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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 8
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Weigert, Charl.: Joakim Skavgaard : anlässlich seines siebzigsten Geburtstages
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0342

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Entwicklung und seines Reichtums. Sein langjähriger, ver-
ständnisvoller Freund, der frühere Direktor der Staatlichen
Galerie, Karl Madsen, macht mit Recht darauf aufmerksam,
daß Skovgaard eine merkwürdige Entwicklung durchgemacht
hat. Im Atelier seines Vaters, des tüchtigen Landschaft-
malers, und zusammen mit seinem begabten Bruder Niels
entwickelte er sein Zeichentalent und begann mit kleinen,
wenig farbigen Landschaftsbildern; sein späteres Studium
bei Bonnat in Paris hatte keinen weiteren Einfluß. Erst der
Süden, Griechenland und Italien, gaben ihm neue Erlebnisse
und entwickelten ihn zum Maler. Die großen Vorbilder gaben
seiner Phantasie eine neue Richtung: Er verließ die dänische
Kleinkunst und wandte sich größeren Aufgaben zu. In diese
Zeit fällt die Entstehung eines Bildes (jetzt im Kunstmuseum,
Kopenhagen) das seine besondere künstlerische Mission ahnen
läßt. Es zeigt Christus, als Sieger und Befreier, der das Licht
in die dunkle Welt der Toten trägt. Die Fresken der Viborger
Domkirche erzählen dann mit origineller Kraft die Haupt-
geschichten des Alten und Neuen Testamentes. Sein dekoratives

Talent hat Skovgaard noch auf andernGebieten betätigt: in eigen-
tümlichen farbigen Zeichnungen zu Tonkrügen und Schalen,
im Zusammenarbeiten mit dem Keramiker und Bildhauer Thor-
vald Bindesböll erfunden. Mit demselben Plastiker gemeinsam
schuf er auch zwei Springbrunnen mit Tiergestalten. Das be-
deutenste Ereignis der Ausstellung waren die Kartons zu
Gobelins für das Schloß Christiansborg. Skovgaard, ein Däne,
voll Innerlichkeit und tiefer Bescheidenheit, ist mit seinen
siebzig Jahren noch sehr produktiv. Die Schweden haben
ihm die Aufgabe anvertraut, die alte Domkirche in Lund mit
einem mächtigen Mosaikbilde in der Apsiswölbung zu schmük-
ken: Christus am jüngsten Tage in der Lichtaura sich zeigend,
während Engel die Toten wecken. Die früheren Entwürfe
mit mythologischen Themen, besonders „der Tod des Adonis"
bezeugen, daß der Künstler auch den Mosaikstil bis in tech-
nische Details beherrscht. Alle Dänen, die die Kunst ihres
Landes lieben, wünschen, daß es dem Meister noch gelingen
möge, die dritte der romanischen Kirchen im Norden, den
Dom in Ribe auszugestalten. Charl. Weigert, Kopenhagen.

m U K T IONSNACHRICH I E N

BERLINER
VERSTEIGERUNGEN

Benario-Lewin

Kurz nacheinander wurden in
der ersten Aprilhälfte zwei der be-
kanntesten Sammlungen, die des Herrn Hugo Benario und
die des Herrn Leo Lewin bei Lepke und bei Paul Cassirer
in Berlin versteigert.

Die Sammlung Benario enthielt in der Hauptsache deutsche
Holzplastik. Ein paar Jahre lang war Benario der Haupt-
käufer auf diesem Gebiete gewesen. Er hatte rasch und wohl
ein wenig wahllos gekauft, schien es doch damals, als müsse
man schleunigst zugreifen, da das Material sich erschöpfte.
Deutsche Holzplastik war die große Mode, und man achtete
nicht allzusehr auf die Qualität des Stückes, wenn es nur
gotisch oder gar romanisch war.

So kam es, daß die Sammlung Benario bei ihrer öffent-
lichen Ausstellung in ihrer Gesamtheit allgemein enttäuschte,
und so ist es erklärlich, daß das Preisniveau im ganzen ziem-
lich niedrig war, wenn auch die besten Stücke wohl die er-
warteten Preise erzielten. Man konnte für 100 oder 200 oder
300 Mark eine ganz leidliche Figur des 1 5. Jahrhunderts er-
stehen, und sogar Marienfiguren des 14. Jahrhunderts, die
vor ein paar Jahren fast unterschiedlos als Kostbarkeiten
bewertet wurden, erzielten nicht mehr als 150 und 370 Mark.

Sehr hoch bezahlt wurde die Maria aus einer Kreuzi-
gungsgruppe des Hans Leinberger, die 10200 Mark kostete,
ebenso die Gruppe der Ohnmacht Mariens, ein gutes Werk
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, das 9000 Mark brachte,
ferner die zwei, niederbayrischen Figuren des Johannes und
der Maria von einer Kreuzigung, die mit 6300 Mark zuge-
schlagen wurden. Die mittelrheinische Pietä, der des Frank-
furter Liebighauses verwandt, war für 5800 Mark nicht zu
teuer. Eine französische Madonna des frühen 1 3. Jahrhunderts

brachte 3800, eine ebenfalls französische Madonna des

14. Jahrhunderts 4200, eine stehende Madonna des späten

15. Jahrhunderts, aus Schlesien stammend, 5200 Mark. Über-
raschend war der Preis für die sehr merkwürdige weibliche
Figur des 13. Jahrhunderts, die spanischer Herkunft sein
soll. Sie erzielte 4200 Mark.

Die Gemälde der Sammlung Benario besaßen kaum
selbständigen Wert. Es waren Ausstattungsstücke, die
ebenso wie die Möbel und die kunstgewerblichen Gegen-
stände bestimmt waren, die Räume zu dekorieren, in denen
die Plastiksammlung aufgestellt war. Es mag erwähnt wer-
den, daß ein großer Uschak-Teppich des 17. Jahrhunderts
mit 6200, ein flämischer Wandteppich mit einer phantastischen
Landschaft mit 5700 Mark bezahlt wurden.

Wie Benario in der Nachkriegszeit der Hauptkäufer für alte
Holzplastik, so war Leo Lewin in Breslau der kaufkräftigste
Sammler für neuere Kunst. Die Sammlung, die jetzt bei Paul
Cassirer versteigert wurde, enthielt nicht mehr alles, was Herr
Lewin im Laufe weniger Jahre in seinem Besitz vereinigt hatte.
Manche der kostbarsten Stücke waren schon zuvor freihändig
verkauft worden. Was blieb, waren vor allem Werke von
Liebermann, Slevogt, Menzel und Gaul. Man sah ihrem öffent-
lichen Ausgebot mit einiger Spannung entgegen, da man nach
einem festen Anhalt sucht für die seit dem Kriege immer
schwankende Preisbildung auf dem Markte neuer deutscher
Kunst, und da man hoffen durfte, auf dieser Versteigerung,
die eine Reihe wichtiger Werke enthielt, eine Norm für die
Zukunft zu finden.

In dieser Hinsicht war die Versteigerung eine Über-
raschung, wenn auch die Bewertung der einzelnen Stücke
zuweilen mehr von den Launen des Zufalls, wie sie im
Auktionssaale spielen, als von einer sicheren Beurteilung
der Qualität abhängig war. Für ein so bedeutendes Früh-
werk Liebermanns wie die Plätterin des Jahres 1887 fand
sich zu dem Ausrufpreis von 13 000 Mark kein Käufer, auch

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