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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Die Generaldirektion der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0309

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DER HEILIGE GEORG, HUBERT VAN EYCK ZUGESCHRIEBEN

EXHIBITION OF FLEHISH AND BELGIAN ART, LONDON

Nach der allgemeinen Umstellung und Neu-
ordnung muß der Tatsache ins Auge gesehen
werden, daß die Museen an einer sehr unglück-
lichen Stelle der Stadt liegen, daß sie schwer er-
reichbar sind und bleiben werden, weil der schlechte
Baugrund eine Verbindung mittels Untergrundbahn
unmöglich macht. Die Konsequenz ist, daß in
absehbarer Zeit im Westen und Norden etwa Ge-
bäude für Teilausstellungen des reichen Museums-
besitzes bereit gestellt werden müssen, und daß
die Pläne für solche Ausstellungen vorbereitet
werden.

Hand in Hand hiermit sollte eine Populari-
sierung der Museen gehen. Bisher hat die Ver-
waltung dafür wenig Sinn gehabt. Was heute
nur als das Historische wirkt, sollte als das künstle-

risch ewig Aktuelle dargestellt werden. In
Ausstellungen, worin Kontraste und Parallelen
zur Anschauung sprechen und die den grund-
sätzlichen Unterschied von alter und neuer
Kunst nicht mehr kennen.

In einem lebendigen Organismus hängt
alles zusammen. Darum sollte dann auch die
Nationalgalerie mit ihren Filialen nicht län-
ger außerhalb der Generalverwaltung bleiben.
Ist sie erst wieder mit in dem allgemeinen
Museumsverband, so müßte auch insofern
die Trennung von alter und neuer Kunst auf-
gehoben werden, als die schon historisch
gewordenen Werke des neunzehnten Jahr-
hunderts ins Kaiser-Friedrich-Museum kom-
men und daneben nur noch eine Galerie der
Lebenden bestehen bleibt.

Bei der demnächst notwendig werdenden
Neubesetzung im Schloßmuseum wäre ein
Direktor zu wünschen, der Schloßräume und
kunstgewerbliche Sammlung reinlicher von-
einander trennt, der sich auch verpflichtet,
aus der Sammlung abzugeben, was eigentlich
in andere Sammlungen gehört. Wie denn
überhaupt Einheitlichkeit insofern erstrebt
werden müßte, daß jede Sammlung erhält,
was ihr sachlich zukommt, daß die Rivalität
zwischen den Sammlungen aufhört.

Damit zusammen hängt auch eine Ver-
einheitlichung des Kunstbibliothekwesens. Es
ist unnötig, daß in der Museumsbibliothek und
in der Kunstbibliothek dieselben Bücher oft doppelt
angeschafft werden, daß zwei Verwaltungen neben-
einander bestehen. Das Wünschenswerte wäre eine
Zentralkunstbibliothek in einem genügend großen
Hause.

Dieses sind einige der wesentlichen Aufgaben
des nächsten Jahrzehnts. Man sieht: es ist vielerlei;
doch ist es mehr ein Ordnungsprogramm als ein
Aufbauprogramm. Vielleicht ist das Ordnen aber
schwerer als das Aufbauen, weil so viel persön-
liche Empfindlichkeit beteiligt ist. Leicht wird es
der neue Generaldirektor nicht haben; er ist in
vielem etwas wie ein Liquidator. Die Erfolge nach
außen können nicht prahlend groß sein. Um so
größer kann das Verdienst stiller Tätigkeit sein.

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