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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Zuckerkandl, B.: Wiener Ausstellungen: Künstlerhaus, Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0375

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-^fi=ö> VON AUSSTELLUNGEN: WIEN—FRANKFURT a. M. -C^ä=^

sich lenkt. Er ist durch den Naturalismus düngen. Die Wiener Dekorkünstler haben

und den Impressionismus zum Koloristen dem modernen Bilde Räume geschaffen, in

geworden. Die Lichtverteilung, durch die welchen es sich in voller Helligkeit und

atmosphärische Färbung bedingt, und die Farbenfreudigkeit entwickeln kann. Und dahin

virtuose Beherrschung der Beleuchtungsum- drängt der „Wiener Stil",

stände, hat er in ihrer ganzen Bedeutung B. Zuckerkandl
erfassen und beherrschen gelernt.

So ist sein Hauptbild, „Interieur" benannt,

ein interessanter Kampf zwischen Licht und SONSTIGE AUSSTELLUNGEN

Schatten. Ein mit Glas und Porzellan ge- CRANKFURT a. M. In unseren Kunstsälen hat

deckter Speisetisch vereinigt des Kunstlers 1 sjch seit Neujahr so ziemlich alles an Personen

Familie beim Mahl. Von aussen fällt durch und Richtungen Rendezvous gegeben, was überhaupt

die Fenster das bläuliche Tageslicht eines heutigentags Aussicht auf Absatz oder wenigstens

. . » * a „ u ■ ,. auf einen succes d'estime hat. Unmöglich, alle zu

schneeigen W.ntertages, und von oben strahlt nennel% die Scho(ten und dje ßelgier5 %e a',ten und

die Helle des elektrischen Lichtes auf den die neuen Münchener, die einheimische Kunst.

Tisch. Wie nun die von aussen kommenden Doch möge wenigstens die Erinnerung an einige

Schatten kalte Töne geben, wie das künst- Kollektivausstellungen festgehalten werden, an zwei

liehe Licht von oben warme Lichtstreifen sehr 1,eter°gene bei Hermes zunächst, von Jan
ncne Licnt \on ODen warme Licntstreiren toorop (Amsterdam) und von Hermann Junker

wirft: das ist das Thema, welches der Kunstler (Karlsruhe). Toorop,dermalaische Sonderling, scheint
in geistreicher Weise virtuos beherrscht. Seine sich, nach einigen Naturstudien zu schliessen, als
Schatten sind fein gewertet, vibrierend, und Maler zum Impressionisten ausbilden zu wollen,
seine Lichttöne lösen sich von ihnen mit ™\ °rig[ne,ler- rassemassiger erscheint er aber
. doch noch immer in seinen gezeichneten Kompo-

harmonischer Kontinuität ab. sitionen, im Vielgebilde seiner rätselvollen Linien-

Deutlich ist bei allen der Secession ange- spiele. Von Junker war eine Reihe von flotten Sport-
hörenden Künstlern der Uebergang zum „Stil" bJlde™ z" s,ehen,- "was gesucht modern im Ton, aber
. . „ , . • tt "j das Pferd als solches vorzüglich gegeben. Sehr vor-

zu bemerken. Das heisst eines Umdeutens nehm präsentierte sich in Schneiders Kunstsalon eine
des Sehens durch Gedanken und Empfin- Anzahl Porträts von F. A. v. Kaulbach, worunter

»Das spielende Kindt, bekannt als
einer der Hauptanziehungspunkte der
vorjährigen deutschen Kunstausstel-
lung in Paris. Darauf folgte an
gleichem Orte eine Ausstellung des
geschätzten Düsseldorfer Landschafts-
malers Jul. Bergmann, aus der ein
grosses Bild, eine >Gänsehirtinc, als
Geschenk an das Städelsche Institut
kam. Von Bedeutung war endlich im
hiesigen Kunstverein eine Trübner-
Ausstellung, ältere und neuere Bilder
in bekannter und gewohnter Tüchtig-
keit und eine Sammlung von Modellen
und Studien eines noch jugendlichen
Bildhauers, Jordan, die namentlich
einige ganz ausgezeichnete Porträt-
köpfe aufwies. Ferner haben oder
werden wir haben drei Böcklin-Aus-
stellungen. Zwei davon sind schon
eröffnet, eine im Kunstverein mit
Bildern aus Frankfurter Privatbesitz
und eine bei Schneider, mit Ge-
mälden, die in der Mehrzahl aus
Basel und aus Darmstadt geliehen
sind. Bequemer hätten wir es ge-
habt, wenn alle drei auf einmal und
an einem Orte zu sehen gewesen
wären, doch das ist nun einmal die
Konkurrenz der Unternehmer, und
man muss die Dinge nehmen, wie
sie sind. Neu sind wohl für die
meisten Besucher des Kunstvereins
drei grosse gezeichnete Kartons zu den
Basler Fresken der sechziger Jahre
und ein bewundernswertes, späteres
Frauenbildnis (von Guaita). Bei
paul fischer in der glyptothek Schneider sieht man die meisten der

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