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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Lehrs, Max: Eduard His
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0043

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Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege

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der Kentaurenkampf und der heilige Hain für die
Galerie erworben wurden.

Meine Beziehungen zu His wurden vor etwa
fünfundzwanzig Jahren durch Gottfried Kinkel vermittelt,
und da ich bald darauf (1880) eine Notiz über Holbeins
Triumph des Reichtums in der Zeitschrift für bildende
Kunst veröffentlichte, hatte auch ich Gelegenheit, von
dem umfassenden Wissen des damals Sechzigjährigen
auf dem Gebiet seines Lieblingsmeisters zu profitieren.
Seither — in einem Nekrolog ist es ja gestattet, auch
von Persönlichem zu sprechen — verbanden uns trotz
des großen Altersunterschiedes freundschaftliche Be-
ziehungen, die durch jeden Besuch im »Delphin«
neue Nahrung erhielten, und deren Zeuge, ein statt-
licher Band von Briefen in der klaren, bis ans Ende
jugendfrischen Handschrift des Verewigten, vor mir
liegt.

Mit immer gleichbleibendem, regen Interesse ver-
folgte der alte Herr die Resultate der Forschung, so-
weit sie sein Lieblingsgebiet, die Kunst im südwest-
lichen Deutschland und der Schweiz, betrafen, mit
patriotischem Stolz sah er das Wachsen und Werden
seines großen Landsmannes Konrad Witz, und als
ich ihm im Frühling dieses Jahres, um ihm eine be-
sondere Freude zu machen, eine Abschrift der noch
ungedruckten ersten Bogen meiner Geschichte des
deutschen und niederländischen Kupferstiches im
15. Jahrhundert sandte, in der der Meister der Spiel-
karten in unmittelbare Nähe von Konrad Witz gestellt,
und die Tatsache erwähnt wird, daß ich in der
Renouvierschen Passion von 1446, der ältesten
datierten Kupferstichfolge, bald nach meinem Amts-
antritt in Berlin den Baselstab als Wasserzeichen ge-
funden hätte, die Quellen des deutschen Kupferstiches
also wohl, entgegen der bisherigen Anschauung, im
Süden und nicht im Norden zu suchen seien, da
schrieb er mir: »Ich bin im höchsten Grade über-
rascht und erfreut. Ihre Argumente sind wirklich
überzeugend. Sie verdienten zum Ehrenbürger von
Basel ernannt zu werden.« Mit dieser scherzhaften
Hyperbel, die ich zitiere, weil sie so ungemein charak-
teristisch für das patriotische Kunstinteresse des
Schreibers ist, schloß unsere Korrespondenz. Es war
sein letzter Brief an mich, und ich kann ihn nur mit
diesem aus Blättern der Erinnerung geflochtenen
Kranz erwidern, den ich dankbar auf sein Grab lege.

MAX LEHRS.

Im Alter

NEKROLOGE

r sechsundv.erz.g.Jahren ist x ^
chen der hoffnungsvolle Maler Em.l Br*«' der
Reihe namhafter Bilder vorwiegend imt btone
Empirezeit geschaffen hat, gestorben Ein es s.. ^
die »Taufe«, besitzt das Museum zu Haue, a
vollen Kostümbilder in Aquarell, die im "H . wareri(
Jahre auf den Münchener Ausstellungen zu sen ^ ^
wird sich mancher erinnern. Auch als lnterieu
trätmaler wurde Brack geschätzt. u,i„ Ver-

In Brüssel sind die beiden belgischen Maler * w
heyden und Josse" lmpens geworben, üer er
bei Lebzeiten durch seine Landschaftsbilder bekannx g
worden, der letztere, ein Schüler Portaeis, behandelte n
Vorliebe das Genre.

In München ist an einer Herzlähmung der Professor
Johann Herterich im Alter von 62 Jahren gestorben.
Herterich war ein Schüler Pilotys und hat mit Vorliebe
Historien und Genrebilder gemalt. Er war der Bruder
des bekannteren Malers Ludwig Herterich.

Im Alter von 83 Jahren ist in Neuilly der Maler Florent
Willems gestorben, der im Rahmen der französischen
Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts durch seine Interieurs
und Gemälde mit Szenen aus der Zeit Ludwigs XIII. einen
eigenen Platz behauptet hat. Unter seinen zahlreichen
Schülern durfte er sich besonders des Malers Alfred Stevens
rühmen.

Der Maler Rudolf Lehmann, ein geborener Ham-
burger, ist im 86. Jahre in Bournemede bei Bushey in Hert-
shire gestorben. In den sechziger Jahren war er nach
England übergesiedelt, wo er bis zum Ende seines Lebens
geblieben ist. Vornehmlich wurden seine Porträts geschätzt,
zu denen ihm Persönlichkeiten der höchsten englischen
Kreise gesessen haben.

PERSONALIEN

Professor Heinrich Zügel erhielt vom Preisgericht
der Internationalen Kunstausstellung zu Venedig die gol-
dene Medaille zuerkannt.

Professor Adolf Brütt hat nunmehr die Leitung des
Meisterateliers für Bildhauerei an der Großherzoglich Säch-
sischen Kunstschule in Weimar übernommen; dagegen hat
Ludwig von Hofmann, der ebenda als Lehrer tätig ist,
den an ihn ergangenen Ruf an die Akademie in Stuttgart
abgelehnt.

Als Nachfolger des jüngst verstorbenen Malers Henner
hat die Akademie des beaux arts nach langen Wahlkämpfen
den Maler Lhermitte für würdig befunden.

Professor Julius Bergmann in Rupprechtsau bei
Straßburg i. E. hat den Ruf an die Akademie der Künste
in Karlsruhe als Nachfolger Weißhaupis angenommen.

Frankfurt a. M. Direktorialassistent Ludwig Fielt vom
Städelschen Kunstinstitute ersucht uns, unsere Nachricht
auf Seite 558 dahin zu ergänzen, daß seine Amtsnieder-
legung in keiner Weise durch den Weggang des Herrn
Professor Justi veranlaßt worden ist. Herr Flett, dessen
Vertrag mit der Städelschen Administration am 31. Dezember
dieses Jahres abläuft, hatte schon vor vielen Monaten den
Entschluß gefaßt, aus dem Musealdienste zu scheiden;
seine Kündigung fiel zeitlich mit derjenigen Justis zu-
sammen.

DENKMALPFLEGE
Ein kürzlich vom Rat der Stadt Dresden zum Schutz
von kunstgeschichtlich wichtigen Bauwerken veröffentlichter
Erlaß, den man als eine Frucht unserer modernen Bestre-
bungen für Denkmalpflege bezeichnen möchte, verdient
aus diesem Grunde weiteren Kreisen bekannt gegeben zu
werden. Der Rat berichtet: Von dem vom Ausschusse für
Denkmalpflege aufgestellten Verzeichnisse der kunstge-
schichtlich wichtigen Wohnhäuser haben wir auszugsweise
Abschriften an die Bausachverständigen zur Berücksichtigung
bei Begutachtungen von etwaigen Bauveränderungen an
diesen Gebäuden abgegeben. Die Umschläge der Bauakten
von diesen Gebäuden haben wir mit roten Zetteln, die den
Aufdruck: »Kunsthistorisch wertvolles Gebäude« tragen,
versehen lassen, um sichere Vorkehrung dagegen zu treffen,
daß bauliche Veränderungen an solchen Gebäuden ohne
Berücksichtigung des kunstgeschichtlichen Gebäudewertes
zur Ausführung kommen. Die Gutachten der Bausach-
verständigen über bauliche Veränderungen von solchen
Gebäuden sind im Einvernehmen mit dem Oberbau-
kommissar zu erstatten, um eine einheitliche Beurteilung
 
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