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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Ostini, Fritz von: Rudolf Maison
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0151

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-*-Ssg> RUDOLF MAISON <^=*.

Künstler wählte für seinen Brunnen einen Stoff, dem Bug des Schiffes schwebt ein jugend-
der zum Orte trefflich passte, eine Allegorie licher Merkur. Das ganze Werk ist wuchtig
der Schiffahrt und des Seehandels (s.d. Abb. und zierlich zugleich, frei von allem Her-
a. S. 145). Wir sehen auf einem Unterbau von kömmlichen in den Allegorien, in der Mache
Felsblöcken, den Hai, Kracke und andere Un- von jener glücklichen Mischung idealer Auf-
geheuer der Tiefe umwimmeln, einen riesen- fassung und realistischer Ausführung, die
haften Triton mit Walrosskörper und Hippo- Maisons besondere Stärke ist. Für den „Nord-
kampenhufen, der das wilde Element des deutschen Lloyd" hat der Künstler den Brunnen
Meeres darstellt. Er hat mit seinen Giganten- in kleinem Masstab noch einmal in Silber
armen ein Boot auf seinen Rücken geladen, ausgeführt und dazu zwei kleinere Seitenstücke
das er wie ein Spielzeug dahinzutragen scheint, geschaffen, einen Neger und eine Negerin, die
Eine Nixe, die verderbliche Macht der Fluten, Körbe für Blumen tragen (Abb. a. S. 141). Die
bestrebt sich vergeblich, das Fahrzeug zu sich kleinen Körper sind wieder mit ganz auser-
hinab zu ziehen. Im Boote sitzt rudernd die lesener Liebe und Natürlichkeit durchgeführt,
stämmige Gestalt eines Schiffers, der die Während der Arbeiten für den Bremer
Waren vor sich aufgestapelt hat. Ueber Brunnen, der 1899 enthüllt wurde, hat Maison

einige jener Konkurrenzentwürfe
gearbeitet, die nicht zur Ausfüh-
rung kamen, so sehr sie es ver-
dient hätten. Da war ein präch-
tiger Monumentalbrunnen mit
Siegfriedmotiven für München —
zur Ausführung kam seiner archi-
tektonischen Idee willen Adolf
Hildebrands Projekt. Da war ein
KaiserWilhelm-Denkmal fürStutt-
gart — die schlichte, sympathische
Heldenfigur hatte aller Beifall, aber
man fand, dass ein vom Künstler
gewählter Aufbau von Felsblöcken
an jene Stelle (eine Gartenanlage!)
nicht passte. Die Skizze zum
Wörther-Denkmal des „deutschen
Kronprinzen" wurde preisgekrönt
— ein anderer erhielt die Aus-
führung. Sein Entwurf für das
KaiserWilhelm-Denkmalin Aachen
gefiel auch den massgebenden Per-
sönlichkeiten so sehr, dass sie ihn
mit der Ausführung der Skizze in
grösserem Masstabe beauftragten.
Und doch wurde das Werk schliess-
lich nicht nach seinem Entwürfe
vollendet! Warum? Weil es dem
Künstler schlechterdings nicht
möglich war, den im Entwürfe
verwendeten „Rheintöchtern"
Hosen anzuziehen. Maison konnte
es nicht über sich gewinnen, der
Prüderie allzusehr nachzugeben
und hatte wieder einmal vergeb-
lich gearbeitet. Ebenso mit seinem
Projekt für das Bismarck-Denkmal
in Berlin, dessen Uebertragung an
Reinhold Begas, wie alle Welt sich
vorherbereitserzählte, von Anfang
an schon so gut wie beschlossene
loki und sigyn Sache war.

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