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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0023

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Vermischtes



Auflage erschienen. Karl Wörmann hat zuerst 1887 den
Katalog der Dresdener Gemäldegalerie, dessen dilettantische
und kritiklose Abfassung kurz zuvor Morelli mit schonungs-
losem Spott überschüttet hatte, auf eine wissenschaftliche
Grundlage gestellt. Seit der zweiten Auflage hat dieser
neue, zuverlässige Katalog stets nur noch wenige Ände-
rungen in bezug auf Zuschreibungen und Nummernver-
schiebungen erlebt. In der achten Auflage handelt es sich
nur um folgende acht Fälle. Die thronende Maria mit
dem Kinde, die 1874 aus der Sammlung Barker in London
erworben wurde, führte ehedem den Namen des Gentile
da Fabriano. Wörmann schreibt das Bild jetzt mit Mary
Logan und Paul Schubring dem Meister der Richtung Pesel-
Unos zu, den die erstgenannte Forscherin als Compagno
di Pesellino bezeichnete. (Bisher Nr. 35, jetzt Nr. 7A.)
Eine hl. Familie, bisher unter .Venezianische Schule« ver-
zeichnet, ist als Kopie nach einem bekannten Bilde Tizians
in den Uffizien zu Florenz erkannt worden. Merkwürdiger-
weise wurde dies übersehen, bis 1900 Dr. Bock darauf
aufmerksam machte. (Bisher Nr. 220, jetzt Nr. 176 A.)

Das Gemälde »Simson besiegt die Philister« (bisher
Nr. 206, jetzt Nr. 252A) hat mannigfache, verschiedene
Zuschreibungen erlebt. Im Inventar Guarienti (vor 1753)
steht es als Giulio Romano verzeichnet; A. Hirt gab es
1870 dem Bordone; Hübner bezeichnete es als »Unbekannt«,
aber richtig als venezianisches Bild; Venturi dachte an
die Art des Polidoro; Wörmann an die Art des Bordone,
jetzt schließt er sich Gustav Frizzoni an, der das Bild 1901
als Jugendwerk Jacopo Bassanos erklärte.

Die drei bekannten Gemälde 1962 — 1964 sind aus der
deutschen in die vlämische Schule des 15. Jahrhunderts
als Nr. 809, 809 A und 809B versetzt worden. Es handelt

sich um die beiden Anbetungen der Könige und das männ-

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Richartz den Nachweis versucht, daß der Meister des

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liehe Bildnis des Meisters des Todes Maria. In der »Zeit-
schrift für bildende Kunst« 1894 hat zuerst Firmenich

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Todes Maria kein anderer sei, als Joos van Cleve d. A.,
dessen Familienname van der Beke war. Vorher aber
hatte L. Kaemmerer erklärt, daß die Zeichen auf zwei
bekannten Bildern des Meisters in Köln und Danzig J. van B.
zu lesen seien. Diese Ansicht hat sich jetzt so gefestigt,
daß z. B. der Brüsseler Katalog und der Katalog der
Düsseldorfer kunsthistorischen Ausstellung von 1904 den
Meister desTodes Mariä ohne Rückhalt als Joos van Cleve d. A.
bezeichnet haben und auch der neue Katalog des Kaiser-
Friedrich-Museums zu Berlin diese Gleichstellung für mög-
lich erklärt. Wörmann bezeichnet daher die drei Bilder als
Werke des »Meisters des Todes Mariä wahrscheinlich Joos
van Cleve d. Ä.« — Die Himmelfahrt Mariä (früher Nr.
1309, jetzt Nr. 1242A) stand in Hübners und Wörmanns
Katalog bisher als Werk von Haensbergen. Die Auffindung
der echten Bezeichnung C. P. läßt keinen Zweifel daran,
daß das Bild von Cornelis van Poelenburgh herrührt, dem
es schon das Inventar Guarienti zuschreibt.

Weiter wurde das bisher dem Adam Elsheimer zu-
geschriebene Gemälde Joseph im Brunnen (früher Nr. 197°,
jetzt Nr. 1547A) umgetauft auf den Namen des Claes
Mocijaert. Elsheimer starb schon 1620. Indes haben Wör-
mann und Weizsäcker bei einer eingehenden Untersuchung
des Bildes die Bezeichnung C. M. (zusammengezogen) f. A°
1631 entdeckt. Demgemäß wurde es auf den Namen des
Claes Moeijaert umgetauft, auf den Stil und Vortrag des
Gemäldes hinweisen und zu dessen allerbesten Werken
es gehört. — Für eine weitere Umtaufe brachte die Er-
furter Ausstellung den Anlaß. Das männliche Bildnis Nr.
'9'6 galt bisher als Markgraf Georg von Lukas Cranach d. A.
Wörmann und Flechsig bezweifelten zunächst, daß die
Zuschreibung richtig sei, letzterer bezeichnete das Werk

als »wahrscheinlich vom jüngeren Cranach«. Daß der Dar-
gestellte in Wirklichkeit Joachim II. sei, hielt Wörmann
schon 1899 für möglich, hat Flechsig genügend belegt.
Gewißheit brachte die Erfurter Ausstellung 1903. Das Bild
erwies sich dort als die Naturstudie zu dem um 1556 ge-
malten großen Bildnis des Kurfürsten Joachim II. von der
Hand Lukas Cranachs d. /. im Besitze Sr. Majestät des
deutschen Kaisers. Endlich hat das männliche Bildnis
Nr. 1904 von einem niederdeutschen Meister des 16. Jahr-
hunderts die Nr. 1967 erhalten.

Der Katalog verzeichnet über 2963 Ölgemälde, Pastelle,
Miniaturen und Bildteppiche (die Zahl ist wegen der Dop-
pelnummern im ersten Teile nicht genau); seit der fünften
Auflage des Katalogs sind 32 größere Bilder und 16 Mi-
niaturen hinzugekommen. Um Raum für weitere Erwer-
bungen zu schaffen, sind seit 1887 243 entbehrliche Ge-
mälde leihweise auf Widerruf abgegeben an die Kunsthütte
zu Chemnitz, an die Rathäuser zu Döbeln, Mylau, Wald-
heim und Wehlen, an das kgl. Lehrerseminar zu Franken-
berg, an das König-Albert-Museum zu Freiberg, die Für-
stenschule und den Altertumsverein zu Grimma, die städtische
Real- und Bürgerschule zu Ölsnitz, den Kunstverein zu
Plauen, an drei Ministerialgebäude, die kgl. Kunstakademie,
das kgl. Hoftheater und die städtische Dreikönigsschule
zu Dresden. Zu dieser Verleihung bemerkt ein Dresdener
Blatt: »Hervorgehoben sei bei dieser Gelegenheit noch
einmal, daß der Vorrat der an andere Städte abgebbaren
Bilder damit zurzeit erschöpft ist«. Das ist allerdings die
Ansicht Wörmanns und der Generaldirektion, jedoch wird
sie von anderen Seiten mit Recht gar nicht geteilt. Davon
wird wohl während des nächsten sächsischen Landtages
ausführlicher gesprochen werden. Die verliehenen Ge-
mälde sind übrigens sämtlich nach wie vor im Katalog
ausführlich verzeichnet. Endlich ist noch zu erwähnen,
daß die Gemälde der modernen Abteilung von Nr. 2190
an sämtlich neu numeriert sind, weil die Doppelnummern
so zahlreich geworden waren, daß sie aus der Welt ge-
schafft werden mußten. Der Katalog als Ganzes legt von
der unermüdlichen und gewissenhaften wissenschaftlichen
Weiterarbeit Wörmanns an der Dresdener Galerie erneut
rühmliches Zeugnis ab. ^

Für die Erbauung eines König Albertmuseums in
Chemnitz hat der dortige Stadtrat 878000 Mark bewilligt.

VERMISCHTES
Zwei Bilder mit einer Geschichte. Von zwei
Bildern, die durch ihre Geschichte besonderes Interesse
bieten, abgesehen davon, daß sie auch bedeutenden künst-
lerischen Wert besitzen, weiß »The Burlington Magazine«
zu erzählen. Die ausgezeichnete englische Kunstzeitschrift
gibt zugleich eine erstmalige Abbildung derselben. Zu-
nächst handelte es sich um ein aus Abessinien stammendes
altflämisches Bild. Als die Engländer 1868 unter Lord
Napier Magdala eroberten, fand man über dem Bette des
Königs Theodor einen Christuskopf mit Dornenkrone hängen,
den die Abyssinier als heiligste Ikon ansahen und von dem
oft Kopien in die besten Aethiopischen Manuskripte durch
eingeborene Künstler übertragen worden sind. Als das Bild,
das jetzt im Besitze von Sir Richard Holmes ist, vor dreißig
Jahren nach England gelangte, wurde es für einen Quentin
Massys angesehen; und man nahm an, daß es von den
Niederlanden nach Spanien und Portugal gekommen und
im 16. Jahrhundert durch portugiesische Missionen nach
Abyssinien gebracht worden ist. Eine genaue Untersuchung
hat schon früher gezeigt, daß das in Tempera auf Holz
gemalte Bild übermalt ist und daß das darunter steckende
Bild einen hochlänglicheren Kopf trug. Von der Ansicht, daß
Quentin Massys der Meister des Bildes sei, ist man jetzt
 
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