MAXKLEIN GRABRELIEF
MAX KLEIN
(Nachdruck verboten)
Vor einigen dreissig Jahren kam ein junger schlug sich dann nach Breslau, Pest, Wien,
Bursch nach Berlin — hoffnungsstark und München durch und wagte es, an Not und
lebensfroh, denn er hatte bare zwanzig Thaler Entbehrungen gewöhnt, eine Wallfahrt nach
in der Tasche und das galt ihm als ein gross' Rom zu unternehmen — hier studierte er
Vermögen. Hatte er doch schon früh Not und vier Monate lang die Schätze der Antike, der
Sorgen kennen gelernt. In einem kleinen italienischen Renaissance und vor allem Michel-
ungarischen Marktflecken, in Szänto war er angelo. Dabei stärkte sich ihm das Bewusst-
1847 geboren, als Sohn eines mittellosen sein seiner Künstlerkraft. Mittellos, aber
Schullehrers. Früh schon ein nachdenklicher, mit grossen künstlerischen Plänen ging er
in Phantasien sich einspinnender Gesell, hatte aufs neue nach Berlin. Und dort in einer
er es als Lehrling bei einem Kaufmann nicht kleinen Kammer schuf er sein erstes grosses
ausgehalten, dann aber mit seinen geschickten Werk, die Arbeit, die ihn plötzlich berühmt
Händen sich in Miskolz fünf Jahre der Uhr- gemacht hat, jene Gruppe des mit dem Löwen
macherei gewidmet, bis die Ueberzeugung kämpfenden „Germanen im römischen Zirkus",
seines Künstlerberufes bei ihm durchbrach ein kraftstrotzendes Werk, Tier und Kämpfer
und er bei Professor Szandsasz, dem Pester in jedem Muskel angestrafft zum wildesten
Bildhauer, zu kurzer Lehrzeit aufgenommen Lebenskampfe. Auf der Berliner Ausstellung
wurde. Von dort war er mit seinen kleinen wie in Paris erregte es lebhafte Bewunderung,
Ersparnissen unter Fährlichkeiten aller Art in München erhielt es eine Medaille. Der
nach Berlin gekommen, um die Akademie preussische Kultusminister Falk übertrug dem
zu beziehen. Doch er fand keine Aufnahme Künstler die Statuen des Plato und Aristoteles
— so kam es, dass er das Akademiewesen für das Joachimsthalsche Gymnasium — Max
in seiner Kunst später nicht erst zu über- Klein war mit einem Schlage ein anerkannter
winden brauchte. Im Atelier eines genialen Künstler.
Sonderlings von Bildhauer lernte er nun Seitdem hat er unermüdlich mit der Be-
kurze Zeit, erwarb sich durch Arbeiten für geisterung des echten Künstlers und der zähen
Architekten ein bischen Brot und viel Technik, Energie, die ihm von Kindheit an eigen war,
93
MAX KLEIN
(Nachdruck verboten)
Vor einigen dreissig Jahren kam ein junger schlug sich dann nach Breslau, Pest, Wien,
Bursch nach Berlin — hoffnungsstark und München durch und wagte es, an Not und
lebensfroh, denn er hatte bare zwanzig Thaler Entbehrungen gewöhnt, eine Wallfahrt nach
in der Tasche und das galt ihm als ein gross' Rom zu unternehmen — hier studierte er
Vermögen. Hatte er doch schon früh Not und vier Monate lang die Schätze der Antike, der
Sorgen kennen gelernt. In einem kleinen italienischen Renaissance und vor allem Michel-
ungarischen Marktflecken, in Szänto war er angelo. Dabei stärkte sich ihm das Bewusst-
1847 geboren, als Sohn eines mittellosen sein seiner Künstlerkraft. Mittellos, aber
Schullehrers. Früh schon ein nachdenklicher, mit grossen künstlerischen Plänen ging er
in Phantasien sich einspinnender Gesell, hatte aufs neue nach Berlin. Und dort in einer
er es als Lehrling bei einem Kaufmann nicht kleinen Kammer schuf er sein erstes grosses
ausgehalten, dann aber mit seinen geschickten Werk, die Arbeit, die ihn plötzlich berühmt
Händen sich in Miskolz fünf Jahre der Uhr- gemacht hat, jene Gruppe des mit dem Löwen
macherei gewidmet, bis die Ueberzeugung kämpfenden „Germanen im römischen Zirkus",
seines Künstlerberufes bei ihm durchbrach ein kraftstrotzendes Werk, Tier und Kämpfer
und er bei Professor Szandsasz, dem Pester in jedem Muskel angestrafft zum wildesten
Bildhauer, zu kurzer Lehrzeit aufgenommen Lebenskampfe. Auf der Berliner Ausstellung
wurde. Von dort war er mit seinen kleinen wie in Paris erregte es lebhafte Bewunderung,
Ersparnissen unter Fährlichkeiten aller Art in München erhielt es eine Medaille. Der
nach Berlin gekommen, um die Akademie preussische Kultusminister Falk übertrug dem
zu beziehen. Doch er fand keine Aufnahme Künstler die Statuen des Plato und Aristoteles
— so kam es, dass er das Akademiewesen für das Joachimsthalsche Gymnasium — Max
in seiner Kunst später nicht erst zu über- Klein war mit einem Schlage ein anerkannter
winden brauchte. Im Atelier eines genialen Künstler.
Sonderlings von Bildhauer lernte er nun Seitdem hat er unermüdlich mit der Be-
kurze Zeit, erwarb sich durch Arbeiten für geisterung des echten Künstlers und der zähen
Architekten ein bischen Brot und viel Technik, Energie, die ihm von Kindheit an eigen war,
93