august gaul
(Ausstellung der Berliner Secession)
löwin
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
l_J AMBURG. Zwei interessante Ausstellungen gehen
* * in unserer Stadt jetzt parallel neben einander
her. Unserem im Jahre 1869 gegründeten Kunst-
und Gewerbe - Museum wurde ein -Pariser Salonc
einverleibt, der die auf der letztjährigen Ausstellung
in Paris gemachten Ankäufe enthält: eine Verbin-
dung von leichten Formen und lichten Farben, ge-
schwungenen Linien, die an die bacchischen Reigen
der Festjungfrauen aus antiker Zeit erinnern, Gerippe
von Blättern und Kelche von Blumen, in reizende
Nutzformen umgegossen; während in dem im vorigen
Jahre entstandenen, modernen Kunstsalon Commeter
eine Ausstellung von Werken der Meister von Fon-
tainebleau aufgemacht wurde, derselben Männer
also, die diese Liebe für das Lichte und Leichte,
für Blume und Blatt, und für das Intime in der
Natur in die Herzen der Menschen gesäet haben.
Es ist ein freundlicher, wohlgesinnter Zufall, der
diese beiden Ausstellungen, nur durch ein paar
Strassen von einander getrennt, neben einander ge-
stellt hat. Denn dadurch ist Gelegenheit zum Ver-
gleichen geboten, und indem wir das Neue und
Moderne in dem alten staatlichen Museum vor dem
Steinthore und die gealterte Kunst hinwieder in dem
modernen privaten Kunstsalon untergebracht finden,
erhalten wir schon dadurch einige Vorstellung von
jener Bewegung, die in unseren Tagen auf allen
Gebieten der Kunst Platz gegriffen hat, alt und neu
durcheinanderrüttelt und die durch geraume Zeit
künstlich genährte Lehre von der Gegensätzlichkeit
zwischen Farbe und Linie wieder authebt. An den
bei Commeter ausgestellten Gemälden der Meister
von Fontainebleau sind beteiligt: j. B. C. Corot
mit dreizehn, C. F. Daubigny mit sieben, N. Diaz
de la Penna mit sechs, j. Dupre mit vier, Th.
Rousseau und C. Troyon mit je zwei Gemälden.
Rosa Bonheur ist mit zwei kleineren Gemälden,
einem >Stier« und einer aus früherer Zeit stammenden,
i. j. 1890 übermalten »Ausbrechenden Viehherde«,
V. Dupre mit einer kleinen Flachlandschaft hinzuge-
kommen. Von diesen siebenunddreissigGemälden sind
nur vier kleinere Corots und von Daubigny eine
Haupttafel (>Villierville«, wohl eine der grössten
Leinwanden, die dieser Meister bemalt hat) ver-
käuflich. Der weitaus grösste Teil der ausgestellten
Werke ist von dem verstorbenen Bankier Eduard
Behrens mit jener glücklichen Hand und jenem ge-
reiften Verständnis gesammelt worden, die sich
482
(Ausstellung der Berliner Secession)
löwin
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
l_J AMBURG. Zwei interessante Ausstellungen gehen
* * in unserer Stadt jetzt parallel neben einander
her. Unserem im Jahre 1869 gegründeten Kunst-
und Gewerbe - Museum wurde ein -Pariser Salonc
einverleibt, der die auf der letztjährigen Ausstellung
in Paris gemachten Ankäufe enthält: eine Verbin-
dung von leichten Formen und lichten Farben, ge-
schwungenen Linien, die an die bacchischen Reigen
der Festjungfrauen aus antiker Zeit erinnern, Gerippe
von Blättern und Kelche von Blumen, in reizende
Nutzformen umgegossen; während in dem im vorigen
Jahre entstandenen, modernen Kunstsalon Commeter
eine Ausstellung von Werken der Meister von Fon-
tainebleau aufgemacht wurde, derselben Männer
also, die diese Liebe für das Lichte und Leichte,
für Blume und Blatt, und für das Intime in der
Natur in die Herzen der Menschen gesäet haben.
Es ist ein freundlicher, wohlgesinnter Zufall, der
diese beiden Ausstellungen, nur durch ein paar
Strassen von einander getrennt, neben einander ge-
stellt hat. Denn dadurch ist Gelegenheit zum Ver-
gleichen geboten, und indem wir das Neue und
Moderne in dem alten staatlichen Museum vor dem
Steinthore und die gealterte Kunst hinwieder in dem
modernen privaten Kunstsalon untergebracht finden,
erhalten wir schon dadurch einige Vorstellung von
jener Bewegung, die in unseren Tagen auf allen
Gebieten der Kunst Platz gegriffen hat, alt und neu
durcheinanderrüttelt und die durch geraume Zeit
künstlich genährte Lehre von der Gegensätzlichkeit
zwischen Farbe und Linie wieder authebt. An den
bei Commeter ausgestellten Gemälden der Meister
von Fontainebleau sind beteiligt: j. B. C. Corot
mit dreizehn, C. F. Daubigny mit sieben, N. Diaz
de la Penna mit sechs, j. Dupre mit vier, Th.
Rousseau und C. Troyon mit je zwei Gemälden.
Rosa Bonheur ist mit zwei kleineren Gemälden,
einem >Stier« und einer aus früherer Zeit stammenden,
i. j. 1890 übermalten »Ausbrechenden Viehherde«,
V. Dupre mit einer kleinen Flachlandschaft hinzuge-
kommen. Von diesen siebenunddreissigGemälden sind
nur vier kleinere Corots und von Daubigny eine
Haupttafel (>Villierville«, wohl eine der grössten
Leinwanden, die dieser Meister bemalt hat) ver-
käuflich. Der weitaus grösste Teil der ausgestellten
Werke ist von dem verstorbenen Bankier Eduard
Behrens mit jener glücklichen Hand und jenem ge-
reiften Verständnis gesammelt worden, die sich
482