häufigen internationalen Ausstellungen dem finanziellen
Ruin nahegebracht sei; dann kommen — in sehr vorsichtiger Form — einige höchst mißliebige Aeußerungen
über die böse Presse, die in ihrem laienhaften Unverstand die ausländische Kunst so thöricht gepriesen habe
und die dadurch mitschuldig sei an den lamentablen Verhältnissen der deutschen Kunst. Dann aber folgt ein
sehr unvorsichtiger, aber auch sehr heftiger Ausfall gegen die Moderne und an diesen knüpft sich ein buntes
Allerlei von betrübten Stoßseufzern, guten Ratschlägen und von freundschaftlichen Versicherungen, daß der
Verfasser es nur gut meine und nur das allgemeine Wohl im Auge habe.

An dem ehrlichen und guten Willen des Herrn Schuch soll nicht gezweifelt werden; aber wenn man
seinen Artikel genau liest, so findet man, auch als Laie, Grund genug zu Zweifeln anderer Art. Gehen wir
zum ersten Punkt: Schädigung der materiellen Interessen der Künstler durch die Internationalen. Es berührt
uns da zunächst sehr unangenehm, daß der Geldstandpunkt so sehr in den Vordergrund geschoben wird. Die
Kunst geht freilich nach Brot, und es lasten große Spesen auf ihr, sogar auf den leichten Gebilden der Malerei;
trotzdem wirkt es unangenehm und läuft ganz und gar den landesüblichen Begriffen von Kunst und Künstlern
zuwider, wenn bei so idealen Fragen wie die über Kunst es eben doch sind, die idealen Beziehungen wenig
oder vielmehr gar nicht erörtert werden. Dem Gelde klebt immer ein peinlicher und nicht gerade reinlicher
Erdenrest an. Aber das ist schließlich Gefühlssache. Herr Schuch behauptet in bedrohlich pathetischem Tone,
daß wir zur Zeit Verhältnisse haben, die bei längerer Andauer „die deutsche Kunst erdrücken, den Künstler
dem Elend preisgeben müssen". Das klingt ja gräßlich, aber er scheint Recht zu haben; denn ihm stehen statistische
Nachweise zu Diensten. Wer vermag etwas gegen die Zahlen! Zahlen beweisen ja. Sie beweisen jedoch nur
dann, wenn sie nicht nur richtig festgestellt, sondern auch richtig erläutert sind. Ein gewiegter Nationalökonom

Die Kunst für Alle XII, 16. 15. Mai 1897.

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