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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Berliner Ausstellungen
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-^s=ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Ausdruck des Lebens im Auge, in dem sich lächelnd
zu einem Worte öffnenden Munde, in der ganzen
Haltung eine geradezu bezaubernde Wirkung ge-
geben hat. Ihr frisches Gesicht, eine helle Hut-
feder, ein diskretes Rot in einem Kissen beleben
das dunkle Grau der Toilette auf die unauffälligste
Weise. Ein prächtiges Seitenstück zu dieser ganz
ausgezeichneten Leistung ist das Porträt von Mr.
Alexandre Osborne, des würdevollen Repräsentanten
irgend einer achtunggebietenden Körperschaft, der
vornehm steif in einem Sessel sitzt. Ein vollkommenes
Charakterbild und trotz der Beschränkung auf die
Farben Schwarz und Grau merkwürdig farbig. Die
Malerei sehr breit, aber in der Art, wie Einzelheiten,
etwa die höchst ausdrucksvollen Hände gegeben sind,
nicht ohne Intimität. In dem Bildnis von Sir Edwyn
Sandy Dawes hat der Künstler in dem rosabraunen
Kolorit leider Konzessionen an dem englischen Ge-
schmack gemacht. Es gehört ebensowenig wie das von
MissHamilton zu seinen hervorragenden Leistungen.
Diese junge Dame in Braun gegen einen rötlichen
Grund hätte auch irgend ein anderer schottischer
Maler malen können. Dazu braucht man nicht
Guthrie zu sein. Gegen die Mädchenbildnisse von
Harrington Mann freilich wirkte die Miss immer
noch wie eine Offenbarung. Dieser Künstler hat
aber eine hübsch gestellte Kindergruppe von guter
malerischer Haltung zu zeigen, die sonst für ihn
einnehmen könnte. Nicht übel halten sich die neuen
Landschaften von James Whitelaw Hamilton
neben Guthries vornehm-starker Kunst. Der schot-
tische Landschafter ist farbiger und freudiger ge-
worden, aber doch dabei delikat geblieben. Die
Bilder von Ernst Oppler fallen aus diesem eng-
lischen Ensemble nicht heraus. Sie sind mit Ge-
schmack gemacht, erinnern aber zu oft an Vorbilder,
an Whistler und Walton, an Paul Höcker und an
Terborch, und wirken, sobald der Künstler das
intime Format aufgiebt, malerisch leer, wie das Bild
>Musik< von derletzten AlünchnerSecessions-Ausstel-
lung nur zu deutlich bewies. Die angenehmen Eigen-
schaften der Opplerschen Art und sogar eine per-
sönliche Note Hess ein genrehaftes Interieur Der
Brief« am besten zur Geltung kommen. Nicht vorteil-
haft wirkte die Kollektion von Bildern Julius Exter's
aus der vorjährigen Glaspalast-Ausstellung. Neben
glänzenden malerischen Einfällen zuviel Unge-
schmack, Mangel an Kultur. Einzelnes frisch, Vieles
nur Kraftmeierei. Ein zuchtloses, seine Kräfte ohne
Zweck verpuffendes Talent. Eine neue Erscheinung
ist Thorolf Holmboe, eine Art norwegischer
Leistikow mit naturalistischen und stilisierten Land-
schaften, mit Raben und Seevögeln und dunklen
Baumgruppen gegen nordisch helle Nachthimmel.
Offenbar ein Verehrer Axel Gallens, recht talent-
voll, aber unpersönlich. Mit guten Landschaften
machen sich Otto H. Engel, der Frankfurter
Rossmann und Theodor Hagen bemerkbar.

Im Künstlerhause wurde der übergrosse künstle-
rische Nachlass des Berliner Malers Paul Souchay
ausgestellt, wertvoll davon sind nur ein paar Bildnisse
vom Ende der siebziger Jahre und einige pastellierte
weibliche Aktstudien. Eine Sammlung von Werken
Stuttgarter Künstler enthält einen erstklassigen,
Otto Reiniger, 'Im Frühjahr , mit dem bekannten
Bach, aber von einer Tiefe der Empfindung und
Schönheit der einfachen Malerei, wie wenige Bilder
von diesem ernsthaften Künstler. Neben Reiniger
kommen nur Graf Leop. v. Kalckreuth (Porträt
der Gattin, Kinderbildnisl, Hermann Pleuer (Dorf-
strasse im Mondschein, Mondnacht) und Heine
Rath (Hafenwinkel) in Betracht.

Hans Rosenhagen

KARLSRUHE. Die Grossherzogliche Kunsthalle
* hat durch die Erwerbung von 5 Armut und Sorge
von BöCklin — ein Bild, das den Meister, wenn auch
nicht gerade allzu grossartig, doch immerhin sehr
beachtenswert repräsentiert — eine klaffende Lücke
in ihrem sonst so reichen Besitzstande moderner
Gemälde glücklich ausgefüllt. Auch von dem kürz-
lich hieher berufenen Akademieprofessor Ludwig
Dill, bekanntlich einem geborenen Badenser, wurde
ein grosses, erstklassiges Werk intimster Stimmungs-
landschaftsmalerei > Ueberschwemmte Salbeifelder
in Oberitalien- angekauft und von dem talentvollen,
jetzt in München thätigen Schönleberschüler Franz
Hoch aus Freiburg i. B. ein =Bauernhof bei Mün-
chen«, eine sehr tüchtige Leistung des jungen Künst-
lers, die sich würdig den beiden erstgenannten
Werken anreiht. Von einem weiteren begabten
Schüler Prof. Schönlebers, Rudolf Hellwag, rührt
die >Ansicht von Bogliasco an der Riviera« her, ein
Bild, das sich durch seine sonnige, farbenfrohe Ge-
samtwirkung aufs vorteilhafteste präsentiert. Ferner
wurden erworben: ein Hauptbild des berühmten
Alünchener Tiermalers Prof. Hch. Zügel ; Weidende
Schafherde in Abendstimmung< in seiner bekannten
kraftvollen, impressionistischen Ausdrucksweise, eine
Landschaft >Feldweg bei Cronberg im Taunus« und
ein Stilleben >Blumenstrauss mit Delfter Kannen
zwei sehr feine, mit altholländischer Delikatesse
empfundene Arbeiten des leider der wahren Kunst
zu früh entrissenen Frankfurter Meisters Ludwig
Eysen, sowie das grosse Bild von Graf Kalch-
reuth, sein letztes und vollendetstes hiesiges Werk
vor seinem Wegzug nach Stuttgart: > Gewitterwolken ,
und schliesslich =Der Abschied' von Professor
Poetzelberger, ebenfalls jetzt in Stuttgart, ein
sehr ansprechendes Werk des feinsinnigen Künst-
lers. — Zur Feier des fünfzigjährigen Regierungs-
jubiläums des Grossherzogs Friedrichs wird seitens
der grossherzoglichen Regierung und der Stadt für
das Frühjahr 1902 die Veranstaltung einer Kunst-
ausstellung geplant, wofür ein eigenes Gebäude er-
richtet werden soll. An der Spitze des Komitees stehen
die Professoren HansThoma und Lud. Dill. Q

DERLIN. Die Akademie der Künste veranstaltet,
im unmittelbaren Anschluss an die Kronjubi-
läumsausstellung zu Ehren ihres am 7. Juli v. J.
verstorbenen Ordentlichen Mitgliedes, des Malers
Professors Max Koner eine Sonderausstellung
seiner hervorragendsten und das öffentliche Inter-
esse beanspruchenden Bildnisse. Die Ausstellung
wird etwa vier Wochen währen. — In denselben
Räumen wird im Laufe des April der Verein der
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen seine diesjährige
Jahresausstellung eröffnen, die bis Mitte Mai zugäng-
lich bleiben wird. R.

JVIÜNCHEN. Das Zentral-Komitee für die heu-
rige VIII. Internationale Kunstausstellung setzt
sich wie folgt zusammen: Dr. Anton von Wehner,
k. Ministerialrat, Vertreter der k. Staatsregierung;
Fritz von Uhde, k. Professor, Maler, I. Präsident;
II. Präsident z. Z. vacant; Hans Petersen, k. Pro-
fessor, Maler, I. Schriftführer; Benno Becker, Maler,
II. Schriftführer; Franz Schmid-Breitenbach, Maler,
Kassier; Franz von Defregger, k. Akademieprofessor,
Maler; August Dieffenbacher, Maler; Eugen Drol-
linger, k. Hofbaurat, Architekt; Syrius Eberle, k. Aka-
demieprofessor, Bildhauer; Richard Gross, Maler;
Hugo Freiherr von Habermann, k. Professor, Maler;
Otto Hierl-Deronco, Maler; Albert von Keller, k.
Professor, Maler; Josef von Kramer, k. Professor,
Bildhauer; Heinrich Krefft, Architekt; Ludwig von

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