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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Kunstlitteratur
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-a-S^> VON AUSSTELLUNGEN - KUNSTLITTERATUR <^v-

sandte der Verein Berliner Künstler die Maler Ernst
Körner, Ernst Hausmann und Günther Naum-
burg, die Bildhauer Dr. Hartzer und Pohlmann,
sowie den Architekten Seeling als Mitglieder und
bestimmte als deren Vertreter die Maler W. Simmler
und Maximilian Schaefer, den Bildhauer Ernst
Freese und den Graphiker Jacoby. — Die Ge-
nossenschaft der Akademiemitglieder wählte zu ihrer
Vertretung die Maler Ernst Hildebrand, Julius
jacob und Anton v. Werner, die Bildhauer Max
Baumbach und Gerhard Janensch sowie den
Graphiker Hans Meyer zu Mitgliedern der Aus-
stellungskommission und übertrug deren Vertretung
einstweilen den Malern Saltzmann und G. Koch,
dem Bildhauer Dr. Siemering und dem Baurat
Kayser. Zu diesen Berliner Künstlern treten noch
als Vertreter der Düsseldorfer Künstlerschaft hinzu:
Albert Baur, Gregor von Bochmann und
Alfred Graf Brühl. Die Düsseldorfer Akademie
hat ihren Vertreter noch zu bestimmen. Das Präsi-
dium in der Kommission werden Anton von
Werner und Hans Meyer führen. l'so)

KUNSTLITTERATUR

F. Pt. (Carl Gehrts-Album, München, Braun &
Schneider, 10 M.) Mit Carl Gehns hat uns
der letzte Romantiker unter den deutschen
Illustratoren verlassen, denn den genialen Schüler
Ludwig Richters: Hermann Vogel-Plauen kann
man kaum mehr zu denselben rechnen. Was
unterscheidet nun diese älteren Romantiker von
ihren heutigen verzierenden Nachfolgern? Das zeigt
uns Gehrts hier ebenso vollständig als liebens-
würdig. Es ist offenbar eine gewisse Abneigung vor
der Wirklichkeit und ihrer nüchternen Prosa, die
leidenschaftliche Liebe zu träumerischer Willkür,
die sich bei seinem ausgesprochenen Widerwillen
vor aller Gegenwart mit der Königin von Saba oder
Frau Semiramis viel lieber beschäftigt als mit der
Königin Viktoria. Ist ihm nun das mehr oder weniger
phantastisch aufgeputzte „Ehemals" unbedingt lieber
als das nüchterne „Heute", so zieht er auch den
Orient mit seinen Türken und Indiern dem Occident,
ja selbst der eigentlichen antiken Welt unbedingt
vor, deren Klarheit und Bestimmtheit ihn eher ab-
stösst als anzieht. Um so lieber ist ihm natürlich
das Mittelalter mit seinen Rittern und Burgfräulein,
Hexlein und Zauberern. Bei unserem in Düssel-
dorf gebildeten Gehrts findet man wenig von der
sächsischen Kartoffelpoesie, alias Hungerleiderei
Ludwig Richters, dagegen viel Durst bei Rittern und
Knappen. Darin aber ist unser Gehrts ein echter
Illustrator und Romantiker zugleich: dass ihm
alle Andeutung viel lieber ist als die Ausführung,
er will begleiten, nicht leiten, die Kunst ist ihm vor
allem ein liebenswürdiges geistvolles Spiel und allem
schweren Ernst wie scharfer Individualisierung geht
er aus dem Wege. Wenn ihm aber die tragische
Muse eher ausweicht, so bleiben doch die Grazien
seine treuen Begleiterinnen! l783)

= Jozef Israels. Spanien. (Berlin, Bruno & Paul
Cassirer, 7 M.) Ein reizendes Buch, diese »Reise-
erzählung' des Altmeisters der zeitgenössischen
holländischen Kunst, die hier in sorgfältiger
Uebertragung und unter Beigabe der der Original-
Ausgabe eingestreuten Nachbildungen von Hand-
zeichnungen des Verfassers in prächtiger, vornehmer
Ausstattung vorliegt. Was das Buch sein will, besagt
der ihm gegebene Untertitel: Eine Reiseerzählung.
Tagebuchblätter sind es, die in anspruchslosem Ge-
plauder von allem berichten, was den Reisenden
begegnet ist, was sie erlebt und was der Schreiber

selbst in seinem Innern erfahren hat. Und doch
wieder verliert der Leser keinen Moment das Ge
fühl, auch ein ?gutes< Buch vor sich zu haben, das
in seiner ganz und gar persönlichen Note eben nur
ein so anheimelnder, intimer Künstler wie Israel?
schreiben konnte. Dass er Landschafter ist, merkt
man den fein beobachteten Naturschilderungen an.
die sein Buch in sicherem Prosa-Stil bietet. Alles
in allem ein Werk, für das man dem, der es schrieb,
dankbar ist; es sei unserem Leserkreise warm
empfohlen. I814!

= Netto, C. u. Wagener, G. Japanischer Humor.
Mit 257 Abbildungen, darunter fünf Chromotafeln au:
Japanpapier. (Leipzig. 1901, F. A. Brockhaus, 15 M.)
Der durch seine . Papierschmetterlinge aus Japan ■
bekannte Professor Netto, der dreizehn [ahre an
der Universität in Tokyo thätig gewesen, bietet im
Verein mit Professor Wagener, der sich während
vierundzwanzig Jahren in Japan aufgehalten hat, ein
Werk von ganz eigenem Reize. Was sie aus Sage
und Mythe, aus Märchen und Legende, aus den
Sitten und Gebräuchen, aus dem Witz des Volkes
und der Künstler Humoristisches haben sammeln
können, das bringen sie, deutschen mit japanischem
Humor verbindend, als Weihnachtsgabe. Und so
lernen wir im Lichte seiner eigenen Kunst ein
Völkchen kennen und lieben, das über sich selbst
scherzen und einen Scherz, wenn auch selbst die
Zielscheibe für diesen, vertragen kann. Das Buch
ist einerseits von hohem kulturhistorischem Werte
wie anderseits eine fesselnde Lektüre für jedermann,
dem der Sinn für Humor geschenkt worden und
nicht verloren gegangen ist. (8431

= Spemanns goldenes Buch der Kunst. Eine Haus-
kunde für Jedermann. (Berlin und Stuttgart 1901,
W. Spemann, 6 M.) In seiner ^Hauskundec, in
welcher als erster Band das i Goldene Buch der
Musik< erschienen ist, das wir gerade vor einem
Jahre besprechen konnten, veröffentlicht Spemann
nunmehr als zweiten das »Goldene Buch der Kunst'.
Die redaktionell geübte Hand Wilhelm Spemanns,
der seine Erfahrungen bereits mit dem 1887 er-
schienenen ? Schatzkästlein« zu sammeln begonnen
hat, erkennt man in dem ganzen Werkchen. Ob-
wohl daran eine Reihe Gelehrter und Schriftsteller
gearbeitet haben, tritt die reif durchdachte Dispo-
sition des Herausgebers klar zu Tage. Welche Fülle
von Wissen das Buch bietet, ersieht man ohne
weiteres aus dem Inhaltsverzeichnis, aus dem wir
nur einiges herausheben können. Ueber die
»Epochen der Kunstgeschichte« spricht Professor
Dr. Carl Neumann, über die »Kunst des Altertums
Prof. Dr. H. Winnefeld, über die Malerei, die Plastik,
die Baukunst die Dr. Dr. Fritz Knapp, F. Schwe-
deler-Meyer, Richard Streiter; Professor F. Luthmer
bespricht die »angewandten Künste«. In der Ab-
teilung »Kunstübung wird die Malerei von Pro-
fessor Ad. Treidler, die Bildhauerei von K. Donn-
dorf, der Kupferstich von Friedrich Lippmann, die
Graphische Kunst von Dr. Richard Graul behandelt.
Dazu kommt ein kurz Daten und charakteristische
Fakten gebendes Künstler-Lexikon, das seine Er-
gänzung in einer allerdings ungleich behandelten
Abteilung »Bildende Künstler der Gegenwart
findet. Hier befriedigt eine reiche Porträt-Sammlung
in glücklicher Weise auch die leicht begreifliche
Neugier des Publikums nach der äusseren Er-
scheinung der ihm in ihren Werken vielleicht
schon etwas bekannten Künstler. Den Beschluss
des Buches machen synchronistische Zeittafeln.
Man muss sagen: eine erstaunliche Fülle von Stoff,
wie sie zu einem solchen Preise nur Spemann
bieten kann. l849!

Redaktionsschluss: 1. Dezember 1900. Ausgabe: 13. Dezember 1900.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Bruckmann'sche Kunst- und Buchdruckerei in München.
 
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