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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0467

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MARIA SLAVONA, STILLEBEN

AUSGESTELLT BEI AMSLER A RUTHARDT, BERLIN

selbe „unteroffizierhaft forsche, stereotype Abschlachtung
der Kreatur", wie uns ein Freund aus Paris schreibt. In
Berlin ist es nun fast einerlei, ob man links oder rechts
geht, zu den Künstlerverbänden oder zu den Juryfreien;
hier und dort herrscht dasselbe Durcheinander und dieselbe
unpersönliche Monotonie, dieselbe innere Unbeteiligtheit
verbunden mit hungriger Sensationslust, dasselbe Operieren
mit auswendig gelernten Formen und Farben. Obendrein
fehlt es an Mitteln, es präsentiert sich alles unsagbar armselig.

Wann endlich wird dieses elende Industriegebäude aus
Eisen und Glas eingerissen werden? Wann wird diese Aus-
stellungsbarbarei aufhören? Wann werden diese schreck-
lichen Degenerationskrankheiten der Kunst ausgetobt haben?

In den Mittelräumen gibt es eine Sonderausstellung für
christliche und jüdische religiöse Kunst. Gemacht von einem
Geschlecht, das nicht an Gott, Religion und Kirche glaubt,
dessen latente Religiosität sich ganz wo anders äußert.
Würden diese expressionistisch stilisierten Kirchenräume be-

nutzt, versammelten sich dort kummerbela-
dene, trostbedürftige Menschen, so könnten
diese in solchem Milieu dem Selbstmord nahe
gebracht werden.

Zwei Ruhepunkte sind in der Riesen-
ausstellung. Der eine ist die vom „Ring"
veranstaltete Sonderausstellung für Archi-
tektur. Dort ist wenigstens Sachlichkeit und
Beziehung zum Leben. Darum wird dieser
Abteilung ein besonderer Bericht gewidmet.

Der zweite Ruhepunkt ist ein besser
hergerichteter Raum, an dessen Haupt wand
Bilder von Maria Slavona hängen. Diese
von Tradition erfüllten, empfindungsvoll
gemalten Bilder schlagen das meiste des
sonst vorhandenen. Hier ist gepflegtes Hand-
werk und Kultur, hier blüht etwas. Der kleine
Raum ist eine Oase. Ohne die Grenzen die-
ser bescheidenen Frauenkunst — die in eini-
gen seitlich aufgehängten Arbeiten deut-
lich sichtbar werden — zu verkennen, wird
man zu ehrlichem Respekt gedrängt. Besser
als die allermeisten der konkurrierenden
Männer weiß diese Frau, die eine Natur ist,
worin Kunst und gute Malerei besteht.*

Man nenne diese „impressionistische"
Malerei nicht überwunden, spreche nicht
von der neuen Zeit und den neuen Auf-
gaben ! Wo das Neue und Zeitgemäße wahr-
haft Kunst wird, da ist es allem künstle-
risch Echten, was vorher war, verwandt,
wie das Kind den Eltern verwandt ist.

K. Sch.

* Sie zeigte zugleich bei Amsler& Ruthardt eine
gut zusammengestellte Kollektion ihrer Bilder.

BERLIN
Das Kronprinzenpalais hat seine in den
letzten Jahren erworbenen Zeichnungen aus-
gestellt. Es ist manche wertvolle Erwerbung
darunter. Besonders die älteren Künstler
des neunzehnten Jahrhunderts sind zum Teil gut vertreten.
Im allgemeinen ist zu viel gekauft worden. Nach zehn
Jahren schon wird gründlich gesichtet werden müssen. Im
ganzen macht die Ausstellung aber, die als Provisorium, bis
zum Beginn des Umbaues von Tessenow, gedacht ist, einen
guten Eindruck.

Eine Ensor-Ausstellung bei Paul Cassirer bestätigte, wie
sehr die Kunst dieses Belgiers vieux jeu ist. Alte Glas-
palastkunst, in die allerhand Allegorisches und Symbolistisches
künstlich hineingeheimnist worden ist und die zu neuem
expressionistischem Scheinleben galvanisiert wird. Was hier
und dort noch berührt, ist ein überzarter Geschmack. Eine
Mode für Leute, denen das Leben an sich nicht genug ist
und die sich um jeden Preis, selbst um den der Lüge,
etwas denken wollen.

Thannhauser hat einem Haus in der Bellevuestraße mit
Mühe und nicht ohne Künstlichkeit Ausstellungsräume ab-
gewonnen und sie mit einer Ausstellung von Kunstwerken

5in m

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