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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Budapester Winter-Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0208

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<^&ö> BUDAPESTER WINTER-AUSSTELLUNGEN

Köpfe und eine schöne Rückenfigur aufweist; am
wenigsten dürfte allerdings der Kopf Christi befrie-
digen. Sigmund Nagy's »Hiob« ist für den traurigen
Vorgang beinahe zu fröhlich in der Farbe; ist aber
gut gezeichnet. Sein »Shylok« weist dieselben guten
Eigenschaften auf, ist auch in der Farbe dem Gegen-
stande entsprechender. An dieser Stelle wollen
wir noch Ladislaus HegedOs' »Eva; erwähnen,
welche ausser dem Titel allerdings nichts Biblisches
an sich hat; es ist ein mit grosser Bravour gemalter
weiblicher Akt von leuchtender Farbe. Die profane
Historie vertritt Aladar Kriesch mit einer »Ver-

ed. beyrer detail vom prinzregenten-
brunnen in kulmbach « c «

tcidigung der Festung Eger (Erlau)«. Ludwig Mark
malte eine recht undbedeutende Scene aus dem
Leben der Königin Elisabeth — sie verlässt in
Gesellschaft ihrer Tochter, der Prinzessin Gisela,
den Pavillon des Confiseurs Gerbeaud im Budapester
Stadtwäldchen, wo sie dem Spiele einer Zigeuner-
kapelle zugehört hat. Es ist auch Mark nicht ge-
lungen, aus diesem gar zu unbedeutenden Vorgange
etwas Rechtes zu machen. Ungleich besser ist der
Künstler mit einigen weiblichen Bildnissen vertreten.
Im Bildnis ist diesmal Filip Laszlo mit dem in Paris
ausgestellt gewesenen Papstporträt, dem Bildnisse
Rampollas, den vorzüglichen Porträts der Gräfin Er-
langer, Gräfin Trani (Schwester der Königin Elisabeth)
und der Erbgrossherzogin von Hohenzollern vertreten.
Sehr lebensvoll sind auch die Bildnisse von Eduard

Ballo, Karl Khrnstok, Jul. Stetka und Körnet.
Spanvik. Sehr schön und vornehm im Ton ist Karl
Ziegler's Porträtstudie. Zahlreich ist diesmal
auch das Sittenbild vertreten. Eine grosse Leinwand
dieser Art ist Theodor Zemplenyi's »Wachet und
betet« — Pilger in einer Wallfahrtskirche erwarten,
bei Kerzenlicht betend, den Morgen. Ein Bild
mit guten Typen, kräftiger Farbe und mit grossem
Können gemalt; wir stellen jedoch sein kleineres Bild
»Ankunft der Pilger« noch darüber; die im blenden-
den Sonnenschein daherschreitenden Figuren sind
voll Leben und Bewegung. Franz Eisenhut's
Volksfest im Kaukasus« fällt etwas auseinander
und ist zu dekorativ gemacht; reich an interessanten
Köpfen ist sein »Gefängnis in Bokhara«. Schön in
der Farbe ist Kornel Spanyik's »Interieur«; Eugen
Jendrassik's »Lilienduft« — ein weiblicher Halb-
akt zwischen Lilien ist schön im Ausdruck; gute
Charakterköpfe sind Ludwig Kunffy's Bauern;
Hugo Poll und Emerich Knopp haben Pastelle
ausgestellt, von welchen ersterer etwas hart in der
Farbe ist; Knopp hat es besser verstanden, den
Duft des Pastells zur Geltung zu bringen. Alois
Meissl's Kühe-- sind recht flott gemalt. Stefan
Reti's »Von einem Begräbnis heimkehrende Hon-
veds« packt durch ergreifende Schilderung des Vor-
gangs; der tiefe melancholische Ton erhöht noch
die Wirkung. Ladislaus Mednyanszky's »Aus-
gehungerte Strolchei halten wir für eine Verirrung
dieses talentierten Künstlers, dessen eigentliche
Domäne die Landschaft ist und der auch zwei sehr
schöne Waldinterieurs ausgestellt hat. Die Palme
unter den Landschaftern gebührt Ignaz Ujvary,
dem hochbegabten Farbenpoeten. In dem kleinen
Dorfe Kis-Oroszi, auf einer Donauinsel bei Visegräd,
hausend, schafft er unermüdlich und im stetigen
Kontakt mit der Natur entdeckt er stets neue Reize.
Jedes Jahr zeigt er sich von einer neuen Seite und
jedesmal entsteht in ihm ein neuer Künstler. Dem
einfachsten Motiv verleiht er durch seine poetische
Auffassung Inhalt und seine solide breite Pinsel-
führung versichert ihm den Beifall der Kenner.
Von seinen ausgestellten Bildern wollen wir einen
duftigen »Herbstmorgen«, das »Herbstpflügen« und
die sonnigen »Schnitter« besonders hervorheben. —
Sehr schön sind in der Stimmung die Landschaften
von Bela Grünwald und Ferdinand Katona.
Eine schöne Campagna-Landschaft mit duftigem
Himmel hat Gustav Magyar (Mannheimer) aus-
gestellt. Franz Olgyay, Ludw. Szlanyi und
Daniel Mihalik brachten nichts Neues; sie sind
gut, aber nicht besser als sonst. Paul Szinyei
Merse's »Herbstlandschaft« hat kräftig schöne Farbe.
Julius Hary hat eine Kollektion von über hundert
kleinen Bildchen eingesendet, welche durch delikate
Behandlung, Reichtum der Motive und Stimmungen
angenehm auffallen. Dabei weist er ein vielseitiges
technisches Können auf: Oel, Aquarell, Gouache,
Feder- und Bleistiftzeichnung beherrscht er mit
gleicher Meisterschaft. ' Von guten Landschaften
wären noch zu erwähnen die Arbeiten von Ripl-
Ronai, Aladar Illes Edvi, Stefan Bosznay,
Julius Kann, Geza Peske, Ladislaus Kimnach,
ebenso Karl Telepy und Gustav Keleti; die
beiden letzteren als die einzigen Vertreter der Land-
schaft im Sinne Lessings und Zimmermanns. — Die
Plastik bietet wenig Hervorragendes. Ein Marmor-
relief von Eduard Margo, »Agonie«, Büsten von
Ed.Telcs, Nikolaus Ligeti, Alois Strobl, einige
Arbeiten des jüngstverstorbenen Nikolaus Köllö,
kleine, aber recht talentierte Statuetten von Elsa
Kalmar (letztere hat auch eine sehr materisch be-
handelte Büste des Schauspielers Kainz ausgestellt)

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