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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Geßler, Albert: Ferdinand Hodler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0399

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FERDINAND HODLER <ö*^

des lan desmuseums in zürich ferdinand hodler

Gestalten, echt schweizerisch, auch in der
Niederlage noch ungebeugte Helden.

Und das Publikum? — Es hat sich viel-
fach schon bekehrt; denn es versteht, eben
wegen ihrer Simplicität und ihrer Kraft, diese
Figuren, und es wundert sich nur über Eines:
Dass wegen dieses an Ort und Stelle als
ganz selbstverständlich erscheinenden Wand-
schmuckes ein solcherStreit entbrennenkonnte.
Viele fragen sich ferner, warum die Wand gegen-
über nicht auch schon von Hodler bemalt sei.
Das aber hat noch seinen Haken. Wir wissen
nämlich aus dem Landesmuseum selbst, dass
die Herren Kunsthistoriker und Archäologen
in Zürich sich abermals gegen Hodler rüsten;
schon ist an den hohen Bundesrat ein Brief
abgegangen, der sich Hodlers Weiterarbeit im
Museum ernstlich verbittet. Auch eine Gegen-
kundgebung liegt vor von seiten (welsch-)
schweizerischer Maler und Bildhauer. Sie
ist ungeschickt aggressiv; aber sie enthält
einen guten Gedanken: Bei einem Preisaus-
schreiben für Entwürfe zur Bemalung der
zweiten Wand solle — aus Hochachtung für
Hodler — kein Schweizerkünstler sich melden.
Das ist heute der Stand der „Affaire Hodler".
Die Schweizer Kunstfreunde in ihrer Mehr-

Dic Kunst für Alle XVI

heit hoffen, dass der Bundesrat, angesichts
des Beifalls, den in vielen Kreisen des Volkes
der „Rückzug von Marignano" gefunden hat,
nicht zögern werde, Hodler auch die Be-
malung der zweiten Wand zu übertragen.

Vielleicht dürfen wir hier noch schnell an
die Thatsache erinnern, dass einmal im kleinen
Rate zu Basel der Wunsch geäussert worden
ist, Böcklins Fresken im Treppenhause des
Museums möchten heruntergeschlagen werden!
Wer ist da schliesslich Sieger geblieben? Die
Kunst, die hohe. Und auch Hodlers Werk ist
hohe Kunst.

Albert Gessler
FARBENSTRICHE

Dem wahren Künstler ist seine Staffelei ein Altar;
es giebt aber auch Götzenaltäre.

Das raumbildende Prinzip wird im Leben am
wirksamsten mit den Ellenbogen exekutiert.
* •

Wenn man auf der Bühne des Lebens einmal
vergässe, dass man im Theater ist — die „Dekora-
tionen" erinnern einen daran.

Peter Sirius
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