Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0340

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO, BACCHUS UND ARIADNE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE VAN DIEMEN & CO., BERLIN

mit dem Tendenz- und Reklamebetrieb breche, von dem
Gropius nie los gekommen ist, völlig vergessend, daß die
Schüler nicht da sind, um seinen Ideologien eine Folie zu
schaffen, sondern daß der Schüler Ausgangspunkt und Ziel
alles Unterrichts sein muß.

NEW YORK
Eine Ausstellung von Bildern des Amerikaners W.M. Chase
(1849—1916) in den Ferargil Galleries verdient Aufmerk-
samkeit auch in Deutschland, weil Chase, wie der Ameri-
kaner Frank Duveneck (1849—1919), in seiner Jugend dem
Leibikreis angehörte und weil diese Lehre auf seine Pro-
duktion dauernd eingewirkt hat. Wir bilden eines der aus-
gestellten Werke ab. Es beweist, daß Chase unter den
amerikanischen Malern einer der feinsten Künstler ist. In
den siebziger Jahren malte Chase so gut, daß seine Bilder
hin und wieder unter dem Namen Leibis segeln.

HANNOVER

Die Kestnergesellschaft hat, unter dem Protektorat des
belgischen Gesandten in Berlin, die erste deutsche Gesamt-
ausstellung James Ensor zusammengebracht. Es ist eine son-
derbar phantastische Welt, in der Ensor lebt. Seine hellen
Freilufttöne behielt er auch bei, als er sich von der Natur

löste und ein erster,
früher Vorläufer des
Expressionismus wur-
de. Die Fragwürdig-
keit des modernen
Kulturlebens fand
schon früh in seinen
Bildern ihren Aus-
druck dadurch, daß
er die Maskenhaftig-
keit, die fratzenhafte
Verzerrung der in ih-
rem scheinbaren Bür-
gerfrieden dahin le-
benden Menschen un-
mittelbar Gestalt wer-
den ließ.

In den duftigen
Farben der Gemälde
— auch die dunkleren
Frühwerke zeigen
schon den eigentüm-
lich sensiblen Farben-
sinn — spricht sich
trotz des Blicks in

Seelengeheimnisse
ein naturhaftes Erleb-
nis aus, das das Schaf-
fen bestimmte. Er
liebt den opalisieren-
denGlanz des Meeres,
das Leuchten desHim-
mels und der offenen
heimatlichen Land-
schaft. In den graphi-
schen Blättern strömt er seine Phantasie unmittelbar aus. Mag
diese Phantasie die skurrilsten Bahnen wandeln, immer wieder
steht man gebannt vor Blättern, die mit dem Mittel der künst-
lerischen Handschrift (die berühmte „Kathedrale") das grause
Wesen der Zeit zu enthüllen trachten.

Ensor sieht das Leben als schaurigen Mummenschanz, seine
Bilder sind belebt mit Fratzen und Gesichten, den Visionen
eines einsamen und gequälten Herzens. Daß diese Stimme sich
in einer Zeit erhob, als das äußere Leben sicher dahinfloß, ist
in höchstem Maße merkwürdig. Die künstlerische Bedeutung
der hannoverschen Gesamtausstellung kommt nach außen zum
Ausdruck durch die Herausgabe einer reich illustrierten Fest-
schrift, die einer erschöpfenden Monographie gleichkommt.

Kurt Voss.

MÜNCHEN
Mit der Gedächtnis-Ausstellung, welche die Galerie
Heinemann dem im Oktober 1926 verstorbenen Maler
und Zeichner Wilhelm Jakob Hertling gegenwärtig widmet,
wird ein feiner, stiller Künstler zum erstenmal einem grö-
ßeren Publikum vorgestellt, dem man zu Lebzeiten allge-
meine Anerkennung gewünscht hätte. Freilich hat Hertling
nie den Beifall der großen Öffentlichkeit gesucht. Er lebte
ganz seiner Kunst, ging völlig in seiner Landschaftsdarstel-
lung auf und freute sich über die Wertschätzung, die ihm

316
 
Annotationen