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dieses Stils beseelt sind die hübschen Putten-
gruppen, welche das Denkmal zieren und von
denen d. Abb. a. S. 196 eine reizende Vorstellung
giebt. Ernstere Töne schlug der Künstler bei
einem Denkmal Kaiser Ludwig des Bayern für
die alte Reichsstadt Weissenburg a. D. an. In
den massigen Formen des romanischen Stils
baute sich da ein imposantes, an Burgformen
erinnerndes Monument auf, das von der, ganz
im Geist der ehrwürdigen Skaligergräber zu
Verona koncipierten Reiterfigur des ritterlichen
Kaisers bekrönt wurde. In lauschigen Seiten-
nischen bargen sich zwei ansprechende Genre-
scenen, die in dem freundlichen Ton des deut-
schen Volksmärchens von den Segnungen des
Waldes erzählten und in zwangloser Weise
an die Wohlthat erinnerten, die der gute
Kaiser seinen Weissenburgern durch schenk-
weise Ueberlassung eines herrlichen Hoch-
waldes an ihre Stadt erwiesen hatte. Hier
sah man ein Dirnlein, vom Holzsuchen er-
müdet, aus einem Quell Wasser mit der Hand
schöpfen, dort sass in Gesellschaft eines zu-
traulichen Rehes ein Knabe im Dickicht dem
Sang der Vögel lauschend (Abb. a. S. 197). Die
ED. BEYRER BILDNISRELIEF
von seltenem Naturgefühl durchwehte Koncep-
tion dieser Nischengruppen Hessen es be-
dauern, dass Beyrer sich nicht häufiger auf
dem dankbaren Gebiet des Genre bethätigte.
Neuerdings hat er uns dafür durch die rei-
zende kleine Hühnermagd („Jugend" betitelt;
Abb. a. S. 186) entschädigt, ein liebenswürdiges
Motiv mit ebensoviel Anmut wie plastischem
Empfinden behandelt.
Interessierten diebesprochenen Monumental-
entwürfe doch vorwiegend von der skulp-
turellen Seite, so überraschte Beyrer mit
einem im letzten Jahre fertig gestellten Modell
für einen Denkmalsbrunnen der Stadt Nörd-
lingen als Architekt von ausgesprochener kon-
struktiver Begabung. Sein Pfeileraufbau, der
einer archaisch stilisierten Löwenfigur zum
Träger dient (s. Abb. a. S. 195), erhebt sich
sicher und schlank in vorzüglichen Propor-
tionen, nur schade, dass der Unterbau des
Brunnenbeckens nicht mit derselben Klar-
heit gelöst erscheint. — Zuletzt hat sich der
vielseitige und vielgewandte Künstler an dem
Wettbewerb um das Goethedenkmal für Strass-
burg beteiligt, wobei er gleich mit drei Ent-
würfen in die Schranken trat. Beyrer hat
den jungen Dichter als schönen, schlanken
Jüngling erfasst, wie er hoch aufgerichtet,
freimütig und erwartungsvoll zugleich in die
Welt hinausschaut. Einmal hat die Figur den
Reitermantel lässig und vornehm um die
Schulter drapiert und scheint im Gehen ein-
zuhalten. Glücklicher noch scheint uns der
andere Entwurf, welcher den jungen Goethe
ohne Mantel ruhig stehend, mit über der Brust
gekreuzten Armen zeigt. Dieses a. S. 79 d. 1.
Jahrganges abgebildete Modell hat, wie unsere
Leser wissen, dem Künstler die verdiente
Auszeichnung des zweiten Preises eingebracht,
eine Ehre, die um so höher anzuschlagen ist,
als bei der Konkurrenz nicht weniger als
siebenundsiebzig deutsche Künstler, darunter
auch Namen von gutem Klang, beteiligt waren.
Dr. H.
WILHELM LEIBL
(geb. 23. Oktober 1844 zu Köln a. Rh.,
gest. 4. Dezember 1900 zu Würzburg)
Nie nach rechts- und linkshinschwankend,
Nur getreu sich selbst als Herrn
Und, an keiner Thorheit krankend,
Nie ein Alter, nie modern,
Gab er uns von deutscher Scholle
Schlichte deutsche Menschen nur —
Selber eine deutsche, volle,
Künstlerische Kraftnatur.
A. Stier
190
dieses Stils beseelt sind die hübschen Putten-
gruppen, welche das Denkmal zieren und von
denen d. Abb. a. S. 196 eine reizende Vorstellung
giebt. Ernstere Töne schlug der Künstler bei
einem Denkmal Kaiser Ludwig des Bayern für
die alte Reichsstadt Weissenburg a. D. an. In
den massigen Formen des romanischen Stils
baute sich da ein imposantes, an Burgformen
erinnerndes Monument auf, das von der, ganz
im Geist der ehrwürdigen Skaligergräber zu
Verona koncipierten Reiterfigur des ritterlichen
Kaisers bekrönt wurde. In lauschigen Seiten-
nischen bargen sich zwei ansprechende Genre-
scenen, die in dem freundlichen Ton des deut-
schen Volksmärchens von den Segnungen des
Waldes erzählten und in zwangloser Weise
an die Wohlthat erinnerten, die der gute
Kaiser seinen Weissenburgern durch schenk-
weise Ueberlassung eines herrlichen Hoch-
waldes an ihre Stadt erwiesen hatte. Hier
sah man ein Dirnlein, vom Holzsuchen er-
müdet, aus einem Quell Wasser mit der Hand
schöpfen, dort sass in Gesellschaft eines zu-
traulichen Rehes ein Knabe im Dickicht dem
Sang der Vögel lauschend (Abb. a. S. 197). Die
ED. BEYRER BILDNISRELIEF
von seltenem Naturgefühl durchwehte Koncep-
tion dieser Nischengruppen Hessen es be-
dauern, dass Beyrer sich nicht häufiger auf
dem dankbaren Gebiet des Genre bethätigte.
Neuerdings hat er uns dafür durch die rei-
zende kleine Hühnermagd („Jugend" betitelt;
Abb. a. S. 186) entschädigt, ein liebenswürdiges
Motiv mit ebensoviel Anmut wie plastischem
Empfinden behandelt.
Interessierten diebesprochenen Monumental-
entwürfe doch vorwiegend von der skulp-
turellen Seite, so überraschte Beyrer mit
einem im letzten Jahre fertig gestellten Modell
für einen Denkmalsbrunnen der Stadt Nörd-
lingen als Architekt von ausgesprochener kon-
struktiver Begabung. Sein Pfeileraufbau, der
einer archaisch stilisierten Löwenfigur zum
Träger dient (s. Abb. a. S. 195), erhebt sich
sicher und schlank in vorzüglichen Propor-
tionen, nur schade, dass der Unterbau des
Brunnenbeckens nicht mit derselben Klar-
heit gelöst erscheint. — Zuletzt hat sich der
vielseitige und vielgewandte Künstler an dem
Wettbewerb um das Goethedenkmal für Strass-
burg beteiligt, wobei er gleich mit drei Ent-
würfen in die Schranken trat. Beyrer hat
den jungen Dichter als schönen, schlanken
Jüngling erfasst, wie er hoch aufgerichtet,
freimütig und erwartungsvoll zugleich in die
Welt hinausschaut. Einmal hat die Figur den
Reitermantel lässig und vornehm um die
Schulter drapiert und scheint im Gehen ein-
zuhalten. Glücklicher noch scheint uns der
andere Entwurf, welcher den jungen Goethe
ohne Mantel ruhig stehend, mit über der Brust
gekreuzten Armen zeigt. Dieses a. S. 79 d. 1.
Jahrganges abgebildete Modell hat, wie unsere
Leser wissen, dem Künstler die verdiente
Auszeichnung des zweiten Preises eingebracht,
eine Ehre, die um so höher anzuschlagen ist,
als bei der Konkurrenz nicht weniger als
siebenundsiebzig deutsche Künstler, darunter
auch Namen von gutem Klang, beteiligt waren.
Dr. H.
WILHELM LEIBL
(geb. 23. Oktober 1844 zu Köln a. Rh.,
gest. 4. Dezember 1900 zu Würzburg)
Nie nach rechts- und linkshinschwankend,
Nur getreu sich selbst als Herrn
Und, an keiner Thorheit krankend,
Nie ein Alter, nie modern,
Gab er uns von deutscher Scholle
Schlichte deutsche Menschen nur —
Selber eine deutsche, volle,
Künstlerische Kraftnatur.
A. Stier
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