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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Schultze-Naumburg, Paul: Über Technik der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0225

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UBER TECHNIK DER MALEREI -CÖ*^-

bewahrt bleiben kann. Doch hat sich auch
durch die eingehendste Forschung noch kein
Material und keine Behandlungsweise her-
stellen lassen, die ein absolut rationelles Mal-
verfahren bedeutete. Wir werden eben zum
Schluss immer zu der Erkenntnis gelangen,
dass die Stoffe, die wir zur Malerei benutzen
können, nicht die Eigenschaft der Unvergäng-
lichkeit besitzen.

Unter den Alten ist den Meistern der Früh-
renaissance die verhältnismässig beste Er-
haltung eigen und gewiss ihrer sorgfältigen
dünnen Malweise zuzuschreiben. Doch be-
sehe man sich nur nicht darauf hin die van
Eyck'schen Altarbilder in Berlin und glaube,
diese sähen nun seit bald sechshundert Jahren
genau so aus und wären unantastbar. Wie
würden sie ohne die mustergültige Konser-
vierung der Berliner Museumsverwaltung aus-
sehen ! Man gehe einmal in kleine entlegene
Galerien Italiens, deren Verwaltung nicht die
Mittel besitzen, ihre Bilder genügend zu kon-
servieren! Allerdings ist es auch heute noch
eine Augenweide, durch das Museo Nazionale
in Neapel zu wandern und die Farbensympho-
nien pompejanischer Wandmalereien zu sehen.
Indessen wissen wir nicht, ob sie heute noch
so aussehen, wie sie einst der Künstler be-
absichtigte und malte.

Man kann sich zwar mit der Thatsache
trösten, dass die Veränderungen der Zeit dem
Bilde oft von Vorteil gewesen sind. Manch

venezianisches Bild erregt gerade durch seinen
„Goldton", der zum Teil sicher ein Kunst-
stück der Zeit ist, unser Entzücken und manch
sonst nicht gerade sehr wertvolles Bild aus
der Barockzeit ist als harmonischer dunkler
Fleck dekorativ brauchbarer geworden, als er
ehedem war. Doch ist dies alles nur ein
recht sophistischer Trost. Bei wirklich grossen
Kunstwerken wird man verändernde Zufälle
nicht herbeiwünschen, sondern man wird die
Dokumente grosser Menschen so, wie sie diese
gedacht haben, ohne die Schminke der Zeit
auf die Nachwelt zu vererben wünschen.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns
mit der Thatsache abzufinden, dass eine ab-
solute Haltbarkeit mit unseren bisherigen
Mitteln nicht zu erzielen sein wird. Oelbilder
werden, man mag machen, was man will, mit
der Zeit im Ton dunkler, wärmer und etwas
trüber; die Firnisse werden grau und un-
durchsichtig und können im besten Falle durch
gute Regeneration im Verfall dahingehalten
werden.

Man lasse sich aber auch nicht zu bange
machen. Man könnte schliesslich überhaupt
nicht mehr malen, wenn man die Bedenken
gegen das Material sich stets so gegenwärtig
hielte und müsste sich aus Furcht vor et-
waigem späteren Verderb so viel Hilfsmittel
versagen, dass der Schaden dadurch vielleicht
grösser wäre, als der Nutzen einer etwas
vermehrten Haltbarkeit.

HANS PETERSEN Studie für ein Gemälde

„Torpedoboote auf hoher See"

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