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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Aus Berliner Kunstalons
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AUS BERLINER KUNSTSALONS

Bildnis eines älteren kleinen Herrn mit Pelzmantel in Leute glauben genug gelernt zu haben, um sich eine

einem Sessel. Dagegen fehlt es den Bildnissen von Abkehrung von der Natur gestatten zu dürfen. Das

Gerhart Hauptmann, der hinter seinem Schreibtisch Resultat sind Landschaften, denen nicht allein der

sitzend dargestellt ist, und von Max Liebermann Reiz des Sachlichen, sondern auch der rechte

auffällig an geistigem Ausdruck. Eine grössere malerische Ausdruck fehlt. Daneben haben Hans

Sammlung neuer Bilder von Leistikow lässt eine Baluschek, Martin Brandenburg, Holleck-

erfreuliche Abnahme seiner Stilabsichten und ernst- Weithmann und Wilhelm Jordan einen kleinen

hafte Rückkehr zur Natur erkennen. In einigen Extra-Salon etabliert, in dem Kunst grösstenteils

Bildern ^Abendsonne in den Dünens 'Fischerhütte durch Sonderbarkeit ersetzt wird. Erträglich sind

in den Dünen^ giebt er sich so frisch und unbe- allein ein paar Pastellbildnisse von Jordan, aber

fangen als Maler wie seit langem nicht. Von schöner doch auch nicht gut genug, um die Veranstaltung

dekorativer Wirkung ist ein wenig auffallend stili- bemerkenswert zu machen. - Schulte bringt in

sierter >Königssee im Grunewald-, worauf eine von seiner neuesten Ausstellung hauptsächlich Bilder,

grüngrauen Blättern die im vergangenen

überwucherte Park- _ ____Sommer in Müncher.

mauer in effektvollem ^>^LS9 zu sehen waren. Di-
Gegensatz gebracht ~ _ wichtigeren darunter

ist zu einem stillen stammen von Aus-
grauenWasserspiegel. Iändern, so Edouard
Fritz Klimsch führt y' Saglio's in der Ma-
nier u. a. zwei nach ^fe lerei kühler, in der
der Art des Quattro- Stimmung dagegen
cento abgeschnittene etwas aufregender
Frauenbüsten vor, die I j, ' f" ■ »Besuch«; George
zu dem besten ge- %^ H enry's von Whistler
hören, was in letzter beinflusstes, leider zu
Zeit von Bildhauern i A H dunkles Damenporträt
in Berlin geleistet H >Die Federboa« und
wurde, und die auch —' das >Der graue Hut
durch eine sinnge- 11 betitelte, etwas süss-
mässe Behandlung H mm liehe Bildnis; die
des Marmors höchst c hübsch erfundene
angenehm auffallen. aber künstlerisch
— Die Ausstellung im : schwache 'Königin
Künstlerhause bietet der Eitelkeit«; von W.
mit den Kollektionen ^^^S Bruckmann, die
von Conrad Les- \ h auf zartes Grau ge-
sing, Hans Bohrdt, stimmten Bilder aus
Conrad Fehr, Venedig von Gugli-
Charles Pattison ' elmo Ciardi und
weder grosse Ueber- I >Hirtinnen* von
raschungen noch viel I. dessen Sohn Beppe
Interesse. Von diesem f Ciardi. Nachhal-
gleichgültigen Hinter- tiger als alle diese
gründe heben sich wir- Arbeiten wirken eini-

kungsvoll einige voll- HB _____ t;e Nachtstücke von

tönige Landschaften ü Marius de Maria,

des Belgiers Gil- » TT] der sich neuerdings

sol l, ein ziemlich IHHMHb mmmmmmWMWWWWmA Marius Pictor nennt,

lebendiges Damen- Schon in seinem tief-

bildnisvon Hermann eduardbeyrer prinzregent luit- ernsten Bilde »Stiller

Seeger und einige poldvon Bayern« Abend« von 18S8,

überraschend male- worauf man eine von

rische Interieurs von Mönchen besetzte,

Ernst Henseler ab. Mehr Beachtung fordert die mit einem Sarge beladene Barke bei Murano landen

vorhandene Plastik. Eine geistvoll aufgefasste, nur sieht, aus der ein paar Leute einen Ertrunkenen oder

durch einen outriert ausgereckten Sockel entstellte Erschlagenen tragen, spielt er mit dem Grauen. Dann

Büste seiner schönen Gattin stellt Gustav Eber- lässt er eine Palastfassade in Venedig bei Nacht-

lein aus, Max Klein zeigt auf einem ebenfalls sehen ; nichts geschieht, als dass der Mond scheint,

verunglückten Sockel eine gutgearbeitete, im Aus- aber eine so herzbeklemmende Einsamkeit umwittert

druck aber unfeine, bemalte Frauenbüste, Siemering das alte Gemäuer, lugt aus den Schatten der Fenster

die für das Grab Geselschaps bestimmte bronzene und Thore und eines ärmlichen Gärtchens, dass man

Grabplatte, auf deren Kopfende zwei Putten mit sich fürchten könnte. In einem dritten Bilde ?Die

einem Porträtrelief des Gestorbenen knieen, Ferdi- verdorbene Quelle« hat sich das Unheimliche der

nand Lepcke ein vor der Schlange zu ihren Füssen Wirkung zu Gespenstern verdichtet, die aus einem

erschauerndes Weib, Hermann Hausmann eine trüben Wasser auftauchen. Die beiden ersten Bilder

etwas unmotiviert - Aetas beata> benannte Gruppe fesseln durch eigenartige starke Malerei. Beachtens-

von fünf mit Badetüchern ausgerüsteten Schönen. — wert ist auch eine Gruppe von nähenden i Venetiane-

Bei Keller & Reiner zerstört eine Ausstellung des rinnen« von dem verstorbenen Favretto, der sich

>Märkischen Künstlerbundes Berlin so ziemlich von seinen Landsleuten durch delikate und diskrete

vollständig die gute Meinung, die man von seinen Farbengebung so vorteilhaft unterschied, und ferner

aus Bracht-Schülern bestehenden Mitgliedern bei das ein heimkehrendes Fischerboot in einem Kanal

anderen Gelegenheiten gewonnen hatte. Die jungen darstellende, auf grau gestimmte Bild von Pietro

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