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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0143

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I UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN
Die Zeitschrift „der Sturm" hat
eine internationale Ausstellung von
Bildern und Plastiken neuerer Künst-
ler unter dem stolzen Namen „Erster
deutscher Herbstsalon'' veranstaltet. Eine sachliche Be-
urteilung dieser Ausstellung ist unmöglich, weil es etwas
sachlich zu Wertendes darin kaum giebt; und die Spott-
laune vergeht einem auch, weil der Anblick einer Jugend,
deren Thun im allgemeinen so hoffnungslos erscheint,
mit Trauer erfüllt. Das Schlimme ist, dass die intime
Berührung mit dieser revolutionären Monomanenkunst
im Betrachten eine Empfindung erzeugt, als werde er
deklassiert. Die Ursache kann nicht in dem Revolutio-
nären des neuen Wollens liegen, auch nicht in der Un-
fertigkeit der Versuche, oder in der Schwäche der sich
produzierenden Kräfte; was niederdrückt das ist der
absolute Mangel an jugendlicher Natürlichkeit, das
sind die Symptome einer ansteckenden Begriffskrankheit,
es ist die Lazarettluft in denSälen der Ausstellung und die
Unreinlichkeit der Phantasie in den meisten Werken.
Übersieht man die Gruppen dieser Maler und Bildhauer,

und zählt man auch die literarischen „Sturm"gesellenmit
ihren schlingelhaften Manieren hinzu, so ist es als
sähe man eine unglückliche Jugend gegen sich selber
wüten. Der Veranstalter hat mit dieser urteilslos
organisierten Ausstellung der neuesten Kunst schwer
geschadet. Selbst ihre enragierten Freunde rücken
deutlich nun ab. Es zeigt sich der Schaden eines
schrankenlosen Ausstellungswesens drastischer als je
vorher. Die Art dieser Kunst mit Worten zu schildern
ist unmöglich. Es haben sich, um eine Terminologie
Goethes zu brauchen, der Nachahmer, der Skizzist,
der Imaginant, der Skelettist, der Undulist und Phan-
tomist so zusammengefunden, dass eine Karikatur ent-
standen ist, die sich selbst „Synthetiker" tauft. Als
Exempel dessen was diese Ausstellung enthält, kann ein
Porträt des Futuristenhäuptlings Marinetti von Gino
Severini gelten, auf dem die Ärmel des schwarzen
Habits mit nach aussen gewölbtem Papier plastisch ge-
macht worden sind, auf dem ein Streifen von wirklichem
schwarzen Sammt die Stelle des Rockaufschlags andeu-
tet, der Schnurrbart aus wirklichen Haaren gebildet
und aufgeklebt ist und wirkliches Zeitungspapier mit

WILLI JÄCKEL, DASEIN
AUSGESTELLT IN DER JURYFREIEN KUNSTSCHAU, BERLIN

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