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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 2
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Herrmann, Wolfgang: Londoner Eindrücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0081

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ist die alte Wohnkultur umgekehrt der Grund für
seine Verachtung alles Persönlichen an dem Äußeren
seines Wohnhauses? Beides mag in Wechsel-
beziehung stehen.

Diese Fülle von Kleinhäusern verursacht die
Riesenausdehnung Londons. Tägliche Entfernun-
gen von einer Stunde sind nichts Seltenes. Ja, im
Sommer wohnt der wohlhabende Londoner noch
weiter draußen in den schönen Orten an der
Themse. Die moderne Tendenz, die Großstadt aufs
Land „hinauszutragen", ist hier beinahe schon
zur Wirklichkeit geworden.

Eine Stadt der Arbeit ist London, weit stärker
als Paris und selbst als Berlin. Ein müßiges Sich-
ausruhen, ein leichtes Dahinleben während der
Werktage gibt es fast nicht. Bezeichnend dafür,
daß London keine Kaffeehäuser besitzt. Es ist die
sachlichste Stadt Europas. So sachlich, daß selbst
die Ruhepausen mit den Körper stärkenden sport-
lichen Veranstaltungen ausgefüllt werden.

Diese Stadt ist in vielem ein Erlebnis. Sie ist
Warnung und Vorbild zugleich. Häßlich, aber
voller Leben, von allem Geistigen entfernt, allem
Praktischen aber nahe, jung und uralt zugleich.

BLICK VOM ÖLBERG AUF JERUSALEM

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