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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 11
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Waldmann, Emil: Tintorettos Zeichenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0636

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TINTORETTOS ZEICHENKUNST

VON

EMIL WALDMANN

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TJNTOEETTO, STUDIE FÜR EINEN HEILIGEN
STEPHA.NUS. SCHWARZE KREIDE

PHOTOGRAPHIE MANELLI

Wer die hier publizierten Zeichnungen betrachtet und ge-
fragt wird, ob das nun Arbeiten von der Hand eines Zeichners,
eines Malers oder Bildhauers seien, der würde vor einigen der
Blätter wahrscheinlich um die Antwort verlegen sein. Nicht
nur, weil es sich um Tintoretto handelt, der ja laut eigenem
über seiner Ateliertür angenagelten Ausspruch das Höchste ihm
Bekannte an Skulptur mit dem Höchsten an Malerei (die Form
Michelangelos und die Farbe Tizians) in seinem Schaffen ver-
schmelzen wollte. Sondern angesichts der Werke der ganz
Grossen werden solche prinzipielle Schulunterscheidungen vom
„malerischen" oder „plastischen" Stil der Zeichnung durchaus
hinfällig. Es ist unendlich viel Plastisches in Rembrandt und
unendlich viel Malerisches in Michelangelo.

Wir können hier Tintoretto im Augenblick der künstle-
rischen Konzeption belauschen. Andre Zeichnungen, wie jene
achtzig oder neunzig im British Museum aufbewahrten, die
Olivarez' Neffe Don Gasparo D'Haro E. Guzman im siebzehnten
Jahrhundert in Rom sammelte, die dann lange in Südamerika
verschollen waren, und von denen Sidney Colvin einige im
Burlington Magazine* veröffentlicht hat, führen uns in seine,
in Bausch und Bogen angelegte, eben begonnene Arbeit
hinein, in jene Augenblicke, wo er die Kompositionen seiner
Gemälde entwarf. Diese Zeichnungen hier geben einen noch
intimeren Moment: sie zeigen uns den Meister, wie er sich
Rechenschaft giebt über eines der wesentlichsten Elemente

* The Burlington Magazine. Bd. XXVI, S. 189 fr.

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