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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 4
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0264

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H. J. DELBRÜCK, SITZENDES MÄDCHEN
AUSGESTELLT IM GRAPHISCHEN KABINET (NEUMANN), BERLIN

Zehntel der Grösse gebracht eine gewisse dekorative
Wirkung haben würden und der talentvolle Franz
Heckendorf beweist mit neuen Landschaften, dass die
Ölfarbe noch immer viel stärker ist als seine formende
Anschauungskraft. In seinen unkultivierten Bildober-
flächen spiegelt sich die Unkultiviertheit der modernen
Berliner Malkunst.

In Neumanns Graphischem Kabinet deutete Heckel
mit drei Bildern, von denen wir eines abbilden, an, dass
er wohl einer der Ursprünglichsten unter seinen Ge-
nossen ist. Da das Kabinet eine grössere Ausstellung
seiner Arbeiten plant, soll demnächst mehr von ihm
gesagt werden. Auch Hasler, von dem das Kabinet
Lithographien zeigte, ist ein ursprüngliches, feines und
vielleicht auch der Stärke fähiges Talent. (Wie diese
Kunsthandlung denn überhaupt gut zu unterscheiden
versteht.) Hasler hat Züge von Karl Walsers Liebens-
würdigkeit, doch hat er auch den Ehrgeiz zur exotisch
romantischen Monumentalität des Delacroix. Er ist eine
Hoffnung. Ebenfalls ein Kommender ist Hans J. Del-
brück, ein Corinthschüler, der neben W. Rösler gear-
beitet hat. Er ist noch etwas zu geschickt, um persönlich
sein zu können. Aber man hat den Eindruck eines im

besten Sinn verständigen und intelligenten Talents.
Die Kollektion des Dachauers Walter Klemm, der
jetzt Professor in Weimar geworden ist, weist dann
hinüber zu der Orlik- Ausstellung bei Anis kr & Rut-
hardt. Von jedem dieser beiden Künstler könnte
man sagen, er sei künstlerisch ein Faktotum. Sie
brauchen beide nur hinzusehen und sofort machen
sie die Dinge — selbständig — nach, sie in einer
neuen Weise nuancierend. Beide sind vorzügliche
Techniker und geborene Lehrernaturen. Beide
sind darum auch bessere Zeichner als Maler. Beide
sind darum halb immer kunstgewerblich. Klemms
Aquarelle, seine van Goghschen Japonismen, sind
in ganz künstlerischer Weise reizend; sie sind bei
aller prononcierten Modernität gefällig. Und
Orliks Reiseskizzen aus Afrika, Asien und Europa
sind in ihrer modernen Eleganz und geistreichen
Beweglichkeit wie fein geschliffene Feuilletons.

An der Kunst Martin Brandenburgs, die in
einer Kollektivausstellung im Künstlerhaus gezeigt
wurde, rauscht die wildbewegte Zeit spurlos vor-
über. Er sitzt abseits, eingesponnen in roman-
tischen Ideen und bittersüssen Märchenstim-
mungen. Ich habe seine Malerei neulich die
Kunst eines unerlösten Menschen genannt. Besser
weiss ich sie nicht zu charakterisieren. Sie ist ge-
danklich, künstlerisch und sogar technisch uner-
löst; sie ist nicht erlöst vom Stoff, nicht vom
Modell, nicht von der Materie und nicht von der
Literatur. Und doch ist es eine Kunst, von der
aus man mit einer gewissen Ergriffenheit an die
ernste und strenge, an die von Liebe zur Kunst
aufs edelste erfüllte Persönlichkeit Brandenburgs
denkt, von der aus man, die Diogeneslaterne in der
Hand, einen Menschen glaubt grüssen zu müssen.

K. Seh.

KÖLN
Der deutsche Werkbund hat es übernommen, die
Beteiligung des deutschen Kunstgewerbes der Welt-
Ausstellung San Franzisko 1915 zu organisieren und
künstlerisch zu leiten. Damit ist für die deutsche Abtei-
lung auf der grossen Panama-Ausstellung, für die sich
bekanntlich einKomitee unter derFührungderHamburg-
Amerikalinie gebildet hat, ein fester Kern gesichert, der
die besten Leistungen deutscher Qualitätsarbeit in
einem geschlossenen künstlerisch abgerundeten Bilde
zusammenfassen wird.

POTSDAM
Der Wettbewerb um den Erweiterungsbau des Rat-
hauses in Potsdam, dessen Ergebnisse vorliegen, stellt
dem Architekten insofern eine kniffliche Aufgabe, als
mit der Fassade und dem Grundriß des vorhandenen
Gebäudes zu rechnen und noch dazu das Grundstück
für den Neubau unregelmässig zugeschnitten ist. Der

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