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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Gensichen, Otto Franz: Adolf Rosenberg: ein Gedenkblatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0145

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von t. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XVII. Jahrgang

1905/1906

Nr. 18. 16. März

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13 Anzeigen 30 Pf. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

ADOLF ROSENBERG.

Ein Gedenkblatt von Otto Franz Gensichen.

Während am Montag, den 26. Februar, beim Sonnen-
untergange die Glocken von allen Türmen Berlins
und der Vororte den feierlichen Einzug der Braut
des Prinzen Eitel Friedrich einläuteten und die Kanonen
im Lustgarten dumpf donnernden Salut schössen, rang
Adolf Rosenberg in seinem stillen Gelehrtenheim in
der Rheinstraße zu Friedenau bei Berlin den letzten
Kampf und schloß gegen sieben Uhr abends die
Augen zum ewigen Frieden.

Durch mehr als fünfundzwanzig Jahre ist der
Entschlafene mit der »Kunstchronik« verbunden ge-
wesen, zuerst als Mitarbeiter, dann als ständiger Korre-
spondent und schließlich sogar einige Jahre hindurch
als mit seinem Namen zeichnender Redakteur. So sei
denn hier an der Stelle, wo er durch eine lange Zeit-
spanne fast in jeder Nummer durch einen Beitrag
vertreten war, sein Lebensbild festgehalten.

Als junger Primaner war Rosenberg von seiner
Vaterstadt Bromberg, wo er als Sohn eines Kauf-
mannes am 30. Januar 1850 geboren wurde, mit
achtzehn Jahren nach Berlin übersiedelt, hatte auf dem
Kölnischen Gymnasium in Berlin zu Ostern 1869 das
Abiturientenexamen mit Auszeichnung bestanden, von
Ostern 1869 bis 1872 an der Berliner Universität
klassische Philologie und Archäologie studiert und
war hier im Mai 1872 zum Dr. phil. promoviert
worden.

Mit Ausnahme der beiden Jahre vom Herbst 1901
bis zum Herbst 1903, während deren er als Chef-
redakteur der »Deutschen Verlagsanstalt« in Stuttgart
wohnte, hat Adolf Rosenberg seit 1868 bis zu seinem
Tode beständig in Berlin gelebt. Hier begann er
auf Professor von Lützows Anregung bereits im
Februar 1873 für die »Zeitschrift für bildende Kunst«
und die »Kunstchronik« Berliner Korrespondenz zu
schreiben. Im Herbst 1874 wurde er Kunstbericht-
erstatter für »Die Post«, in deren Redaktion er im
Mai 1875 a's Redakteur des Feuilletons eintrat und
bis zum Oktober 1897 verblieb. Seit 1881 bis zu
seinem Tode war Rosenberg überdies ständiger Mit-
arbeiter an Meyers großem und kleinem Konver-
sationslexikon, schrieb nebenher gelegentlich auch
für andere Zeitschriften Kunstberichte und kunstwissen-
schaftliche Aufsätze und fand trotz dieser anstrengen-

den Tagesarbeit doch noch Muse und Stimmung zur
Abfassung selbständiger wissenschaftlicher Werke.

Seit er 1871 mit seiner ersten Schrift »DieErinyen«
hervorgetreten war, veröffentlichte er eine stattliche
Reihe kunstgeschichtlicher Bücher, die sich fortan
freilich ausschließlich mit der Kunst der Renaissance
und der Neuzeit beschäftigten. Seine Monographien
über Sebald und Barthel Beham, über Rubens, Rem-
brandt, Raffael, Teniers d. J., Watteau und andere,
seine Studien über die Berliner, Münchener und
Düsseldorfer Malerschule, seine »Geschichte der mo-
dernen Kunst«, seine Neubearbeitung von Guhls
»Künstlerbriefen« und von Racinets »Geschichte
des Kostüms«, seine Herausgabe der »Rubensbriefe«
und der mit Hugo Licht veranstalteten Sammel-
werke »Die Architektur Berlins« und »Die Architektur
Deutschlands«, seine Untersuchungen über den »Kupfer-
stich in der Schule und unter dem Einfluß des Rubens«,
seine Redaktion der bekannten Bände »Klassiker der
Kunst in Gesamtausgaben«, besonders aber sein »Hand-
buch der Kunstgeschichte« geben beredtes Zeugnis
von unermüdlicher Arbeitskraft, umfangreichem Wissen,
feinstem Kunstverständnis, echter Begeisterung für alles
Große und Schöne. Daneben schrieb er zahlreiche
Abschnitte für Dohmes »Kunst und Künstler«, re-
digierte eine Zeitlang die von Ernst Wasmuth be-
gründete Zeitschrift »Berliner Architekturwelt« und
war Jahrzehnte hindurch ein treuer Mitarbeiter der
»Kunstchronik« und der »Zeitschrift für bildende
Kunst«.

Zum erstenmal finden wir ihn im Jahre 1873 mit
einem wissenschaftlichen Aufsatz über das »Parisurteil
in der Kunst des Mittelalters« in der »Kunstchronik«
vertreten. In den nächsten Jahrgängen begegnen wir
ihm in steigender Häufigkeit bei der Besprechung
kunstgeschichtlicher Bücher und als Verfasser von
Berliner Korrespondenzen, für die ihn Carl von Lützow
mehr und mehr heranzog. Später war er nicht bloß
als regelmäßiger Berichterstatter über das Berliner
Kunstleben tätig, sondern er sammelte auch für die
»Kunstchronik« ständig über gewisse Gebiete das
Notizenmaterial. Die Pünktlichkeit, Rücksichtnahme,
Sorgfalt und Treue, mit der er dieser Ämter waltete, hat
seinem Wirken insonderheit bei dem diese Zeitschrift
herausgebenden Verleger ein dankbares Gedenken ge-
sichert. In den Jahren 1892—1899 stand sein Name
auch als Mitredakteur an der Spitze jeder Nummer.
 
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