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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 10
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Pauli, Gustav: Bernhard Hoetger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0581

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BERNHARD HOETGER, DEKORATIVES RELIEF

BERNHARD HOETGER

VON

GUS TAV PAULI

U.WHARD HOETGEI

Vielleicht ist an dem Gesamtbilde der Kunst
unserer Zeit das Interessanteste, dass sie einen
Übergang bezeichnet — durchaus nicht in jenem
Sinne, nach dem jeder Zeitabschnitt mit allem, was
ihm zugehört, als das Glied einer endlosen Kausal-
kette und insofern als ein Übergang angesehen wer-
den darf. Vielmehr bietet unsere Kunst das typische
Bild jener besonderen kritischen Zeitspanne, in der
eine grosse einheitliche Periode kultureller Ent-
wicklung ihrem Ende entgegengeht, während der
Geist einer neuen Zeit sich, zunächst unklar und
vieldeutig, allmählich aber immer entschiedener,
ankündigt. Ähnliches haben wir in Deutschland
seit der Reformationszeit nicht erlebt. Der Unter-
schied ist nur der, dass das künstlerische Spiegel-
bild der Krisis damals, nach Völkern und Land-
schaften unterschieden, fast ein Jahrhundert lang
sich hie und da wiederholte, während es jetzt —
in der Folge eines höchst gesteigerten geistigen Aus-

tausches — bei den Kulturvölkern gleichzeitig auf-
tritt. Merkwürdig ist es, dass im damaligen Deutsch-
land wie jetzt die Zufallsgrenze einer Jahrhundert-
wende unserer Zeitrechnung als kunstgeschichtlicher
Markstein gelten darf.

Den Genossen einer solchen Zeit ist das zweifel-
hafte Glück beschieden, hellsichtiger zu sein als ihre
Vorgänger und Nachfahren, wofern sie überhaupt
Augen zum Sehen haben. Sie erleben es, wie ein
sicher gewähnter geistiger Besitz auf einmal in
Frage gestellt wird, wie das scheinbar Eindeutige
und Klare sich als ein Zweideutiges und Problema-
tisches enthüllt. Und wenn die so gewonnene Ein-
sicht, die auch die historische Urteilsfähigkeit er-
leuchtet, als ein geistiger Gewinn empfunden werden
mag, so bleibt es andrerseits wahr, dass jede Hell-
sichtigkeit insofern schmerzlich ist, als sie unsicher
macht. Sie befördert weniger die Zuversicht als den
Skeptizismus. Fast ein Jahrhundert lang konnten

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