DOI Artikel:
Wolter, Franz: Hans Petersen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0227
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Dann kommt noch bei Petersen hinzu, dass
in seinen Bildern nicht Luft, Wasser und
Schiffe für sich leben, sondern in Abhängig-
keit voneinander organisch verbunden, bis
auf die hinziehende Woge. Und so malt
der Künstler heute die brandenden braunen
Fluten des hochgehenden Congo, morgen die
weissschäumenden Wogen der stürmischen
Nordsee, dann die aufgeregte See unter blei-
schwerem unheilverkündendem Himmel, oder
in feinsilberigen Farbtönen den majestätisch
die Fluten durchschneidenden Dampfer. In
seiner Vielseitigkeit entsteht dann wieder ein
Panorama voll buntbewegten Lebens, und er
war der erste Maler, welcher ein grosses
Marinepanorama „Einfahrt in den Hafen von
New York" schuf, von dem in dieser Zeit-
schrift in Heft 15 des XIII. Jahrg. bereits aus-
führlich die Rede war. — Was aber Petersen
am schönsten und besten versteht, das ist
die Darstellung der hohen See, des gewaltigen
Weltmeeres in seiner unendlichen, masslosen
Einsamkeit. Da sieht man, auf dem neben-
stehend abgebildeten grossen Gemälde in der
Münchener Pinakothek, wie ferne am Hori-
zonte die Wasserberge sich auftürmen, heran-
ziehen, zusammensinken, vergleichbar dem
tiefen Aus- und Einatmen eines Riesenleibes
— und über diesem dunklen Meer ausgebreitet
eine ernste melancholische Ruhe, .welche diese
Einsamkeit erhöht: einförmig öde, schreckhaft
und erhaben. Da ist keine Spur von Virtuosen-
tum, kein Streben nach Effekt und Glanz,
sondern ein ehrliches, schlichtes Hinschreiben.
Vor diesen Bildern glaubt man das Heran-
rauschen der Wogen, das Brausen und Wehen
des Windes zu hören; das ist das Meer, das
die Nordlandsrecken durchfuhren, im Kampfe
um ihre Freiheit, um Hab und Gut; das ist
das Meer, wie es der Deutsche kennt, ohne
Schwärmerei, ohne Romantik; ernst wie die
wettergebräunten Lenker der Weltumsegier.
Franz Wolter
APHORISMEN
Farben enthält der Malkasten, Töne das Bild,
die Skala die Seele.
Wer sich beim Malen plagt, hat Talent — zum
Holzhacken.
Raudner
hans petersen
214
hochsee
Dann kommt noch bei Petersen hinzu, dass
in seinen Bildern nicht Luft, Wasser und
Schiffe für sich leben, sondern in Abhängig-
keit voneinander organisch verbunden, bis
auf die hinziehende Woge. Und so malt
der Künstler heute die brandenden braunen
Fluten des hochgehenden Congo, morgen die
weissschäumenden Wogen der stürmischen
Nordsee, dann die aufgeregte See unter blei-
schwerem unheilverkündendem Himmel, oder
in feinsilberigen Farbtönen den majestätisch
die Fluten durchschneidenden Dampfer. In
seiner Vielseitigkeit entsteht dann wieder ein
Panorama voll buntbewegten Lebens, und er
war der erste Maler, welcher ein grosses
Marinepanorama „Einfahrt in den Hafen von
New York" schuf, von dem in dieser Zeit-
schrift in Heft 15 des XIII. Jahrg. bereits aus-
führlich die Rede war. — Was aber Petersen
am schönsten und besten versteht, das ist
die Darstellung der hohen See, des gewaltigen
Weltmeeres in seiner unendlichen, masslosen
Einsamkeit. Da sieht man, auf dem neben-
stehend abgebildeten grossen Gemälde in der
Münchener Pinakothek, wie ferne am Hori-
zonte die Wasserberge sich auftürmen, heran-
ziehen, zusammensinken, vergleichbar dem
tiefen Aus- und Einatmen eines Riesenleibes
— und über diesem dunklen Meer ausgebreitet
eine ernste melancholische Ruhe, .welche diese
Einsamkeit erhöht: einförmig öde, schreckhaft
und erhaben. Da ist keine Spur von Virtuosen-
tum, kein Streben nach Effekt und Glanz,
sondern ein ehrliches, schlichtes Hinschreiben.
Vor diesen Bildern glaubt man das Heran-
rauschen der Wogen, das Brausen und Wehen
des Windes zu hören; das ist das Meer, das
die Nordlandsrecken durchfuhren, im Kampfe
um ihre Freiheit, um Hab und Gut; das ist
das Meer, wie es der Deutsche kennt, ohne
Schwärmerei, ohne Romantik; ernst wie die
wettergebräunten Lenker der Weltumsegier.
Franz Wolter
APHORISMEN
Farben enthält der Malkasten, Töne das Bild,
die Skala die Seele.
Wer sich beim Malen plagt, hat Talent — zum
Holzhacken.
Raudner
hans petersen
214
hochsee