Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0148

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nekrologe — Denkmalpflege und Heimatschutz Ausgrabungen und Funde

280

NEKROLOGE

Am 15./28. Februar starb in St. Petersburg der Maler
und Zeichner Michael Zichy, ein geborener Ungar. Zichy
(geb. 1829) war ein Schüler Waldmüllers an der Wiener
Akademie, hat aber den größten Teil seines Lebens in
Rußland als Hofmaler zugebracht. Von seinen Gemälden
befindet sich die »Schließung des Kindersarges« in der
Galerie zu Pest, eine Kreuzigung im Dome zu Fünfkirchen.
In Rußland war Zichy seinerzeit sehr populär durch zwei
Bilder zu Lermontows »Dämon«, die in vielen recht
fragwürdigen Stichen verbreitet waren. Zichys Stärke lag
auf dem Gebiet der Skizze. In zahllosen Momentbildern
hat er das Leben der Petersburger Hofgesellschaft unter
Nikolaus L, Alexander II. und Alexander III. mit großer
Treffsicherheit festgelegt. Darunter befinden sich viele
humorvolle Karikaturen auf Personen und Ereignisse. Diese
Skizzen befinden sich ausschließlich im Privatbesitz der
kaiserlichen Familie und sind daher dem Gros des Publi-
kums gänzlich unbekannt. In den letzten Jahren war Zichy
als Künstler nicht mehr hervorgetreten. -chm-

In Meran, wohin er sich zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit begeben hatte, istvor einigen Tagen der Leipziger
Bildnismaler WalterQueck gestorben. Er war aus Lindenau
gebürtig, hatte seine künstlerische Ausbildung hauptsächlich
an der Leipziger Akademie erhalten und war seit 1890 selb-
ständig als Porträtist tätig. Die jüngste Ausstellung des
Leipziger Künstlerbundes brachte einige sehr beachtenswerte
Proben seiner Kunst, die Queck als einen feinfühligen Künstler,
von dem man Größeres noch erwarten konnte, auswiesen.

In Paris ist die Malerin Traute Tomine geb. Stein-
thal, eine Schülerin Lenbachs, im Alter von 38 Jahren ge-
storben. Im diesjährigen »Salon der Femmes peintres* hatte
die in Berlin wohlbekannte Künstlerin zwölf Bilder ausgestellt.

63 Jahre alt ist am 22. Februar in Paris der Historienmaler
und Aquarellist Adrien Moreau gestorben. Er war in Troyes
geboren und Schüler von Pils. Seine Kompositionen waren
geistreich erfunden und voll malerischer Feinheit. Man
nennt als die hauptsächlichsten seine »Kirmes im Mittel-
alter« vom Jahre 1876, sein »Menuett« 1878, seine »Mas-
kerade im 17. Jahrhundert« und andere.

In Groß-Lichterfelde ist im Alter von 76 Jahren der
Landschafter Karl Gustav Rodde gestorben. Ein ge-
borener Danziger, hatte er auf der Düsseldorfer Akademie
seine künstlerische Ausbildung erhalten. Mit Vorliebe hat
er in seinen zahlreichen Landschaften, von denen die
Galerien zu Hamburg, Leipzig, Berlin, Prag und andere
Proben besitzen, italienische Motive behandelt.

Der Bildhauer Charles Auguste Le Bourg ist im
Alter von 77 Jahren in Paris gestorben. Er war in Nantes
geboren und später Schüler von Rüde. Unter seinen Sta-
tuen seien als Hauptwerke sein Dante, Danae, St. Jacques
und eine Statue der Arbeit genannt.

In Maintenon ist der Lithograph und Kupferstecher
Auguste Victor Deroy gestorben; er war in früheren
Jahren ein bekannter Illustrator für die ersten französischen
Zeitschriften und lebte seit einigen Jahren zurückgezogen.

Der Lübecker Kunstmaler Joh. Wilh. Jürgens ist am
4. März in Wiesbaden, wo er zur Kur weilte, gestorben.
Er war vornehmlich in seiner Vaterstadt als Landschafter
geschätzt und malte mit Vorliebe heimatliche Motive neben
italienischen Landschaften.

DENKMALPFLEGE UND HEIMATSCHUTZ
Der diesjährige Tag für Denkmalpflege findet in
Braunschweig am 27. und 28. September unter dem Protek-
torat des Prinzregenten Albrecht von Preußen statt. Am
29. wird sich eine Exkursion nach Hildesheim anschließen.
Das Programm der Tagung wird demnächst veröffentlicht

werden. — An Stelle des nach mehrjähriger verdienst-
vollster Tätigkeit zurückgetretenen bisherigen Vorsitzenden,
Geheimrat Professor Dr. Lörsch in Bonn ist auf der letzten
Tagung in Bamberg der Karlsruher Professor, Geheimer
Hofrat Dr. A. von Oechelhaeuser zum ersten Vorsitzenden
des Tages für Denkmalpflege gewählt worden.

Bologna. Die Restaurierungsarbeiten der Kirche von
San Francesco sind beendet und das Werk soll durch die
Isolierung des herrlichen Baues vervollständigt werden.
Zwischen den Jahren 1236 und 1263 von den Franziskanern,
ganz im Stil der französischen Gotik erbaut, war die Kirche
durch spätere Kapellen und Zutaten aller Art verschändet.
Jetzt, wo das imposante dreischiffige Innere wieder her-
gestellt ist, werden die von außen angebauten Häuser
niedergerissen. Durch das Wegräumen der häßlichen
Markthalle wird der alte Kirchhof freigelegt werden und
wird man dadurch nicht nur den Kirchenbau in seiner
ganzen Schönheit bewundern können, sondern auch die
charakteristischen Grabmäler der drei berühmten mittel-
alterlichen Professoren der Bologneser Universität Oldofredo,
Accursio und Rolandino de' Rpmanzi. f. h.

f.- Die Bestrebungen auf dem Gebiet für Heimat-
schutz haben auch in der akademischen Jugend der Schweiz
Widerhall gefunden. Die deutschen und welschen Sek-
tionen der schweizerischen Studentenverbindung »Zofinger-
verein« werden das Diskussionsthema »Die Verhäßlichung
der Schweiz« behandeln. Für die Bildung eines thur-
gauischen Zweigvereins des Schweizerischen Verbandes
i für Heimatschutz ist ein Aufruf erlassen worden, mit der
besonderen Mahnung, das Neue würdig zu gestalten. »Es
ist gut, Altes vor dem Untergang zu retten, es ist besser,
uns selber, die Zukunft, vor Gestaltungen zu bewahren,
die wir als unserer Zeit unwürdig erkennen.« Im berni-
schen Großen Rate, der gesetzgebenden Versammlung des
Kantons, wurde eine Interpellation eingebracht, die sich
gegen den Abbruch des alten Torturmes des Landstädt-
chens Büren an der Aare wendete und von der kantonalen
Regierung Auskunft wünschte, was diese zur geordneten
Handhabung und Durchführung des Gesetzes betreffend
die Erhaltung der Kunstaltertümer zu tun gedenke.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Pompeji. In nächster Zeit wird dem Publikum das
Haus der amorini dorati geöffnet werden, dessen Ausgra-
bung im Jahre 1903 begonnen wurde. Den Namen hat
das Haus daher, daß in einem Cubriculum in den Wänden
Scheiben aus Goldglas eingelassen sind mit Darstellungen
von Eroten. Im übrigen zeigen die Wanddekorationen
dieses hochinteressanten Hauses nicht nur Fresken, sondern
auch marmorne Reliefs. Den Pompejibesuchern wird von
nun an, wie es früher Sitte war, erlaubt werden, den Aus-
grabungen beizuwohnen. r h.

Verona. In diesen Tagen wird die wichtige Frage
verhandelt, ob man auf dem sogenannten Hügel von San
Pietro, wo einst das Capitolium und später Theoderichs
Palast gestanden haben, die alte Kirche von Santa Libera
und den daran stoßenden Renaissance-Klosterhof von San
Bartolomeo abreißen soll, um durch Ausgrabungen das
altrömische Theater wieder ans Licht zu bringen. Die
Entscheidung ist der Regierung überlassen worden.

f. h.

Neapel. In der Nähe des Klosters von Santa Maria
Epiziaca ist ein wichtiges Stück der alten griechischen Stadt-
mauer zum Vorschein gekommen. Dem Dr. Gabrici und
Professor De Petra ist es bei den zu diesem Zwecke aus-
geführten Ausgrabungen gelungen, in einer Tiefe von vier
Metern unter dem jetzigen Straßenniveau die Überreste
I eines Tores zu finden und man meint, es könnte sich wohl
 
Annotationen