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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Zuckerkandl, B.: Ausstellungen in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0278

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c * Das Original im Besitz der
Künstler-Gesellschaft in Zürich

frühlings-erwachen (1880)

D

AUSSTELLUNGEN IN WIEN entrückten, über alle menschlichen Kämpfe er-

habenen, mildliebenden Weltanschauung gefunden,
/. Secession die seine ernste Seele füllte. Achtunddreissig Ge-

ie Secession giebt ihrer neuesten (neunten) Kunst- mälde des Künstlers hat die Secession vereinigt,
schau den Namen einer Meister-Ausstellung. und so eine zusammenfassende Uebersicht seines
Ein Zusammenklang mächtiger Persönlichkeiten, Schaffens gegeben,
hochragender Schöpfer unserer grossen Zeit-
kunst soll das Publikum zu der Erkenntnis
jener idealen Forderungen geleiten, welche
die moderne Kunst erfüllt hat: Segantini, '( i
Klinger und Rodin sind dazu auserwählt
worden. Bei jedem dieser Meister tritt in
impulsivster Kraft eine eigene Weltanschau-
ung vor. Ihre Werke sind mehr als künstle-
rische Schöpfungen: sie sind Ausstrahlungen
dichterisch-philosophischer Konzeptionen, wie
sie in solch unergründlicher Tiefe nur dem
Genie zu eigen sind.

Rodin, der Bildner von Seelenzuständen,
hat den Zusammenhang innerer Regung mit
der Stellung der Glieder zu ergründen ge- .: "<
wusst und dadurch einen Formenreichtum ent-
deckt, der unerschöpflich ist wie die Natur
selbst. In vehementer, visionärer Art stellt er
Menschen dar, in der ganzen Nacktheit ihrer
Seele, in der ganzen Unmittelbarkeit ihrer
impulsiven Bewegungen. Die grosse Einheit
aller Naturformungen ist von ihm erkannt
worden, und aus dem tiefen Einblick in die
Erscheinungen der Natur schöpft er die Kraft
zu der Grösse seines synthetischen Schaffens.
So wirken die ausgestellte Gruppe Die Bürger
von Calais- und der Kopf des Balzac-Monu-
mentes ganz ohne allegorische Zuthaten, allein
durch die Macht des Ausdrucks und der Formen.

In demselben Raum, in welchem die stür-
misch pulsierenden Lebensformungen dieses
Meisters gruppiert sind, blicken wir auf die
hoheitsvoll-reine Weltdichtung des Segantini.
Er, der die Menschen, die Tiere, die Blumen
liebte, er, der in jedem Lufthauch Schönheit
fühlte; er hat in der strahlend klaren Alpen- flötende nymphe

weit die Verkörperung jener unendlich weit- (Kohlezeichnung)

Die Kunst für Alle XVI

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