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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Trepka, Josef: Das neue Künstlerhaus in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0547

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-ü-4ö> DAS NEUE KÜNSTLERHAUS IN KRAKAU -CSsä^

Aufderunten abgebildeten breiten Ostfront, welche
die eigentliche Hauptfassade bildet, hat eine riesige
Bronzebüste des Altmeisters Matejko, modelliert
von Madejski, in der Höhe des Frieses Aufstellung
gefunden; darunter ist eine schwarze Marmortafel
mit der einfachen Inschrift: >Jan Matejko, 1838
bis 1893c eingemauert. Auf der anderen Seite,
die den Parkanlagen zugekehrt ist, sind fünf
Bronzebüsten berühmter polnischer Künstler und
zwar: des Malers Arthur Grottger (modelliert von
Wenzeslaus Szy.manski), des Malers Julius
Kossak (mod. von Theodor Rygier), des Malers
Heinrich Rodakowski (mod. von Anton Popiel),
des Bildhauers Marcell Guyski (mod. von Stanis-
laus Laszczka) und des Architekten Felix Ksien-
zarsky (mod. von Thaddäus Blotnicki),aufgestellt.

Durch das Hauptportal, das mit einer stil-
vollen, aus geschmiedetem Eisen ausgeführten Gitter-
thür abschliesst, gelangen wir in die hübsche Vor-
halle, von wo eine Thür rechts in die Kanzlei, die
Thür dem Eingange gegenüber in den Hauptsaal
führt. Ausser diesem schlicht dekorierten Haupt-
saale, der mit Oberlicht versehen ist, giebt's
noch zwei kleinere Säle, ebenfalls mit Ober-
licht und drei andere Ausstellungsräume, die
Seitenlicht haben. Weiter befinden sich in dem
Gebäude, welches Zentralheizung, Wasserleitung,
geräumige Niederlagen für Bilder und Bildwerke,
Aufzüge u. s. w. besitzt, die Kanzleien u. s. \v.,
sowie die Wohnung des Vereinssekretärs und des
Dienstpersonals.

Die Eröffnung der ersten Ausstellung im neuen
Künstlerhause, welche die offizielle Benennung
„Ausstellung der Werke polnischer Künstler" trägt
und bis Mitte Juli dauern wird, fand in feierlicher
Weise am 11. Mai 1. J. statt in Anwesenheit der
Spitzen geistlicher, Zivil- und Militärwürdenträger,
einer grossen Anzahl polnischer Kunstfreunde und
Künstler.

Schon der erste Anblick dieser über zweihundert
Nummern zählenden Ausstellung ist ein recht
imposanter, obwohl viele hervorragende polnische

Künstler an ihr keinen Anteil genommen haben. So
z. B. fehlen gänzlich Werke von Jos. v. Brandt,
slemiradzki, wlerusz-kowalski czachorski,
Grocholski, Alchimowicz, Stachiewicz, Wod-
zinski und v. a. Dafür aber ist das, was die
Ausstellung bietet, in jeder Beziehung der Traditionen
polnischer Kunst würdig. Das ist nicht nur meine
Meinung, sondern die Meinung der vielen Fremden,
welche die Krakauer Ausstellung besucht haben.

Das kolossale lebensstrotzende Gemälde von
Adalbert Kossak 'Der Kampf um die Fahnes
das höchst interessante mystisch aufgefasste und in
der Manier des Cinquecento ausgeführte Trip-
tychon von Jacek Malczewski. die fesselnden
Bilder aus dem Bauernleben von Wladimir Tet-
mayer, die mit Meisterhand ausgeführten Porträts
von Prof. Casimir Pochwalski, die in ihrer
mannhaften, zugleich aber poesievollen Art einzigen
Genrebilder von Josef Chelmonski, die kolossalen,
originellen Glasfenster-Entwürfe von Stanislaus
Wyspianski u. s. w., ferner die Werke solcher
ausgezeichneten Bildhauer, wie Thaddäus Blot-
nicki, Alfred Daun, Ladislaus Mazur und
Stanislaus Laszczka, geben den Beweis, dass
polnische Künstler, sowohl der älteren als der
jüngeren Generation, viel und ernst arbeiten.

Eine besondere Abteilung der Ausstellung bilden
die Werke, ausgeführt von den Künstlern, die zur
Vereinigung >Sztuka- (Die Kunst) gehören. Unter
diesen Werken begegnen wir prächtigen Aquarellen
von Julian Falat, hervorragenden Pastellen von Leo
Wyczolkowski und Theodor Axentowicz,
durch ihre Naturtreue imposanten Landschaftsbilder
von Ferdinand Ruszczyc, wunderschönen Radie-
rungen von Felix Jasinski und v. a.

Mit einem Worte: der Gesamteindruck nach
einer eingehenden Prüfung der besprochenen Aus-
stellung, welche, nebenbei sei's bemerkt, einen kräf-
tigen Nationalcharakter trägt, ist ein sehr günstiger.
In den Räumen des neuen Künstlerhauses hat sie
eine sehr passende Stätte gefunden.

Josef Trepk
 
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