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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Ostini, Fritz von: Hans Thoma zum Thema "Kunst und Staat"
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0575

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-sr4ö> HANS THOMA ZUM THEMA „KUNST UND STAAT"

E D.LINDE -WALTHER KINDERFUTTERUNG

(Ausstellung der Berliner Secession)

dem Zufall der Geschehnisse erhebt. Da-
durch, dass ein Gott ihm gegeben, „zu sagen,
was er leidet", aber auch zu sagen, wie er
sich freut, zu offenbaren, was er schaut und
hört, hat er schon seinen Lohn!" Das ist
echter Künstlerstolz und doppelt schön klingt
sein Bekenntnis aus dem Munde eines Mannes,
der sein ganzes Leben durch bewiesen, dass
er voll empfindet, was er da sagt! Vielleicht
ist der „spät erkannte" Hans Thoma doch
einer der allerglücklichsten Künstler gewesen,
die es je gegeben hat! Denn sein Verhält-
nis zur Kunst selber, die ihm alles war und
ist, hat nie eine Trübung erfahren von den
Tagen an, da der träumerische Schwarzwald-
junge die ersten Versuche auf der Schiefer-
tafel machte, bis zu dem Tag, da dem Sech-
zigjährigen das mit Recht so beliebte „ganze
gebildete Deutschland" zujubelte zu seinem
Wiegenfest. Der Meister Hans hat sein
Selbstbildnis gemalt auf allen Stufen seines
Alters. Auch sein geschriebenes Selbstbild
finden wir in jenem Aufsatz:

„Thun und Wirken als Ausdruck eines

ruhigen, in sich gegründeten Seins, ohne vor-
gefasste Absicht, damit die Welt zu beglücken,
belehren zu wollen — ein frohes Spiel der
in ihm liegenden Kraft ohne immer an
das Bewusstsein einer Endabsicht, eines
Zweckes dieses Schaffens anzustossen, das
ist das Wesen eines Künstlers."

Und das Wesen des Malers Hans Thoma,
wie er leibt und lebt! F. v. O.

EWIGE KUNST

Was modern ist, kann zuweilen
Wirklich dauern eine Zeit,
Doch die Zeiten fliehn und eilen,
Still währt nur die Ewigkeit.

Soll dein Werk der Zukunft bleiben,
Tauch nicht in den Strom der Zeit,
Denn die echten Perlen treiben
Nur im Meer der Ewigkeit.

Ruhig wie des Meeres Stille
Spiegle sich in Gott dein Sinn,
Ueber dich in Hüll' und Fülle
Wirft er seine Schätze hin !

Max Bewer

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