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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Kunstlitteratur
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«3-SÖ> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Oelmalerei anstrebt. Das macht sich nicht nur
in den meist tief gestimmten, oft geradezu
braun getönten Stimmungen geltend, sondern
auch in der Technik, die den ausgiebigsten
Gebrauch von Deckfarben macht, diese zu-
weilen sogar auf Leinwand verwendet, so dass
man im Zweifel sein kann, ob man ein pastos
gemaltes eingeschlagenes Oelbild, oder eine
Temperauntermalung vor sich hat. Es zeigt
sich vielleicht hier eine Reaktion gegen die,
wie es scheint, neuerdings vollkommen in
die Acht gethane Hellmalerei überhaupt.
Während man sonst gerne Oelbilder so licht
und hell malte, dass sie wie grosse Aquarelle
aussahen, malt man jetzt die Aquarelle so
dunkel, dass sie wie angerauchte alte Meister
aussehen. Der Aquarellenfreund älteren Stiles,
der die Anwendung auch nur des Deckweisses
für die Lichter aufs äusserste verdammt, wird
hierin wieder den vollkommenen Ruin und
Niedergang der Kunst erblicken, vom Stand-
carl becker vom Hamburger Hafen punkt des harmlos Geniessenden ist es

Düsseldorfer Aquarell-Ausstellung schliesslich egal, wie es gemacht ist, wenn es

nur gut gemacht ist und das sind, wie gesagt,
die allermeisten Arbeiten. Es ist auch des-
frischen Wagemut, lassen aber eine bestimmtere halb schon schwer bei beschränktem Raum einige
Formgebung wünschen. Der einzige Bildhauer der Namen herauszugreifen, da im Weglassen deranderen
Gruppe ist Schwesinger, dessen Bronzebüste eines eine abfällige Kritik zu liegen scheinen könnte. Das
jungen Mannes namentlich im Profil gut gearbeitet soll also keineswegs der Fall sein. Unter den er-
erscheint. Noch wertvoller vielleicht ist ein direkt wähnten Holländern, die glücklicherweise in einem
nach der Natur aus einem gelblichen Marmor ge- kleinen Raum vereinigt sind, fallen zwei prachtvolle
hauenes Reliefbildnis des gleichen Künstlers. Isis] Blätter von H. W. Mesdag auf, die man den Oel-
A. A. DÜSSELDORF. Im Lichthof des Kunst- bildern des Meisters fast vorziehen möchte, da das
gewerbemuseums und einigen anstossenden Räumen Flackerige in seiner Technik hier nicht so störend
mit Seitenlicht wurde am 24. November vor einem wirkt, wie zuweilen dort. Uebrigens lässt sich nicht
geladenen Publikum die zweite grosse Aquarellaus- leugnen, dass die holländischen Aquarelle zwar viel
Stellung, welche die Firma Bismeyer & Kraus ver- leichter und zarter, aber thatsächlich auch etwas
anstaltet hat, eröffnet. Die Ausstellungen, welche die »wässeriger« wirken als die anderen. Sehr farbig
genannte Firma seit einigen Jahren, leider nur in dem ist ein Blumenstück von kamerlingh-Amsterdam.
schlecht beleuchteten Kunstgewerbemuseum, veran- Bastert's Aquarelle sind merkwürdig zahm und
staltet, gehören zu den wertvollsten Aeusserungen des detailliert im Vergleich zu seinen stark silhouettierten
allerdings hier sehr darniederliegenden Ausstellungs- Oelbildern. Düsseldorf ist recht anständig vertreten,
wesens. Sind sie doch die einzigen, welche zuweilen Becker's »Hamburger Hafen«(s.obenst. Abb.) ist sehr
fremde und auch ausländische Arbeiten ersten Ranges stark in der Wirkung, ebenso Prof. Bergmann's i Kar-
bringen und damit in hohem Grade anregend auf toffelfeuer« mitKühen,v. Bochmann bringt u.a. zwei
die künstlerischen Kreise wirken. Die diesjährige ganz verschiedenartige Blätter, eines in spitzer Technik
Aquarellausstellung schliesst sich den früheren auf Leinwand gemalt und ein anderes, ganz breit und
Veranstaltungen würdig an. Nicht übermässig gross flüssig hingestrichenes von grosser farbiger Kraft.
— es sind etwas über dreihundert Stücke ausge- Es folgen Böninger, Clarenbach; Deusser mit
stellt, - giebt sie ein übersichtliches
und klares Bild von dem Besten, was
in den letzten Jahren auf dem Gebiet
der Aquarell- und Gouachemalerei
geleistet worden ist. Der Haupt-
vorzug liegt darin, dass eben fast
nur Arbeiten ersten Ranges ausge-
stellt sind. Etwas schlechtes ist
überhaupt nicht da und selbst das
Geringe erhebt sich noch über das
Niveau des bloss Mittelmässigen.
Die deutschen Kunststädte sind
fast alle vertreten, das Ausland nur
durch einige Belgier und eine höchst
interessante und ziemlich reichhal-
tige Sammlung holländischer Blätter.
Letztere sind deshalb so interessant,
weil sie im Gegensatz zu den aller-
meisten anderen Arbeiten den eigent-
lichen Aquarellcharakter tragen. Es
fällt gleich beim Betreten der Aus-
stellungnämlich auf, wie die moderne
Aquarellmalerei in Deutschland fast august deusser rheinischer pflüger

ausschliesslich den Charakter der Düsseldorfer Aquarell-Ausstellung

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