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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0334

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sr^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <öss-*»

überlebt, von dessen Feier wir i. H. 5 d. 1. J. be-
richteten, das Lebenswerk des jetzt Verewigten dabei
kurz charakterisierend. Auch auf die Besprechung
der im Jahre 1893 erschienenen Lebens-Erinnerungen
des Künstlers (IX. Jahrg. H. 24) sei verwiesen.

CRANKFURT a. M. Am 17. Februar verschied in
^ Rom der vordem hier ansässige Maler Karl
Freiherr von Pidoll. Als Freund und Schüler
von Hans von Marees hat Pidoll sich die Fort-
führung und Verbreitung von dessen Grundsätzen
auf besondere Weise angelegen sein lassen, gestützt
auf eine aussergewöhnliche künstlerische Begabung,
die ihm selbst zu Gebote stand. Er litt seit Jahren
an hochgradiger Neurasthenie, die ihn wiederholt
empfindlich in seiner Arbeit lähmte.

DRÜSSEL. Paul de Vigne, der bedeutendste bel-
gische Bildhauer der Gegenwart, ist vom jahre-
langen Leiden des Irrsinns am 14. Februar durch den
Tod erlöst worden. Paul De Vigne, Sohn des Ver-
fertigers des Van Artevelde-Denkmals zu Gent, war
dort 1843 geboren worden. 1869 errang er den
Rompreis, und aus der ewigen Stadt brachte er
zwei seiner volkstümlichsten Schöpfungen heim:

Poverella und Domenica«. Heute befinden sich
in den Museen von Brüssel, Antwerpen und Gent
seine schönstenWerke, wie die elegante und poetische
Figur der -Unsterblichkeit«, der süsse Kopf der

Psyche und andere. Von ihm stammt die viel-
bewunderte Gruppe Das Genie nimmt seinen Flug
an der Stirnseite des Brüsseler Museums, von ihm
sind die Denkmäler für Breydel und De Coninck
in Brügge, De Haerne in Courtini. Während der
Ausführung des Anspach-Denkmals zu Brüssel be-
fiel ihn die unselige Umnachtung. Der Stil De
Vignes war ein auffallend edler, seine Technik weit
mehr in die Einzelheiten gehend, als bei seinen
Zunftgenossen, die plastische Schönheit seiner
Formengebung zeugte bei allem Realismus von einer
klassischen Auffassung. R.

jVJÜRNBERG. Prof. W. von ROmann's Reiter-
in Standbild des Prinzregenten wird am 12. März,
dem achtzigsten Geburtstage des Fürsten, enthüllt
werden. Eine Nachbildung des Werkes werden wir
im Zusammenhang mit anderen Schöpfungen des
Künstlers demnächst bringen.

LJ AAG. Der bekannte Marinemaler H. W. Mesdag
feierte am 23. Februar die siebzigste Wieder-
kehr seines Geburtstages. Der noch immer rüstig
schaffende Meister wurde an seinem Ehrentage zum
Ritter des holländischen Löwenordens ernannt.

VON AUSSTELLUNGEN

DERL1N. Die Ausstellung der „Gesellschaft
deutscher Aquarellisten" in Ed. Schuttes Kunst-
salon gehört nicht zu den aufregenden Begeben-
heiten der winterlichen Kunstsaison. Sie hat ihre
Höhepunkte in den Darbietungen von Ludwig Dill
und Hans Herrmann. Jener zeigt Temperabilder
in seiner bekannten und charakteristischen Art mit
Dachauer Motiven, aber heller gestimmt als frühere
Leistungen. Wenn man sich für die stilisierte Natur
überhaupt begeistern will, lässt sich von so ge-
schmackvollen Arbeiten, wie er sie in den Bildern

Ktzenhausen- und 'Das weisse Moos- bietet, nur
Gutes sagen. Hans Herrmann hat in seinem

holländischen Obstgarten -, in dem man hinter den
mit Früchten schwer beladenen, tief hängenden
Zweigen eines Birnbaums ein Mädchen mit mes-

singnen Eimern stehen sieht, und in einem blau-
jackigen jungen ^Angler; in sonniger Flussland-
schaft sehr feine, saubere, frische Arbeiten in seiner
objektiven Art geliefert, die recht hochgestellt zu
werden verdienen. Arthur Kampf sucht durch
eine gewagte Nudität zu verblüffen. Skarbina und
Bartels sind matt geworden; nur Ulrich HCbner
erfreut durch einen leicht impressionistischen > Abend
in Warnemünde; mit schillernder See. Von anderen
Ausstellern verdient mit Auszeichnung Bernhard
Buttersack genannt zu werden, von dem eine
ganze Kollektion ungemein warm aufgefasster, breit
heruntergemalter Landschaftsstudien aus Haim-
hausen und Dachau vorhanden ist. Ein Stimmungs-
maler ersten Ranges, aber ohne jede Sentimentalität

ferd. rothbart angelina pascucci.

und Manier. Seine Studien 'Letzte Blätter«, »Im
Mai< und - Vorfrühling übertreffen an Kraft, Wahrheit
und künstlerischer Haltung viele sogenannte Bilder.
Ein schönes, vornehmes Stück ist John Lavery's

Brücke in Gretz«. Wie geschickt die Komposition,
wie diskret und doch wie wirksam das durch Baum-
kronen gedämpfte Lichterspiel über dem Wasser
und einem Boote mit weissgekleideten Damen an
einem blauen Sommertage! Nico W. Jungmann
aus Volendam giebt in intimen kolorierten Zeich-
nungen auf Kreidegrund genrehafte sehr mühsam
gemacht aussehende Bildchen von holländischen
Fischern und ihren Frauen. Zu einem Bilde

Rückkehr der Pilger aus Kevelaar« zusammen-
gestellt, wird ein unruhiges Durch- und Nebenein-
ander daraus, das jede Bildwirkung ausschliesst. —
Bei Bruno & Paul Cassirer sind grössere Samm-
lungen von Bildern und Aquarellen Paul Baum's
und Zeichnungen Th. Th. Hf.ine's ausgestellt. Paul
Baum, der jetzt nach Berlin übergesiedelt ist, liefert
mit seinen Schöpfungen den Beweis, dass sich
der Impressionismus sehr wohl mit zeichnerischer
Durchbildung von Einzelheiten verträgt. Seinen
Landschaften fehlt vielleicht ein wenig die grosse
Auffassung, aber sie sind in ihrer Art so einzig.

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