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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 5
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Scheffler, Karl: Georg Walter Roessner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0210

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soeben zu Erfolge gekommenen Rösler störte der
Gleichklang der Namen. Bevor Roeßner sich nun
zur Geltung bringen konnte, brach der Krieg aus.
Der junge Künstler machte denselben von Anfang
bis zum Ende mit. Erst nach dem Krieg erregten
Roeßners Arbeiten in den Berliner Ausstellungen
Aufmerksamkeit, obwohl sie zum Teil schon vor
1914 gemalt worden waren, wie zum Beispiel die
Frau auf dem Balkon, die von der Nationalgalerie
angekauft wurde. Im Jahre 1920 ist Roeßner dann
Lehrer an der von Philipp Frank selbstlos geleiteten
Berliner Kunstschule geworden. Seine Aufgabe be-
steht dort im wesentlichen in der Ausbildung von
Zeichenlehrern.

Roeßner gehört zu den wenigen jüngeren Ma-
lern, die ein Bildnis zeichnen und malen können,
mit guter malerischer Haltung, mit schmeicheln-
dem Pinsel und zugleich ähnlich und wahr. Er
gehört weiterhin zu den wenigen, die bildmäßig
denken. Seine Kinderdarstellungen, seine Frauen
im Grünen, seine Akte haben stets etwas Ganzes

und Erledigtes. Wobei die bewußte, aber freie An-
lehnung an die Tradition sympathisch anmutet. Am
selbständigsten ausgebildet ist ein dekoratives Ele-
ment, das Roeßner befähigt, ein guter Maler von
Wandbildern zu sein und das reizende illustrative
Züge enthält, ohne jemals im Kunstgewerblichen
zu versinken. Der Schritt von hier zur Illustration
ist dann auch mit Erfolg getan worden. Roeßner
ist ein geistreicher Graphiker und ein sicherer,
knapper Zeichner. Er ist klug, doch ist es nicht eine
Klugheit des Verstandes, sondern des Gefühls. Am
vollständigsten überzeugt sein Talent, wo es deut-
lich wird, daß sich die den Künstler erfüllende Sinn-
lichkeit vollständig in Form und Gestalt zu ver-
wandeln vermag.

Roeßner hat das vierzigste Lebensjahr eben
überschritten. Von seiner Begabung und von dem
Ernst seiner Arbeit ist viel Gutes noch zu erhoffen.
Denn es umgibt diesen Künstler jene Stimmung
von menschlicher Zuverlässigkeit, die auch ein Be-
standteil des echten Talents ist.

G. W. ROESSNER, BLANKENESE. ZEICHNUNG

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