-^=ö> PARISER WELTAUSSTELLUNG <^=*-
Quellen neuer Entwickelungen zu speisen. zusammengekommen sind, ist das sicherste
Solche Gedanken drängten sich einem fast Mittel, das Gegenteil von einer Elite-Ausstel-
unvermeidlich auf, wenn man von der Cen- lung in die Welt zu setzen: alle Künstler, die
tennar-Ausstellung in die „Decennale" kam. irgend einmal einer Jury eines der beiden
Das grosse Zeitalter der französischen Ma- Salons angehört haben, hatten Juryfreiheit für
lerei ist vorüber. Noch lebt zwar, von Puvis je acht ihrer Werke! Wenn man die Unver-
de Chavannes abgesehen, eine ganze Reihe von nunft dieser Massregel ganz begriffen hat,
Künstlern, deren Wirken den letzten Abschnitt muss man sich sagen, dass in jedem anderen
dieses grand siecle ausmacht; aber wenigen Lande ausser Frankreich, der Heimat einer
von ihnen scheint es beschieden zu sein, bis nie unterbrochenen, auf solides Können fest
zum Ende ihrer Tage sich auf der einmal er- gegründeten Kunsttradition, eine auf solche
reichten Höhe so zu behaupten, wie es eben Weise zu stände gebrachte Ausstellung un-
der einsame und vornehme Puvis gethan, gleich schrecklicher geraten wäre. Denn wenn
dessen letzte Fresken im Pantheon zu seinen auch an einen reinen Genuss des vielen Guten,
besten Schöpfungen gehören. Freilich ist auch das neben den lärmenden Historienbildern, den
die Decennal-Ausstellung durchaus nicht dazu allegorischen „Maschinen", dem süssen Kitsch
angethan, wirklich hervorragende Werke zur und der jenseits von Gut und Böse ihre
Geltung zu bringen. Die Art, wie ihre Kunst- Existenz fristenden Hausbedarfs-Kunst so mit
werke, alles in allem weit über dreitausend, einherläuft, nicht zu denken ist — es ist doch
Gutes da, und auch sehr vieles, was
nicht künstlerisch ist, ist doch wenig-
stens gekonnt — recht im Gegensatz
zu unserer deutschen Kunst, der es
immer noch allzuoft an dem ein-
fachen, technisch rationellen Können
gebricht.
(Der Schluss folgt im nächsten Hefte)
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
= MÜNCHEN. Das an der Prinzregen-
tenstrasse nach den Entwürfen Gabriel
Seidl's erbaute neue National-Museum ist
am 29. September feierlich eröffnet worden.
Wir verweisen auf die Charakteristik der
prächtigen Schöpfung, welche wir bereits
während ihrer Entstehung in H. 18 d.
14. Jahrg. brachten, wie auch auf den in
H. 7 d. vor. Jahrg. der i Dekorativen Kunst«
enthaltenen, von zahlreichen Innen-An-
sichten begleiteten Aufsatz Hans Willichs.
An Auszeichnungen aus Anlass der Er-
öffnung verlieh der Prinz-Regent u. a. Prof.
Gabr. Seidl den Titel eines Ehrenkonser-
vators des Bayer. Nationalmuseums und
das Ritterkreuz des Verdienstordens der
bayerischen Krone, den gleichen Orden
dem Akademie-Professor Rudolf Seitz,
der die erste Auszeichnung bereits seit
Jahren besitzt, den Michaels-Ürden 4. Klasse
dem Direktor des Nationalmuseums Dr.
Hugo Graf und dem Architekten Hein-
rich Kronenberger. — Der Direktor
der k. Staatsgemäldegalerien Geheimrat
Prof. Dr. Franz von Reber konnte Aus-
gangs September die fünfundzwanzigste
Wiederkehr des Tages feiern, an dem ihm
die Leitung der kgl. Alten Pinakothek über-
tragen wurde. — An die Akademie der bil-
alexandre falguiere kain und abel denden Künste ist auf die durch den
(1331-1900) ;<Saion 1876) *"r Tod Wilhelm Dürr's erledigte Stelle für
(Paris, Jahrhundert-Ausstellung) Korrektur des Abendaktes der Maler Paul
76
Quellen neuer Entwickelungen zu speisen. zusammengekommen sind, ist das sicherste
Solche Gedanken drängten sich einem fast Mittel, das Gegenteil von einer Elite-Ausstel-
unvermeidlich auf, wenn man von der Cen- lung in die Welt zu setzen: alle Künstler, die
tennar-Ausstellung in die „Decennale" kam. irgend einmal einer Jury eines der beiden
Das grosse Zeitalter der französischen Ma- Salons angehört haben, hatten Juryfreiheit für
lerei ist vorüber. Noch lebt zwar, von Puvis je acht ihrer Werke! Wenn man die Unver-
de Chavannes abgesehen, eine ganze Reihe von nunft dieser Massregel ganz begriffen hat,
Künstlern, deren Wirken den letzten Abschnitt muss man sich sagen, dass in jedem anderen
dieses grand siecle ausmacht; aber wenigen Lande ausser Frankreich, der Heimat einer
von ihnen scheint es beschieden zu sein, bis nie unterbrochenen, auf solides Können fest
zum Ende ihrer Tage sich auf der einmal er- gegründeten Kunsttradition, eine auf solche
reichten Höhe so zu behaupten, wie es eben Weise zu stände gebrachte Ausstellung un-
der einsame und vornehme Puvis gethan, gleich schrecklicher geraten wäre. Denn wenn
dessen letzte Fresken im Pantheon zu seinen auch an einen reinen Genuss des vielen Guten,
besten Schöpfungen gehören. Freilich ist auch das neben den lärmenden Historienbildern, den
die Decennal-Ausstellung durchaus nicht dazu allegorischen „Maschinen", dem süssen Kitsch
angethan, wirklich hervorragende Werke zur und der jenseits von Gut und Böse ihre
Geltung zu bringen. Die Art, wie ihre Kunst- Existenz fristenden Hausbedarfs-Kunst so mit
werke, alles in allem weit über dreitausend, einherläuft, nicht zu denken ist — es ist doch
Gutes da, und auch sehr vieles, was
nicht künstlerisch ist, ist doch wenig-
stens gekonnt — recht im Gegensatz
zu unserer deutschen Kunst, der es
immer noch allzuoft an dem ein-
fachen, technisch rationellen Können
gebricht.
(Der Schluss folgt im nächsten Hefte)
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
= MÜNCHEN. Das an der Prinzregen-
tenstrasse nach den Entwürfen Gabriel
Seidl's erbaute neue National-Museum ist
am 29. September feierlich eröffnet worden.
Wir verweisen auf die Charakteristik der
prächtigen Schöpfung, welche wir bereits
während ihrer Entstehung in H. 18 d.
14. Jahrg. brachten, wie auch auf den in
H. 7 d. vor. Jahrg. der i Dekorativen Kunst«
enthaltenen, von zahlreichen Innen-An-
sichten begleiteten Aufsatz Hans Willichs.
An Auszeichnungen aus Anlass der Er-
öffnung verlieh der Prinz-Regent u. a. Prof.
Gabr. Seidl den Titel eines Ehrenkonser-
vators des Bayer. Nationalmuseums und
das Ritterkreuz des Verdienstordens der
bayerischen Krone, den gleichen Orden
dem Akademie-Professor Rudolf Seitz,
der die erste Auszeichnung bereits seit
Jahren besitzt, den Michaels-Ürden 4. Klasse
dem Direktor des Nationalmuseums Dr.
Hugo Graf und dem Architekten Hein-
rich Kronenberger. — Der Direktor
der k. Staatsgemäldegalerien Geheimrat
Prof. Dr. Franz von Reber konnte Aus-
gangs September die fünfundzwanzigste
Wiederkehr des Tages feiern, an dem ihm
die Leitung der kgl. Alten Pinakothek über-
tragen wurde. — An die Akademie der bil-
alexandre falguiere kain und abel denden Künste ist auf die durch den
(1331-1900) ;<Saion 1876) *"r Tod Wilhelm Dürr's erledigte Stelle für
(Paris, Jahrhundert-Ausstellung) Korrektur des Abendaktes der Maler Paul
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