PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <ösä»^
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
= MÜNCHEN. Aus Anlass des Neujahrsfestes
wurden von Sr. K. Hoheit dem Prinzregenten u. a.
durch den Titel eines k. Professors ausgezeichnet
der Maler Ludwig Adam Kunz, der Bildhauer
Josef Flossmann, sowie der Konservator am bayer.
National-Museum Hans Hagenmiller; der Ver-
dienstorden vom h. Michael 4. Klasse wurde ver-
liehen dem Maler und Prof. a. d. k. Akademie der
Künste Martin Feuerstein, sowie dem Radierer
Prof. Peter Halm; die Ludwigs-Medaille, Abteilung
für Wissenschaft und Kunst dem Maler und Illu-
strator Anton Hoffmann. — Der verdienstvolle
Geschäftsführer des
hiesigen Kunstver-
eins, k. Rat Max
Wülfert konnte
am 1. Januar sein
fünfundzwanzigjäh-
riges Amtsjubiläum
feiern. Mit grossem
Taktund feinemVer-
ständnis ist der Ge-
nannte der schwieri-
gen Aufgabe gerecht
geworden, die Ge-
schäfte des Mün-
chener Kunstver-
eins, der, 1823 ge-
gründet , zu den
ältesten und der in
K. rat MAX « Glfert dassiebenteTausend
Geschäftsführer des Münchener gehenden Mitglie-
Kunstvereins derzahl nach auch
zu den grössten
Deutschlands zählt, so zu leiten, dass innere und
äussere Erfolge ein stetig fortschreitendes Wachstum
dokumentieren. Wenn man bedenkt, wie es mit dem
Verein in den siebziger Jahren bestellt war, so wird
man angesichts der jetzigen Blüte der segensreichen
Thätigkeit Wülferts die ihr gebührende Anerkennnug
gewiss nicht versagen. Ist es doch auch seinem Wir-
ken mit zu verdanken, dass das Ausstellungs-Gebäude
des Kunstvereins im Beginn der neunziger Jahre
einem auch in diesen Blättern besprochenen Umbau
unterzogen wurde, der zur zweckmässigeren Aus-
stattung der jetzt überall gutbelichteten Räume
wesentlich beigetragen hat. Auch die vor einigen
Jahren von F. v. Lenbach beantragte Verschönerung
der Vereinslokalitäten wurde von Wülfert eifrig ge-
fördert. In wöchentlichem Wechsel gelangen jetzt
in den prächtigen Sälen jeweils durchschnittlich
etwa hundert neue Werke zur Ausstellung; mit
Erfolg ist Rat Wülfert auch dafür eingetreten, dass
das in Kunstvereins-Ausstellungen so häufige Mittel-
gut sich nicht allzu breit macht, sondern dass auch
berühmte Künstler ihre Neuschöpfungen dem Publi-
kum in den gastlichen Räumen des Vereins vor-
führen, wie dies gerade jetzt wieder eine neue Kol-
lektion von vierzehn Werken Franz von Lenbachs
beweist. Ueber den Lebensgang des Jubilars sei an
dieser Stelle kurz berichtet, dass er am 11. Sep-
tember 1842 als jüngstes Kind eines bayerischen
Richters zu Neumarkt i. d. O. geboren wurde. Ur-
sprünglich für die militärische Laufbahn bestimmt,
wandte Wülfert sich später dem Kaufmannsstande
zu, der ihn auf mannigfachen Reisen in geschäft-
licher Thätigkeit auch nach Amerika führte. 1869
nach Europa zurückgekehrt, nahm Wülfert am sieb-
ziger Kriege, wenn auch zu seinem Schmerze nicht
als Kämpfer, so doch wenigstens als Liebesgaben-
bringer teil, bis dann eine sich daran schliessende
Thätigkeit im Münchener Kunsthandel die Aufmerk-
samkeit der leitenden Kreise des Kunstvereins auf
ihn lenkte: 1875 berief man ihn zum Geschäfts-
führer dieser wichtigen Kunstinstitution Münchens.
1886 wurde Wülfert vom Prinzregenten, der in
allwöchentlichem Besuch der Ausstellungen sich
gern seiner Führung anvertraut und den Jubilar
in Anerkennung seiner Dienste zu seinem jetzigen
Ehrentage durch Uebersendung eines Blumen-
Arrangements geehrt hat, der Titel eines Kgl. Rats
verliehen.
= WIEN. In der hiesigen -Genossenschaft der
bildenden Künstler^ hat sich eine neuerliche Spal-
tung vollzogen. Die aus jüngeren Mitgliedern sich
rekrutierende, seit einiger Zeit bestehende Gruppe
Hägens ist korporativ aus der Genossenschaft aus-
geschieden, nachdem der Baurat Andreas Streit zu
derem Präsidenten erwählt worden ist. Dem Aus-
schluss der Genossenschaft gehören für das Ver-
einsjahr 1900 1901 des weiteren u. a. an als Vor-
standsstellvertreter: Bildhauer Stefan Schwarz, als
Schriftführer Architekt Alb. Pecha, als Kassenver-
walter Josef Fleischhacker, Prokurist des Giro- und
Kassen-Vereins. — Der Rechnungsabschluss über
das verflossene Vereinsjahr der „Secession" weist,
wie in der am 15. Dezember unter dem Vorsitz des
Malers Moll abgehaltenen Generalversammlung mit-
geteilt wurde, nach, dass die vorjährigen Ausstel-
lungen von 64154 Personen besucht worden sind
und Kunstwerke im Betrage von 121242 Kronen an-
gekauft wurden. Der Kassenbestand der Vereinigung
beläuft sich auf 37537 Kronen. Ueber die dem-
nächstigen Veranstaltungen des Vereins wurde mit-
geteilt, dass Mitte Januar die IX. Ausstellung er-
öffnet werden soll, die in erster Linie eine Huldi-
gung für Giov. Segantini bedeutet, im März folgt
die Frühjahr-Ausstellung. I8'°l
H. V. DRESDEN. Professor Hermann Prell
ist bekanntlich die künstlerische Ausschmückung des
Treppenhauses im hiesigen Albertmum übertragen
worden. Der Maler Prell hat schon in seinen Hildes-
heimer Arbeiten und mehr noch bei den Wand-
gemälden des Palazzo CafTarelli in Rom seinem
Streben: Architektur und Malerei als ein in sich ge-
steigertes Ganzes zu bilden, sichtbaren Ausdruck
gegeben. Diese Art edler Raumkunst, welche in
unserer Zeit so selten ist, hat der Künstler Prell seit
Jahren in sein Programm gestellt. Obgleich Hildes-
heim und Rom ihm verdiente Lorbeeren brachten,
rastete er dennoch nicht, sondern vertiefte sich gerade
im letzten Jahre mehr als jemals in die für ihn allein
in Betracht kommenden Forderungen einer wirk-
samen Raumkunst. Architektur, Malerei und Plastik
sollen sich in dem Treppenhause des genannten
Dresdner Museum zu einer einheitlichen dekorativen
Wirkung verbinden, wie sie in sich geschlossener
kein Palast der Renaissance aufweist. Für die
Nischen zwischen seinen Gemälden, in welchen er
die Aphrodite- und Prometheussage verkörpert, hat
Prell selbst die überlebensgrossen Statuen der
>Aphroditec und des 'Prometheus geschaffen. An-
fangs nur in farbigem Gips gedacht, sind diese
Skulpturen im Modell von einer so überraschend
grossartigen Formensprache, dass der Bildhauer
Prell soeben den Auftrag erhielt, beide Figuren in
verschiedenfarbigem Marmor für das Dresdner Al-
bertinum auszuführen. Angesichts des Ernstes und
der Begeisterung, welche Prell dieser bildnerischen
Aufgabe entgegenbrachte, ist anzunehmen, dass Aphro-
dite und Prometheus nicht die einzigen bildhauer-
ischen Leistungen des Künstlers bleiben. [8i7j
218
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
= MÜNCHEN. Aus Anlass des Neujahrsfestes
wurden von Sr. K. Hoheit dem Prinzregenten u. a.
durch den Titel eines k. Professors ausgezeichnet
der Maler Ludwig Adam Kunz, der Bildhauer
Josef Flossmann, sowie der Konservator am bayer.
National-Museum Hans Hagenmiller; der Ver-
dienstorden vom h. Michael 4. Klasse wurde ver-
liehen dem Maler und Prof. a. d. k. Akademie der
Künste Martin Feuerstein, sowie dem Radierer
Prof. Peter Halm; die Ludwigs-Medaille, Abteilung
für Wissenschaft und Kunst dem Maler und Illu-
strator Anton Hoffmann. — Der verdienstvolle
Geschäftsführer des
hiesigen Kunstver-
eins, k. Rat Max
Wülfert konnte
am 1. Januar sein
fünfundzwanzigjäh-
riges Amtsjubiläum
feiern. Mit grossem
Taktund feinemVer-
ständnis ist der Ge-
nannte der schwieri-
gen Aufgabe gerecht
geworden, die Ge-
schäfte des Mün-
chener Kunstver-
eins, der, 1823 ge-
gründet , zu den
ältesten und der in
K. rat MAX « Glfert dassiebenteTausend
Geschäftsführer des Münchener gehenden Mitglie-
Kunstvereins derzahl nach auch
zu den grössten
Deutschlands zählt, so zu leiten, dass innere und
äussere Erfolge ein stetig fortschreitendes Wachstum
dokumentieren. Wenn man bedenkt, wie es mit dem
Verein in den siebziger Jahren bestellt war, so wird
man angesichts der jetzigen Blüte der segensreichen
Thätigkeit Wülferts die ihr gebührende Anerkennnug
gewiss nicht versagen. Ist es doch auch seinem Wir-
ken mit zu verdanken, dass das Ausstellungs-Gebäude
des Kunstvereins im Beginn der neunziger Jahre
einem auch in diesen Blättern besprochenen Umbau
unterzogen wurde, der zur zweckmässigeren Aus-
stattung der jetzt überall gutbelichteten Räume
wesentlich beigetragen hat. Auch die vor einigen
Jahren von F. v. Lenbach beantragte Verschönerung
der Vereinslokalitäten wurde von Wülfert eifrig ge-
fördert. In wöchentlichem Wechsel gelangen jetzt
in den prächtigen Sälen jeweils durchschnittlich
etwa hundert neue Werke zur Ausstellung; mit
Erfolg ist Rat Wülfert auch dafür eingetreten, dass
das in Kunstvereins-Ausstellungen so häufige Mittel-
gut sich nicht allzu breit macht, sondern dass auch
berühmte Künstler ihre Neuschöpfungen dem Publi-
kum in den gastlichen Räumen des Vereins vor-
führen, wie dies gerade jetzt wieder eine neue Kol-
lektion von vierzehn Werken Franz von Lenbachs
beweist. Ueber den Lebensgang des Jubilars sei an
dieser Stelle kurz berichtet, dass er am 11. Sep-
tember 1842 als jüngstes Kind eines bayerischen
Richters zu Neumarkt i. d. O. geboren wurde. Ur-
sprünglich für die militärische Laufbahn bestimmt,
wandte Wülfert sich später dem Kaufmannsstande
zu, der ihn auf mannigfachen Reisen in geschäft-
licher Thätigkeit auch nach Amerika führte. 1869
nach Europa zurückgekehrt, nahm Wülfert am sieb-
ziger Kriege, wenn auch zu seinem Schmerze nicht
als Kämpfer, so doch wenigstens als Liebesgaben-
bringer teil, bis dann eine sich daran schliessende
Thätigkeit im Münchener Kunsthandel die Aufmerk-
samkeit der leitenden Kreise des Kunstvereins auf
ihn lenkte: 1875 berief man ihn zum Geschäfts-
führer dieser wichtigen Kunstinstitution Münchens.
1886 wurde Wülfert vom Prinzregenten, der in
allwöchentlichem Besuch der Ausstellungen sich
gern seiner Führung anvertraut und den Jubilar
in Anerkennung seiner Dienste zu seinem jetzigen
Ehrentage durch Uebersendung eines Blumen-
Arrangements geehrt hat, der Titel eines Kgl. Rats
verliehen.
= WIEN. In der hiesigen -Genossenschaft der
bildenden Künstler^ hat sich eine neuerliche Spal-
tung vollzogen. Die aus jüngeren Mitgliedern sich
rekrutierende, seit einiger Zeit bestehende Gruppe
Hägens ist korporativ aus der Genossenschaft aus-
geschieden, nachdem der Baurat Andreas Streit zu
derem Präsidenten erwählt worden ist. Dem Aus-
schluss der Genossenschaft gehören für das Ver-
einsjahr 1900 1901 des weiteren u. a. an als Vor-
standsstellvertreter: Bildhauer Stefan Schwarz, als
Schriftführer Architekt Alb. Pecha, als Kassenver-
walter Josef Fleischhacker, Prokurist des Giro- und
Kassen-Vereins. — Der Rechnungsabschluss über
das verflossene Vereinsjahr der „Secession" weist,
wie in der am 15. Dezember unter dem Vorsitz des
Malers Moll abgehaltenen Generalversammlung mit-
geteilt wurde, nach, dass die vorjährigen Ausstel-
lungen von 64154 Personen besucht worden sind
und Kunstwerke im Betrage von 121242 Kronen an-
gekauft wurden. Der Kassenbestand der Vereinigung
beläuft sich auf 37537 Kronen. Ueber die dem-
nächstigen Veranstaltungen des Vereins wurde mit-
geteilt, dass Mitte Januar die IX. Ausstellung er-
öffnet werden soll, die in erster Linie eine Huldi-
gung für Giov. Segantini bedeutet, im März folgt
die Frühjahr-Ausstellung. I8'°l
H. V. DRESDEN. Professor Hermann Prell
ist bekanntlich die künstlerische Ausschmückung des
Treppenhauses im hiesigen Albertmum übertragen
worden. Der Maler Prell hat schon in seinen Hildes-
heimer Arbeiten und mehr noch bei den Wand-
gemälden des Palazzo CafTarelli in Rom seinem
Streben: Architektur und Malerei als ein in sich ge-
steigertes Ganzes zu bilden, sichtbaren Ausdruck
gegeben. Diese Art edler Raumkunst, welche in
unserer Zeit so selten ist, hat der Künstler Prell seit
Jahren in sein Programm gestellt. Obgleich Hildes-
heim und Rom ihm verdiente Lorbeeren brachten,
rastete er dennoch nicht, sondern vertiefte sich gerade
im letzten Jahre mehr als jemals in die für ihn allein
in Betracht kommenden Forderungen einer wirk-
samen Raumkunst. Architektur, Malerei und Plastik
sollen sich in dem Treppenhause des genannten
Dresdner Museum zu einer einheitlichen dekorativen
Wirkung verbinden, wie sie in sich geschlossener
kein Palast der Renaissance aufweist. Für die
Nischen zwischen seinen Gemälden, in welchen er
die Aphrodite- und Prometheussage verkörpert, hat
Prell selbst die überlebensgrossen Statuen der
>Aphroditec und des 'Prometheus geschaffen. An-
fangs nur in farbigem Gips gedacht, sind diese
Skulpturen im Modell von einer so überraschend
grossartigen Formensprache, dass der Bildhauer
Prell soeben den Auftrag erhielt, beide Figuren in
verschiedenfarbigem Marmor für das Dresdner Al-
bertinum auszuführen. Angesichts des Ernstes und
der Begeisterung, welche Prell dieser bildnerischen
Aufgabe entgegenbrachte, ist anzunehmen, dass Aphro-
dite und Prometheus nicht die einzigen bildhauer-
ischen Leistungen des Künstlers bleiben. [8i7j
218