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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Ostini, Fritz von: Die VIII. internationale Kunstausstellung im kgl. Glaspalast zu München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0537

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-*-S^> MÜNCHENER GLASPALAST 1901 <^?-

die VIII. Internationale ein etwas müdes und mal vor einem Wasserbecken, das bläulich
altes Gesicht. Man wird über sie nicht viel schimmert und ringsherum haben plastische
reden und streiten, sie ist keine Kampf-Aus- Werke Aufstellung gefunden. Die Aufhellung
Stellung, aus ihr werden keine Schlagworte dieses Eintrittsraumes wirkt fast wie ein
und „-ismen" kommen, sie ist keine kunst- Motto für die ganze Ausstellung, für den
geschichtliche Etappe. Und doch ist sie schön deutschen Teil gewiss! Auch hier hat das
und reich, reich durch eine Fülle reifer Frucht, Licht gesiegt, eine gesunde, farbenfreudige
die sie bietet, nicht mehr durch die schillernde Malerei, ein fröhliches Sichausleben in per-
Blütenmenge jener Ausstellungen in der Werde- sönlicher Eigenart ist nicht mehr sporadisch
zeit, reich an Erfüllung — an Bewegung, an zu entdecken, es ist heute selbstverständlich
neuen Hoffnungen vielleicht nicht! und spricht von allen Wänden. Die Alt-

Ein Erfreuliches jedenfalls erblickt der Be- meisterlichen sind jetzt wirklich schon zur
sucher des Glaspalastes gleich beim Eintritt: Ausnahme geworden und wenn vor zehn
der alte finstere Einbau, der mit jedem Jahre Jahren einer, der Aufsehen erregen wollte,
finsterer zu werden schien und einzelne Teile unter die Vibristen oder Pointillisten ging,
des Vestibüls in die unheimlichste Dunkel- so wird er heute in diesem Fall Eklektiker,
heit versetzte, hat einem hellen, freundlichen Recht deutlich zeigt sich jener Fortschritt
Arrangement Platz gemacht, an dem EiWANUEL zu einem klaren, von aller Excentrik freien
Seidl sein feines Dekorationsgeschick wieder Zeitstil in der Malerei in den Sälen der
bewies. Unter lichtem Zeltdach steht hier Luitpoldgruppe, die noch nie reifer und wür-
Ruemann's Nürnberger Prinzregenten-Denk- diger ausgestellt hat als dieses Mal. Ihre Säle

wirken eigenartig ruhig und har-
monisch, trotz aller Verschieden-
heit im einzelnen, stärkere Selbst-
zucht hat vielleicht keine Jury
geübt von allen, die hier thätig
waren. An der Zahl wahrhaft
guter Bilder steht diese Gruppe
heuer der Secession nicht viel
nach und macht es der letzteren
recht deutlich, dass ein Ausruhen
auf, wenn auch noch so glorreich
erkämpften Lorbeeren immer-
hin recht gefährlich wäre. Die
Luitpoldgruppe wird, wenn sie
auf dieser Höhe bleibt, vollbe-
rechtigten Anspruch erheben
können, bei der nächsten Inter-
nationalen neben den beiden, bis
dato offiziell anerkannten Ver-
einen als Veranstalter zu fun-
gieren. Ihre Stärke ist noch
immer die Landschaft, aber auch
am Figürlichen fehlt es wahrhaftig
nicht. Da ist Carl Marr's poe-
tisches Madonnenbild mit seinen
anmutreichen Putten und des
gleichen Malers Knabenbildnis von
herzgewinnender Liebenswürdig-
keit, da sind die, in wahrhaft
künstlerischem Sinn eleganten
Bildnisse von Adolf Heller,
von denen namentlich das kolo-
ristisch so feine Mädchenporträt
sich selbst in der ausgewähltesten
Gesellschaft englischer Porträt-
carl marr bildnisstudie kiinstler mit Ehren sehen lassen

(Münchener Glaspalast 1901: Luitpoldgrnppe) könnte! walter geffken s

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