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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Pascent, E. N.: Englische Malerei auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0441

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george thomson

ST. PAULS CATHEDRA L

ENGLISCHE MALEREI AUF DE

(Schluss v<

"TNie englische Landschaftsmalerei hat fast
' gleichzeitig mit dem englischen Porträt
ihre Blüte, ihre klassische Epoche erlebt: Gains-
borough, der grosse Bildnismaler ist bekannt-
lich auch der Schöpfer der englischen und
damit der Ahnherr der modernen europäischen
Landschaft. Old Crome, Constable, Bonington,
David Cox, William Müller und, an gewaltiger
Subjektivität all diese seine Landsleute über-
ragend, Turner — sie stellen eine Reihe von
Meistern dar, die auf ihrem Gebiete eine
grosse, nationale Kunst geschaffen und zu-
gleich weit über die Schranken ihres meer-
umflossenen Vaterlands hinaus gewirkt haben.
Die klare, ziemlich geradlinige Entwicklung,
die sie gleichzeitig veranschaulichen, wird
den wenigen, aber sehr charakteristischen
Grundfaktoren verdankt, aus denen sich das
Stoffliche der englischen Landschaftsmalerei
zusammensetzt: die fruchtbare, milde, ganz
von der Kultur durchsetzte Binnenlandschaft
mit den saftigen Wiesen, dem herrlichen
Baumwuchs, den herrlichen Landsitzen und

PARISER WELTAUSSTELLUNG

Seite 406)

(Nachdruck verboten)

romantischen Ruinen; dann die Küste, das
Leben am Strande und der Ocean selbst,
das Grab so vieler englischer Schiffe und
Helden und die Wiege der englischen Macht;
endlich die weitesten Fernen der Erde, zu
denen das Weltmeer, das trennende und ver-
bindende, englische Kaufleute, Forscher und
Eroberer führte.

Unzweifelhaft steht heute die Landschaft
wie das Porträt in einem Epigonenzeitalter;
und es war gewiss nicht ohne Folgen, dass
die präraphaelitische Bewegung, die der
Figurenmalerei und dem Bildnis so viele
neue Anregungen gab, ihrem innersten Wesen
nach auf die Landschaft keinen so grossen
Einfluss haben konnte. Von Millais, der
während seiner P.-R.-B.-Zeit in einigen seiner
Bilder, wie etwa dem „Blinden Mädchen",
der landschaftlichen Umgebung der Figuren
eine grosse, ja die künstlerisch ausschlag-
gebende Rolle zuerteilt hatte, war in Paris ein
aus späterer Zeit stammender „Alter Garten"
(Abb. a. S. 403), der in dem, was das Bild zeigt.

Die Kunst ftir Alle XVI. 18. 15. Juni igci

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