DIE SAMMLUNG FELIX KÖNIGS
ludwig dettm AN N heimfahrt vom kirchdorf
DIE SAMMLUNG FELIX KÖNIGS
in der Königlichen National-Galerie zu Berlin
(Nachdruck verboten)
Die Ehrung des Besitzers, die in der Ausstellung Rodin und Zorns »Maja«. Wäre Königs ein
der Sammlung Königs im zweiten Cornelius- längeres Leben beschieden gewesen, so würde seine
Saale der Berliner National-Galerie liegt, ist gerecht- Sammlung als Ganzes wohl bedeutender geworden
fertigt durch das grossherzige Geschenk, das die sein, als sie heute erscheint. Die Geschenke für
Erben des verstorbenen Bankiers Königs in Gestalt dieNational-Galerie bilden unstreitig den wertvollsten
von einundzwanzig der besten Werke aus dessen Teil des Besitzes in jedem Sinne und bereichern
Sammlung dem Staate machen. Königs, der im das Institut auf die erfreulichste Weise. Die Haupt-
vergangenen Herbst vierundfünfzigjährig starb, be- stücke der schönen Gabe sind Segantinis mächtige
gann 1884 Bilder und Skulpturen zu kaufen, zunächst Leinwand >Ritorno al paese natale mit dem vor
wohl mehr aus Laune als aus Begeisterung für die einer grandiosen Hochgebirgslandschaft bei sinken-
Kunst. Bis 1887 finden sich in seiner Sammlung dem Abend sich gegen Maloja zu bewegenden ärm-
nur massige deutsche Landschaften, einige unbe- liehen Leichenzuge, 1895 gemalt, wie eine Vor-
deutende plastische Arbeiten und viele italienische ahnung von Segantinis eigenem Begräbnisse wirkend,
Bilder. Dann scheint der jung verstorbene tüch- Leibls Amtmann von Aibling , Böcklins ;Bild-
tige Berliner Maler Paul Klette Einfluss auf nis des Kammersängers Wallenreiter , anscheinend
die Entwicklung seines Kunstverständnisses ausge- aus der Zeit in Weimar, eine italienische Felsen-
übt zu haben. 1888 schon kauft Königs in London landschaft von Feuerbach, »Badender Knabe« von
zwei Bilder Segantinis, bestellt die Gruppe -Ge- Landenberger, Knabe mit Rind von ZCgel,
rettet- von Brütt in Marmor und erwirbt Anfang --Wintersonne von Hans Olde, Zorns Maja-,
der neunziger Jahre die »Wasserschöpferin« von Paul Klettes Räucherbudec, Favrettos Ein-
Goetz. Die ersten Ausstellungen der Münchener geschlafener Diener«, Max Klingers vielbe-
Secession finden bei ihm bereits verständnisvolle sprochene Amphitrite , Rodins noch nicht völlig
Würdigung. Bilder von Landenberger, Hans aus dem Stein gehauene Gruppe L'homme et sa
Olde, Hölzel, Kuehl, Herzog und Segantini pensee«, — ein knieender Mann umfängt ein vor ihm
werden gekauft, und allmählich entwickelt sich aus stehendes Weib und küsst es auf die Brust — als
dem Liebhaber, der sich oft vergreift, ein Kenner, Motiv oft von dem Künstler wiederholt, und mehrere
der zielbewusst Kunst und Künstler unterstützt und Arbeiten von Troubetzkoy. Man muss in Berlin
nun auch wagt, Werke berühmter Meister zu kaufen. umso dankbarer für die Stiftung der Familie Königs
Wilh. Leibl, BöCklin, Knaus, Klinger, Van sein, als diese aus der Rheinprovinz stammt und das
der Stappen, Favretto, Zorn, Feuerbach ge- prächtige Geschenk mit dem besten Rechte an Köln
langen mit schönen Werken in seine Sammlung hätte geben können. Hoffentlich findet diese schöne
und er, der mit Brunows ■ Pantherjäger« und Art, das Gedächtnis eines Verstorbenen bei der All-
Ed. Fischers ^Stralau« angefangen hatte, erwirbt gemeinheit lebendig zu erhalten, recht häufig Nach-
kurz vor seinem Tode noch mehrere Arbeiten von ahmung. H. R.
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ludwig dettm AN N heimfahrt vom kirchdorf
DIE SAMMLUNG FELIX KÖNIGS
in der Königlichen National-Galerie zu Berlin
(Nachdruck verboten)
Die Ehrung des Besitzers, die in der Ausstellung Rodin und Zorns »Maja«. Wäre Königs ein
der Sammlung Königs im zweiten Cornelius- längeres Leben beschieden gewesen, so würde seine
Saale der Berliner National-Galerie liegt, ist gerecht- Sammlung als Ganzes wohl bedeutender geworden
fertigt durch das grossherzige Geschenk, das die sein, als sie heute erscheint. Die Geschenke für
Erben des verstorbenen Bankiers Königs in Gestalt dieNational-Galerie bilden unstreitig den wertvollsten
von einundzwanzig der besten Werke aus dessen Teil des Besitzes in jedem Sinne und bereichern
Sammlung dem Staate machen. Königs, der im das Institut auf die erfreulichste Weise. Die Haupt-
vergangenen Herbst vierundfünfzigjährig starb, be- stücke der schönen Gabe sind Segantinis mächtige
gann 1884 Bilder und Skulpturen zu kaufen, zunächst Leinwand >Ritorno al paese natale mit dem vor
wohl mehr aus Laune als aus Begeisterung für die einer grandiosen Hochgebirgslandschaft bei sinken-
Kunst. Bis 1887 finden sich in seiner Sammlung dem Abend sich gegen Maloja zu bewegenden ärm-
nur massige deutsche Landschaften, einige unbe- liehen Leichenzuge, 1895 gemalt, wie eine Vor-
deutende plastische Arbeiten und viele italienische ahnung von Segantinis eigenem Begräbnisse wirkend,
Bilder. Dann scheint der jung verstorbene tüch- Leibls Amtmann von Aibling , Böcklins ;Bild-
tige Berliner Maler Paul Klette Einfluss auf nis des Kammersängers Wallenreiter , anscheinend
die Entwicklung seines Kunstverständnisses ausge- aus der Zeit in Weimar, eine italienische Felsen-
übt zu haben. 1888 schon kauft Königs in London landschaft von Feuerbach, »Badender Knabe« von
zwei Bilder Segantinis, bestellt die Gruppe -Ge- Landenberger, Knabe mit Rind von ZCgel,
rettet- von Brütt in Marmor und erwirbt Anfang --Wintersonne von Hans Olde, Zorns Maja-,
der neunziger Jahre die »Wasserschöpferin« von Paul Klettes Räucherbudec, Favrettos Ein-
Goetz. Die ersten Ausstellungen der Münchener geschlafener Diener«, Max Klingers vielbe-
Secession finden bei ihm bereits verständnisvolle sprochene Amphitrite , Rodins noch nicht völlig
Würdigung. Bilder von Landenberger, Hans aus dem Stein gehauene Gruppe L'homme et sa
Olde, Hölzel, Kuehl, Herzog und Segantini pensee«, — ein knieender Mann umfängt ein vor ihm
werden gekauft, und allmählich entwickelt sich aus stehendes Weib und küsst es auf die Brust — als
dem Liebhaber, der sich oft vergreift, ein Kenner, Motiv oft von dem Künstler wiederholt, und mehrere
der zielbewusst Kunst und Künstler unterstützt und Arbeiten von Troubetzkoy. Man muss in Berlin
nun auch wagt, Werke berühmter Meister zu kaufen. umso dankbarer für die Stiftung der Familie Königs
Wilh. Leibl, BöCklin, Knaus, Klinger, Van sein, als diese aus der Rheinprovinz stammt und das
der Stappen, Favretto, Zorn, Feuerbach ge- prächtige Geschenk mit dem besten Rechte an Köln
langen mit schönen Werken in seine Sammlung hätte geben können. Hoffentlich findet diese schöne
und er, der mit Brunows ■ Pantherjäger« und Art, das Gedächtnis eines Verstorbenen bei der All-
Ed. Fischers ^Stralau« angefangen hatte, erwirbt gemeinheit lebendig zu erhalten, recht häufig Nach-
kurz vor seinem Tode noch mehrere Arbeiten von ahmung. H. R.
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